Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

Archiv

Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

Archives

On this website you find information about my work as member of parliament (1998 - Oct. 2009)

Curriculum Vitae english Curriculum Vitae français Curriculum Vitae spanish Curriculum Vitae russian Curriculum Vitae chinese

    09.07.2007

    SPD Kunst- und Kulturpreises im Uhle-Hof Schwarmstedt

    Rede anlässlich der Verleihung der Auszeichnung


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Mitglieder der Malgruppe Monika Bittner,
    liebe Kunstfreundinnen und Kunstfreunde,

    Zum 60. Geburtstag des Malers Adolph Friedrich Erdmann von Menzel wurde in einem Hotel ein feierliches Abendessen gegeben. Der Kaiser hatte angeordnet, dass der berühmte Maler in einer Hofkutsche zum Essen gefahren werden sollte. Alles war versammelt, nur Menzel kam nicht. Bald machte sich eine Abordnung auf den Weg, den Jubilar zu suchen und sie fanden ihn auch: Doch Menzel war gerade dabei, die nach ihm geschickte Hofkutsche mit den Rappen zu zeichnen und begründete sein Handeln so: "Menschen, die Reden halten, kann ich so oft sehen, wie ich will. Solche Pferde aber nicht."

    In diesem Sinne bitte ich Sie um Verständnis, dass wir Ihnen heute keine Kutsche geschickt haben - das Risiko war uns doch einfach zu groß, am Ende allein hier zu stehen.

    Stattdessen freue ich mich sehr, dass ich die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger der Malgruppe Monika Bittner begrüßen und ihnen zu ihrer Auszeichnung mit dem Kunst- und Kulturpreis 2007 ganz herzlich gratulieren darf. Ich denke, damit geht der Preis in diesem Jahr an ein ganz besonderes Projekt.

    Natürlich; es geht in der Hauptsache um die Malerei - also um das Künstlerische. Wie wir an den Bildern der Preisträger sehen können, kommen hier ganz unterschiedliche Malstile zusammen. Ob nun Aquarell, Akryl, Spachtelmasse oder die Arbeit auf Leinwänden, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

    Doch ich finde toll, dass es bei der Malgruppe eben nicht ausschließlich um das Künstlerische geht, sondern gleichzeitig um das Zusammensein und das Miteinander. In der Geschichte der Kunst egal ob Musik, Malerei oder Literatur haben die größten Kunstwerke eben doch ihren Ursprung im Sozialen. Es sind Gespräche mit anderen Menschen, ihre Anregungen oder der Eindruck, den Sie hinterlassen, die zu besonderen und selbst die Künstlerin oder den Künstler überraschenden Ergebnissen führen. Deswegen kann ich es mir die Treffen der Malgruppe auch nicht nur als sehr unterhaltsam und schön vorstellen, sondern auch als künstlerisch sehr anregend.

    Nun also ehrt die SPD Schwarmstedt mit dem 12. Kunst- und Kulturpreis das Engagement der Malgruppe Monika Bittner. Mit Ihrer Begeisterung für Kunst und Ihrem kreativen Schaffen sind Sie, liebe Preisträgerinnen und Preisträger, eine wahre Bereicherung für das kulturelle Leben in unserer Gemeinde. Den größten eigenen Einsatz hat zweifelsohne die Begründerin der Malgruppe, Frau Monika Bittner, in dieses Projekt hineingesteckt. Im Jahre 2001 hat sie das Malatelier ins Leben gerufen und somit ein Treffen unterschiedlichster Menschen mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen von Kunst und Malerei ermöglicht. In Schnupperkursen der Volkshochschule hat Monika Bittner interessierte Personen an die verschiedenen Maltechniken herangeführt. Nach der Devise „Jeder kann malen“, setzte sie sich vor allem für einen ungezwungenen Umgang mit der Malerei ein.

