Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    17.03.2009

    Berichterstattung über Amoklauf braucht Konsequenzen

    Verlage und Sender müssen sich auf ethischen Journalismus einigen


    Anlässlich der Diskussion um Konsequenzen aus dem Amoklauf erklärt die Sprecherin der Arbeitsgruppe für Kultur und Medien der SPD-Bundestagsfraktion, Monika Griefahn, MdB:

    Die Opfer und Bürger von Winnenden sind in den Stunden und Tagen nach dem Amoklauf durch den Umgang vieler Medien zum zweiten Mal zum Opfer geworden. Die hohe Anzahl von Beispielen für Sensationsjournalismus – angefangen bei Spekulationen, Verletzung der persönlichen Würde bis hin zu Fälschungen von Berichten – ist erschreckend. Dadurch werden nicht nur die Opfer gedemütigt sondern auch Täter heroisiert, was Nachahmungstaten und Trittbrettfahrer provoziert. Gerade in Fällen wie diesem müssen wir uns in Deutschland auf journalistische Ethik, Sorgfaltspflicht und Verantwortungsbewusstsein verlassen können. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir es ausdrücklich, dass sich der Deutsche Journalistenverband (DJV) mit einer sehr deutlichen Kritik an seine Mitglieder gewandt hat.

    Jetzt muss sich jedes einzelne Medium fragen, welche Konsequenzen es für die eigene Berichterstattung ziehen muss. Gleichzeitig ist eine gemeinsame Verständigung der Medien untereinander dringend notwendig, damit Medien nicht zu Waffen werden. Wir fordern die Verlage und Sender auf, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen, um sich auf journalistische Grundsätze zu besinnen und zu verständigen. Auch im Deutschen Bundestag werden wir uns gesondert mit diesem Thema befassen.

    Angesichts der schrecklichen Ereignisse und der Berichterstattung darüber, ist es auch politisch nicht einfach, dem schnellen Reflex des blinden Verbots-Aktionismus zu widerstehen. Deshalb begrüßen wir, dass die meisten politischen Entscheidungsträger jetzt differenzierter argumentieren als noch bei Erfurt und Emsdetten. Politische Konsequenzen müssen sachlich, besonnen und ruhig diskutiert werden, wenn sie mehr als Populismus sein sollen. Undurchdachte Schnellschüsse auf vermeintliche Ursachen wie das Internet oder Computerspiele schaden dabei mehr als sie nutzen.