Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    Sommertour 2008 - Tostedt


    Integrationsarbeit und soziales Engagement

    Was der Todtglüsinger SV mit der kontinuierlichen Arbeit zahlreicher Hände auf die Beine stellen konnte, davon überzeugte sich Monika Griefahn im Rahmen ihrer Sommertour. Der 2. Vorsitzende Eike Holtzhauer präsentierte der Abgeordneten, was der Verein am Baggersee Todtglüsingen bereits alles verwirklicht hat und noch verwirklichen will – vom Hundestrand bis zur Strohrutsche. Als Griefahn dann noch mit Vertretern des Vereins in der Hütte am See zusammensaß, ging es auch um zahlreiche andere Dinge.

    Besonders interessierte sich die Politikerin für das Integrationslotsenprojekt, für das der Todtglüsinger SV bereits auf europäischer und bundespolitischer Ebene ausgezeichnet wurde. Der Integrationsbeauftragte des TSV, Frank Zeidler, informierte über das Projekt. Der Verein habe 4600 Mitglieder, 500 davon hätten einen Migrationshintergrund. Damit, dass man sich gezielt um Integrationsarbeit habe kümmern wollen, sollte die Akzeptanz für die Gruppe der Migranten in der Gemeinde erhöht werden. Der Verein hoffe auch, für die Zuwanderer, die wenig Anlaufmöglichkeiten im ländlichen Raum hätten, ein interessantes Angebot bereitzustellen und Einfluss auf Probleme mit Alkohol und Gewalt nehmen zu können. So sei Integration für die Aktiven des Vereins ein Schritt zu mehr sozialem Engagement.

    Um mehr Verständnis für Reaktionen und Handlungsweisen der Migranten zu entwickeln, bildet der Verein Integrationslotsen aus. Sie erhalten eine interkulturelle Ausbildung und entwickeln während der Ausbildung auch eigenständige Projekte. In ihrer Arbeit im Verein, zum Beispiel als Übungsleiter, können sie ihre Kenntnisse umsetzen. Es hilft, mit einzelnen, kritischen Situationen umzugehen, aber auch, Angebote zu machen, die bei Migranten auf Interesse stoßen.

    Monika Griefahn, die im Bundestag im Bereich der internationalen Kulturpolitik tätig ist, hält ein gutes Wissen über die Kulturen anderer für eine notwendige Basis für ein gutes Zusammenleben. Sie selbst hat in ihrem Tätigkeitsfeld zum Beispiel an der Erarbeitung eines deutsch-französischen Geschichtsbuch mitgearbeitet. Den Ansatz des Todtglüsinger SV konnte sie also nur unterstützen.

    Leider, so erfuhr sie, ist es überaus mühsam, für neue Projekte oder all die bestehenden Aktivitäten - vom Fußball für Jugendliche aus der ehemaligen Sowjetunion bis hin zu Veranstaltungen speziell für Frauen - an Fördermittel zu gelangen. Der Vorsitzende Holtzhauer erläuterte, dass Geld zu wenig für die Basis ausgegeben werde und statt dessen in Verwaltungen fließt. Besonders wurmte ihn die Ablehnung eines Förderantrages der Samtgemeinde Tostedt mit einem umfassenden Handlungskonzept.

    Zahlreiche Übungsleiter, Integrationslotsen und Vorständler des Todtglüsinger SV hatten sich Zeit genommen, um Monika Griefahn über die Vereinsarbeit und speziell das Integrationslotsenprojekt zu informieren.

    Monika Griefahn, die erst nach der Ablehnung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf dem Bürgerfest in Tostedt im Juni von dem Antrag erfahren hatte, versprach, sich noch einmal an Maria Böhmer, die Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration zu wenden und die Gründe der Ablehnung zu hinterfragen. Schon beim Bürgerfest hatte sie gesagt, dass sie gerne versuchen wolle zu helfen, es aber einfacher sei, Dinge zu forcieren, wenn sie noch nicht abschlägig beschieden worden seien. Sie ermunterte daher die Verantwortlichen, sich zukünftig frühzeitig an sie zu wenden. Wo es möglich sei, würde sie gerne tätig werden.

    Ihr Fazit auf dem Heimweg vom Todtglüsinger SV: „Es ist toll, so viele engagierte Menschen zu treffen, die viel anpacken und ihre Gemeinde mit gestalten.“

    Engagement kann viel bewirken

    Im Rahmen ihrer traditionellen Sommertour besuchte Monika Griefahn den Verein „Kommunale Agenda 21“ in der Samtgemeinde Tostedt. Gut gelaunt und voller Engagement fuhr sie dort nach rund eineinhalb Stunden wieder weg, denn der 1. Vorsitzende Burkhard Allwardt und Kassenwart Dirk Stecklina steckten so voller Tatendrang, dass es ansteckend wirkte. Das ist nicht zuletzt so, weil die Agenda 21 besonders bei den Solaranlagen Tostedter Erfolgsgeschichte geschrieben hat.

    Als sich die Gruppe vor dem Rathaus der Samtgemeinde Tostedt traf – war auch der Tostedter SPD-Vorsitzende Reinhard Riepshoff mit von der Partie. Die Solarzellen auf dem Dach des Rathauses konnte man wegen der rückwärtigen Dachlage nicht sehen. Vorne aber läuft unermüdlich der Stromzähler, der die Sonnenernte anzeigt. Fast 99.000 Kilowattstunden Strom hat die Photovoltaikanlage dort seit der Installation im Jahr 2004 bereits erzeugt. Damit wurden 52.000 Kilogramm CO2 im Vergleich zu fossilen Brennstoffen eingespart. „Mit dem Strom, der hier erzeugt wird, können wir rechnerisch acht Haushalte im Jahr versorgen“, freut sich Allwardt. Die Agenda 21 musste in den Anfängen ihrer Arbeit stark kämpfen, um die Finanzierung der Anlage auf die Beine zu stellen. Viele Leute waren skeptisch, glaubten nicht an den Erfolg.

