Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    08.07.2008

    Eine absurde Diskussion


    In diesen Tagen frage ich mich oft, ob Manche in den letzten Jahren geschlafen haben. Nur so kann ich mir die aktuellen Forderungen für mehr Atomenergie erklären. Wir haben in Deutschland doch nicht jahrelang dafür gekämpft, die schwierige Umstellung von Atomenergie auf erneuerbare Energien endlich auf den Weg zu bringen, damit andere das nun wieder kaputt machen. Sind die vielen Unfälle etwa schon vergessen?

    Das Leck in einem slowenischen Reaktor setzte vor wenigen Wochen ganz Europa in Alarmbereitschaft und auch Krümmel und Brunsbüttel finden sich unter den hunderten Störfällen. Nirgendwo auf der Welt gibt es einen technischen Standard, der Unfälle verhindern kann. Da ist es doch absurd, weiter mit Atomstrom zu planen. Doch leider scheinen immer mehr die Gefahren zu ignorieren und mit fadenscheiniger Argumentation ein Atomstrom-Revival zu beschwören.

    Es wird behauptet, dass der steigende Strompreis nur mit Atomenergie billiger werden könne. Eine echte Milchmädchenrechnung. Hier versuchen die monopolistischen Atomkonzerne den Verbrauchern Angst zu machen, obwohl sie die Preise in die Höhe treiben. Das wirklich teure ist zudem das Öl. Damit heizen wir und fahren Auto, nicht mit Strom. Hinzu kommen die ganzen versteckten Kosten der Atomenergie. Bei jeder Panne mit Umweltfolgen zahlen wir Steuerzahler.

    Ganz grotesk wird die Argumentation aber dann, wenn CDU/CSU und andere sich für Atomenergie stark machen, obwohl immer noch niemand weiß, was mit den radioaktiven Abfällen passieren soll, die noch tausende Jahre unsere Nachfahren gefährden werden. Gerade ist bekannt geworden, dass radioaktiv verseuchtes Wasser im Versuchslager Asse über Jahre nicht gemeldet wurde. Eine wirkliche Schweinerei.

    Die ersten Fälle scheinen bis in meine Zeit als Umweltministerin zurück zu gehen. Es hat schon einen sehr unangenehmen Beigeschmack, wenn solche Pannen erst gemeldet werden, wenn eine atomfreundliche CDU regiert. Jetzt wird überlegt, dass gesamte Lager mit einem Wasser-Chemie-Gemisch zu fluten. Sie halten das für hirnverbrannt? Ich auch! Kein Arzt würde eine Operation beginnen, wenn er nicht wüsste wie er den Patienten wieder zunähen soll. Aber ausgerechnet bei der lebensbedrohlichen Atomenergie scheint der normale Menschenverstand auszusetzen. Wir dürfen uns nicht auf solche Diskussionen einlassen, sondern müssen weiter in Energie für die Zukunft investieren zum Beispiel mit Bürgersolarkraftwerken.