    Viele Menschen bauen im Laufe ihres Lebens leider Barrieren gegenüber der Malerei auf. Während Kinder noch ganz ungezwungen mit Pinsel und Farbe umgehen, tun wir Erwachsene uns häufig viel schwerer. Wer von uns erinnert sich nicht an den Kunstunterricht in der Schule, wo vielleicht nicht jedes Bild den Vorstellungen des Lehrers entsprach und man dann schnell selbst seine künstlerischen Fähigkeiten in Frage zustellen begann? Monika Bittner will den Menschen diese Ängste und Selbstzweifel nehmen. Sie möchte den Menschen den Spaß an der Malerei zurückgeben und das künstlerische Talent, das in vielen Menschen bislang vielleicht unerkannt schlummerte, wecken. Dafür verdient sie unsere größte Anerkennung.

    Doch Sie werden mir zustimmen: solch ein Engagement ist nicht immer leicht. Was man vielleicht als ein Grundproblem der Malerei beschreiben könnte, hat Wilhelm Busch in seiner wunderbar witzigen, schlichten und trotzdem ins Schwarze treffenden Art gesagt: „Oft trifft man wen, der Bilder malt, / Viel selt'ner wen, der sie bezahlt.“

    In Zeiten, wo sich die Käufer auf dem Kunstmarkt bei Bildern von Stars wie Neo Rauch oder Gerhard Richter die aberwitzigsten Bietergefechte liefern, sich dagegen aber für die vielen unbekannteren - deswegen aber nicht weniger interessanten - Malerinnen und Malern nur sehr wenige Mäzene interessieren, ist es nicht immer leicht, das Interesse an Malerei zu wecken.

    Gleichzeitig könnten kaum genügend staatliche Fördermittel zur Verfügung gestellt werden, um all die nötigen Malereiprojekte zu unterstützen. In der Bundespolitik, in der wir zwar nicht wie die Länder einzelne Projekte fördern, wollen wir hauptsächlich die Rahmenbedingungen, in denen Kunst und Kultur stattfinden, verbessern. Einen wichtigen Schritt haben wir gerade am letzten Freitag getan. Da haben wir im Deutschen Bundestag das neue Gemeinnützigkeitsrecht verabschiedet. Finanzminister Peer Steinbrück hatte mit seinem Konzept „Hilfen für Helfer“ - wobei wir die vielen Helferinnen auf keinen Fall vergessen sollten - einen wirklich guten Vorschlag vorgelegt, mit dem wir jetzt die Menschen, die sich tagtäglich im sozialen, kulturellen, sportlichen oder sonst gesellschaftlichen Bereich engagieren, weiter unterstützen werden.

    Der persönliche und in den meisten Fällen ehrenamtliche und unentgeltliche Einsatz, ist bewundernswert und viele Menschen profitieren davon. So gibt es überall in unserem Land kostenlose Museen und Ausstellungen, musikalische Veranstaltungen hören oder Theaterspiele sehen, die nur aufgrund von privatem Einsatz existieren.

    In dem neuen Gesetz fördern wir aus diesem Grund konkret durch eine erhöhte Spendenabzugsfähigkeit, die Abzugsfähigkeit von finanziellen Zuwendungen an Stiftungen, verbesserte Haftungsregelungen oder die angehobene Besteuerungsgrenze für wirtschaftliche Betätigungen gemeinnütziger Körperschaften. Das alles soll helfen, dass noch mehr Menschen Aufgaben in der Gemeinschaft übernehmen.

    Dazu gehört eben auch der private Einsatz von Kunstschaffenden wie Monika Bittner, der mit der heutigen Auszeichnung auch geehrt werden soll. Wer die Arbeit ihrer Malgruppe verfolgt, der sieht: Hier geht es um den Spaß an Kunst, die Freude an Kreativität und um das menschliche Miteinander. Kunst bringt Menschen zusammen! Das ist in meinen Augen eine wunderbare Perspektive. Hier werden Kontakte geknüpft und Freundschaften werden geschlossen.