    Heute ist das anders. Bankkredite sind leichter zu bekommen und auch Bürger sind bereit, größere Summen in Solarprojekte anzulegen. Das zeigte sich beim Projekt Handeloh. Als Bürgersolaranlage (GbR) konzipiert, konnten Beteiligungen von je 250 Euro im Wert von 90.000 Euro verkauft werden. Die Anlage kostete zusammen 135.000 Euro. „Unsere 3 Anlagen auf den Dächern öffentlicher Einrichtungen haben unsere Erwartungen übertroffen. Sie arbeiten mit acht Prozent höheren Erträgen als kalkuliert“, freut sich Burkhard Allwardt.

    Monika Griefahn fühlte sich in ihrem Engagement für Solarenergie bestätigt. Sie ist beteiligt an der Genossenschaft Bürgersolarkraftwerke Rosengarten und hat sich im Bundestag gerade bei einem Antrag zur Nutzung erneuerbarer Energien an deutschen Gebäuden im Ausland stark gemacht. Interessiert verfolgte sie auch, was Allwardt und Stecklina ihr über das fifty-fifty-Programm in Tostedt erzählten.

    Bei dem Projekt geht es darum, die Kinder, Mitarbeiter und Besucher der Kindergärten und Grundschulen der Samtgemeinde Tostedt zum Wasser- und Energiesparen anzuregen. Nutzern und Verwaltung stehen am Ende eines Jahres je die Hälfte der eingesparten Kosten zu. Hat also beispielsweise eine Grundschule kräftig Energie- und Wasser eingespart, kann sie sich von dem Geld, das nicht dafür ausgegeben wurde, eine wichtige Anschaffung leisten. Die andere Hälfe investiert die Samtgemeinde für Energiesparmaßnahmen in der entsprechenden Immobilie.

    Auch hier kann sich die Bilanz sehen lassen: 69.000 Kilowattstunden Strom wurden seit Beginn des Projekts an den Grundschulen (ab 2004) und den Kindergärten (ab 2005) eingespart, 2 Millionen Kubikmeter Erdgas ebenfalls. An Wasser flossen 500 Kubikmeter Trinkwasser weniger durch die Leitungen. „Das bedeutet in Euro insgesamt 95.000 Euro weniger Verbrauch“, rechnet Kassenwart Stecklina vor.

    Monika Griefahn war beeindruckt. „Auch wenn man denkt, man achtet schon auf alles, es gibt offenbar immer noch Möglichkeiten, Energie zu sparen“, meinte die Abgeordnete. Sie befürwortete insbesondere, dass die Agenda 21 für alle ersten Klassen und Kindergärten in der Samtgemeinde, eine Stunde Unterricht pro Woche für Energiesparmaßnahmen gibt. Auch Burkhard Allwardt, der das meist übernimmt, freut sich: „Manchmal ist es so, dass die Kinder zu Hause dann ihre Eltern zurechtweisen“, meint er schmunzelnd.

    Monika Griefahn im Einsatz bei der Töster Tafel

    Menschen können schneller als man denkt in eine schwierige finanzielle Lage geraten. Oft genug sind Krankheit oder Arbeitslosigkeit der Grund dafür. Dass es Menschen und Unternehmen gibt, die diesen Bedürftigen helfen, erfuhr Monika Griefahn bei der Töster Tafel. Im Rahmen ihrer Sommertour half sie bei der Lebensmittel-Ausgabe mit und erfuhr auf diese Weise viel über die Schicksale der Betroffenen und den Antrieb der ehrenamtlichen Helfer. Die Tafel wird vom Herbergsverein Tostedt organisiert.

    Um für eine gerechte Verteilung zu sorgen, arbeiten die Ehrenamtlichen bei der Lebensmittel-Ausgabe mit einem Nummernsystem. Die Helfer händigen den Menschen die Lebensmittel, die sie zuvor von Unternehmen in der Samtgemeinde Tostedt abgeholt haben, entsprechend der Familiengrößen aus. Viel Gesundes ist dabei: Paprika, Salat, Bananen. Ein Bäcker hat immer frisches Brot für die Tafel parat.

    Die Menschen vor dem Container kennen sich. Offensichtlich helfen die Tafel und das gemeinsame Warten, um Freundschaften zu schließen oder zumindest gute Bekannte zu werden. Damit hat die Tafel nicht nur den Zweck, Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen, sondern ist auch – beabsichtigt oder nicht – sozialer Treffpunkt.

    Es ist diese Idee, die Monika Griefahn später im Gespräch mit dem Leiter des Herbergsvereins Peter Johannsen wieder aufgreift. Es sei gut und richtig, dass es die Tafeln und ähnliche Einrichtungen in Deutschland gebe, sagt die Abgeordnete. Ihr sei trotzdem wichtig, den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. So gebe es beispielsweise Kochkurse für Bedürftige, in denen diese lernten, mit wenig Geld gutes Essen zuzubereiten. „So ein Kochkurs ist meiner Meinung nach ein Schritt über die Abgabe von Lebensmitteln hinaus, und er sorgt auch für soziales Miteinander“, schlägt Griefahn vor.

    Dennoch hat der Besuch sie nachdenklich gemacht. „Hinter jedem Menschen, der heute hier war, steht in der Regel eine Familie. Das einmal hochgerechnet, sind es viele Bedürftige, die auf die Tafeln angewiesen sind.“