Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    19.03.2009

    Monika Griefahn besuchte Frauenhaus für den Landkreis Harburg

    Betroffene fordert verpflichtende Therapiearbeit mit den Tätern


    Zu einem Informationsbesuch war die SPD-Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn kürzlich im Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt (AWO) für den Landkreis Harburg zu Gast. Sie konnte sich die neuen Räume ansehen und auch mit Frauen sprechen, die gerade dort Zuflucht gefunden hatten. Gemeinsam mit Betroffenen, den Mitarbeiterinnen und der AWO-Kreisvorsitzenden Angelika Tumuschat-Bruhn überlegte sie, wie die Situation bedrohter und misshandelter Frauen und Kinder weiter verbessert werden kann.

    Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Ilona Reisen (l.) und Anina Wiggert (2.v.r.) informierten Monika Griefahn über ihre Arbeit. Rechts: Angelika Tumuschat-Bruhn als Vertreterin des Trägers Arbeiterwohlfahrt (AWO).

    Zunächst jedoch hatten die Frauenhaus-Mitarbeiterinnen einige Zahlen für Monika Griefahn vorbereitet. Daraus ging hervor, dass im Jahr 2008 52 Frauen und 58 Kinder vorübergehend Unterschlupf gefunden hatten. Überwiegend stammten die Hilfesuchenden aus dem Landkreis Harburg. Sie verblieben im Schnitt 24 Tage in der Einrichtung, um dann teils in eigene Wohnungen zu ziehen oder bei Freunden oder Verwandten unterzukommen. Dass trotz Gewalterfahrungen der Schritt zu einem Neuanfang sehr viel Mut und Organisation erfordert, zeigte sich darin, dass auch zwölf Frauen in ihre alte Situation zurückkehrten.

    Eine der Frauen, mit denen Monika Griefahn sprach, wird das nach eigenen Aussagen nie mehr tun. Sie forderte mehr Täterarbeit, da gewalttätige Männer sich in der Regel nicht freiwillig in Behandlung begeben. Griefahns Gesprächspartnerin wies auf das sogenannte „Domestic Abuse Intervention Project“ hin, das als Modellprojekt in der US-amerikanischen Stadt Duluth (Minnesota) stattfand. Wichtige Bestandteile des Projektes, so erfuhr Monika Griefahn, seien ein Anti-Gewalttraining für Männer und Bildungsangebote für die betroffenen Frauen in der Zeit, in der ihre Männer sich in der Therapie befinden.

    Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses pflichteten dieser Forderung nach mehr Täterarbeit bei, wussten jedoch auch: Die Bezahlung für solche Therapien ist hierzulande ein Problem. Monika Griefahn nahm diese Hinweise auf. Sie will nun zum einen bei Bundesjustizministerin Brigitte Zypries klären, ob Täterarbeit im Opferschutzgesetz genügend verankert ist und zum anderen auch eine Auswertung des Gewaltschutzgesetzes von 2002 anfordern. Das Gesetz hatte dem Thema häusliche Gewalt Rechnung getragen, zum Beispiel besagt es, dass im Falle häuslicher Gewalt der Täter - und nicht das Opfer - eine gemeinsame Wohnung verlassen muss.

    Den Mitarbeiterinnen des Frauenhauses brannten weitere Themen unter den Nägeln. Sie wiesen Monika Griefahn auf eine Problematik im Zusammenhang mit der Hartz-IV-Gesetzgebung hin. So sei es für Frauen, die sich entschieden, die eheliche Wohnung zu verlassen, sehr schwer eine einmalige Beihilfe zur Erstausstattung zu bekommen. Viele der Frauen, die in Frauenhäusern Zuflucht suchten, seien Hartz-IV-Empfängerinnen, eine einmalige Beihilfe wäre für sie viel wert.

    Monika Griefahn empfand den Austausch vor Ort und insbesondere das Gespräch mit den Betroffenen als sehr wertvoll. „Während bei anderen Straftaten häufiger der Vorwurf laut wird, es werde sich zu viel um die Täter gekümmert, ist hier die Forderung danach laut geworden, genau dort therapeutisch anzusetzen. Wenn es hier Nachholbedarf gibt, werde ich mich dafür einsetzen, dass die entsprechenden Gesetze überprüft und weiter verbessert werden“, versprach Griefahn.