Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    10.04.2008

    Gentechnik und Verbrauchermacht


    Frühling, die Bauern bestellen ihre Felder. Bloß gut, dass die Mehrheit der Verbraucher und auch viele Landwirte in Deutschland keine gentechnisch veränderten Lebensmittel wollen. Sie haben ihre Macht gezeigt. Denn nur durch ihren Druck wurden in der EU bislang vergleichsweise wenig genveränderte Pflanzen angebaut, ist die Zulassung solcher Pflanzen ein kompliziertes Verfahren. Im Bundestag haben wir in diesem Jahr eine Novelle des deutschen Gentechnikgesetzes verabschiedet, die die Wahlfreiheit der Verbraucher durch die freiwillige Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ stärkt. Es gibt Verunreinigungsgrenzwerte von 0,1 Prozent beziehungsweise 0,9 Prozent bei Futtermitteln, die nicht überschritten werden dürfen. So kann der Bürger in Zukunft ganz bewusst zu diesen Produkten greifen und mit seinem gezielten Kauf dazu beitragen, dass es für Gentechnik auch in Zukunft keinen Markt in Europa geben wird.

    Ich bin mit dem Gesetz nicht vollständig zufrieden, weil ich generell erhebliche Bedenken gegen den Einsatz von Gentechnik in Lebensmitteln habe. So halte ich die Abstandsregelungen für zu gering. 150 Meter muss ein Gen-Acker von einem konventionell bebauten Feld entfernt sein, 300 von einer Öko-Fläche. Das sind Entfernungen, mit denen eine unkontrollierte Kreuzung der Pflanzen kaum verhindert werden kann, bedenkt man nur, dass der Flugradius von Bienen mehrere Kilometer beträgt. Das habe ich als niedersächsische Umweltministerin bereits 1997 mit einer Studie des Niedersächsischen Landesamts für Ökologie zeigen können. Aber nicht alles ist schlecht an diesem Gesetz: Die SPD konnte neben der Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ auch durchsetzen, dass das geltende Haftungsrecht erhalten bleibt. Wer in seinen geernteten Pflanzen Verunreinigungen oberhalb der Kennzeichnungsschwellen feststellt, hat Anspruch auf einen finanziellen Ausgleich. Auch das Standortregister, einzusehen unter
    www.bvl.bund.de, bleibt erhalten.

    Das alles ändert jedoch nichts daran, dass grüne Gentechnik per se in meinen Augen eher dem Gewinnstreben weniger Unternehmen denn dem Menschen oder der Natur dient. Es entsteht ein Schaden für die Landwirte und die Artenvielfalt leidet. Bürgerinnen und Bürger in Österreich wehren sich zurzeit erheblich gegen den Anbau von umstrittenem BT-Mais. Als Verbraucherin ziehe ich besonders Bioprodukte, fair gehandelte Waren und in Zukunft eben auch solche mit der Kennzeichnung „ohne Gentechnik“ vor.