    Dass sich in der Malgruppe Monika Bittner übrigens Menschen unterschiedlichsten Alters wiederfinden, unterstreicht auch die Bedeutung von Kunst und Kultur für das Miteinander der verschiedenen Generationen. Die jüngste Teilnehmerin der Malgruppe besucht noch nicht einmal die Grundschule, während die älteste Hobbymalerin mit 82 Jahren voll und ganz zu den Aktiven zählt. Das zeigt einmal mehr: Kunst und Kultur sind generationsübergreifend - Malerei ist eine vom Alter unabhängige Leidenschaft.

    Bei Kindern und Jugendlichen fehlt es leider oft an dem Interesse für Kunst und Kultur. Da es leider nicht überall solche wertvollen Initiativen wie die heute ausgezeichnete gibt, liegt hier eine Aufgabe der kulturellen Bildung in der Politik und dabei besonders in der Schulpolitik. Hier muss das Interesse geweckt werden. Doch ist dabei noch viel zu tun. Wie wir nicht erst seit kürzlich veröffentlichen Studien zum Ernährungs- und Konsumverhalten von Kindern wissen, verbringen Kinder und Jugendliche ihre Freizeit viel zu häufig vor dem Fernseher oder dem Computer. Das schadet massiv der Gesundheit und es fehlt den Kindern immer häufiger an sozialen Kontakten. Das führt wiederum zu einem mangelnden Selbstbewusstsein, zur Vereinsamung, mangelnder Kommunikationsfähigkeit und hat nachweisbar negative Auswirkungen auf die Schulleistungen.

    Diesen Entwicklungen müssen wir alle gemeinsam entgegentreten. Natürlich ist es eine zentrale Aufgabe von Eltern und Lehrer, sich um die Verbesserung von Medienkompetenz und kultureller Bildung von Kindern zu bemühen. Doch auch das kulturpolitische Engagement ist selbstverständlich ein wichtiger Baustein. Ich will als ein Beispiel nur einmal die Ganztagsschulen nennen. Wenn Kinder und Jugendliche bereits im Kindergarten oder in der Schule mit Musik, Theater oder Malerei in Kontakt kommen, dann fördert das ihr Interesse für Kunst und Kultur. Außerdem werden jungen Menschen die vielfältigen Arbeitsmöglichkeiten in diesen Bereichen viel leichter eröffnet, wodurch nicht selten der Grundstein für spätere berufliche Wege gelegt werden kann.

    Als drittes sind die privaten und gemeinnützigen Initiativen zu nennen, die hier eine wichtige gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Ich glaube sogar, dass die freiwillige und ehrenamtliche Arbeit in Zukunft an Bedeutung noch viel stärker zunehmen wird. Unsere diesjährigen Preisträger sind das beste Beispiel dafür, dass kulturelle Bildung besonders auf die Initiative von Privatpersonen zurückgeht und sich nicht nur auf Institutionen wie die Schule stützen darf. Musik-, Theater- und Malgruppen wie die von Monika Bittner werden auch in Zukunft eine ganz wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, junge und ältere Menschen über die Kunst und Kultur zueinander zu bringen.

    Mit der Vergabe des Kunst- und Kulturpreises wünsche ich mir, dass die Malgruppe Monika Bittner noch mehr Resonanz in der Öffentlichkeit bekommt und noch mehr Menschen dazu anregen kann, ihre kreative Ader zu entdecken. Dabei hoffe ich, dass Sie sich auch weiterhin über regen Zulauf freuen können. Für die nächste Ausstellung der Malgruppe Monika Bittner im Uhle-Hof in Schwarmstedt wünsche ich Ihnen schon jetzt alles Gute und ganz besonders ein volles Haus. Ich bin sicher: wir werden in Zukunft noch vieles von Ihnen allen hören und vor allem sehen.

    Vielen Dank