Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    13.08.2008

    Nur die halbe Wahrheit


    Die Armen werden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Vorsicht! Dieser bestechend einfache Satz ist nur die halbe Wahrheit. Der Sozialforscher Meinhard Miegel hat durch langjährige Datenerhebungen jetzt überraschende Ergebnisse veröffentlicht.

    Richtig ist: In den letzten 10 Jahren stieg die Zahl der Einkommensschwachen um 4,1 Millionen, die der Einkommensstarken um 2,1 Millionen und die Zahl der mittleren Einkommen schrumpfte um 5,5 Millionen. Das Bild einer sich öffnenden Schere stimmt nur auf den ersten Blick, denn richtig ist auch: Die Zahl der Migranten stieg in der gleichen Zeit um 3,5 Millionen und genau diese Menschen machen zu drei Vierteln den Anstieg bei den Einkommensschwachen aus.

    Immer mehr Ausländer stehen in Deutschland vor der Arbeitslosigkeit, jeder dritte Ausländer ist statistisch gesehen arm. Und als größte Gruppe einkommensschwacher Deutscher kommen die Alleinerziehenden hinzu. Die Mittelschicht jedoch schrumpft laut Meinhard Miegel, weil immer mehr Deutsche auf- Migranten hingegen absteigen. Und noch mehr Überraschungen: Traditionelle deutsche Vater-Mutter-Kind-Familien, die bislang den Kern der Mittelschicht bildeten, verfügen inzwischen immer stärker über höhere Einkommen.

    Auch die Altersarmut relativiert sich. In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl alter Menschen um 2,4 Millionen, nur ca. 20 Prozent davon finden sich jedoch bei den Einkommensschwachen. Also rutschen immer mehr Migranten in Armut ebenso wie Alleinerziehende. Familien und ältere Menschen schaffen hingegen oft den Aufstieg. Das muss Folgen für Politik haben.

    Mit Sozialpolitik können wir die Probleme mildern aber nicht lösen. Leider schauen hier manche gern weg und schüren lieber Angst vor gesellschaftlicher Spaltung und Verarmung. Mit den tatsächlichen Herausforderungen haben die populistischen Reden von CSU oder Oskar Lafontaine wenig zu tun. Die Studie zeigt, dass wir stattdessen eine wirkungsvolle Integrationspolitik brauchen. Migranten brauchen bessere Bildungs- und Ausbildungsangebote.

    Das von der CDU gewollte Erziehungsgeld für Eltern, die zu Hause bleiben, führt genau dazu, dass Kinder von Migranten noch später unsere Sprache lernen und Teil unserer Gesellschaft werden. Selbst mehr Kindergeld wird an der Armut von Migranten und Alleinerziehenden nur wenig ändern. Diese brauchen stattdessen zielgerichtete Fördermaßnahmen wie Ganztagsschulangebote, extra Sprach- und Förderkurse und erschwingliches Schulessen. Erst dann hat jeder Einzelne irgendwann die gleichen Chancen.