Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    16.07.2009

    Nein Danke, nicht auf unsere Kosten!


    In den letzten Wochen hat sich bei dem Störfall im Atomkraftwerk Krümmel sehr deutlich gezeigt, dass mit Vattenfall einer der größten Hersteller von Atomstrom schlicht überfordert ist mit dieser gefährlichen Technologie. Hier wurde zwei Jahre lang versucht, einen 25 Jahre alten Atommeiler wieder funktionstüchtig zu machen und kaum geht er erneut in Betrieb folgt die nächste Panne. Mit technischen Anlagen in einem Krankenhaus hätte man lange nicht so viel Geduld. Hier scheint das Verantwortungsbewusstsein größer, obwohl in beiden Fällen Menschenleben gefährdet sind. Liegt der Unterschied vielleicht daran, dass die lebensbedrohende Gefahr der Atomkraft erst nach Jahren oder Jahrzehnten sichtbar wird? Seit 1965 gab es in deutschen Atomkraftwerken 5.783 gemeldete Vorkommnisse. Unter manchen leiden die Menschen heute noch, so wie die Leukämiekranken in der Elbmarsch.

    Mir ist schleierhaft wie man bei so vielen alarmierenden Informationen und der Unmöglichkeit der „Fehlerfreundlichkeit“ weiter auf Atomstrom setzen kann. Ohne die Blockade der Atombefürworter könnten wir auch mit erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und Energieeinsparung schon viel weiter sein. Wenn Atomstrom nicht die Netze blockieren würde, läge der derzeitige Anteil von grüner Energie an der Stromerzeugung schon längst über den derzeitigen 15 Prozent. Bläst der Wind im Norden stark, müssen dort die Windräder abgeschaltet werden, weil die Stromnetze die Energie nicht aufnehmen können.

    Wirklich erschreckend finde ich, dass sich die Stromkonzerne auch deshalb komplett auf die Kernkraft ausrichteten, weil ihnen die Regierung aus CDU und FDP schon 1965 versprach, dass es für den Atommüll eine sichere Endlagerung gäbe. Detlev Möller fand jetzt im Rahmen seiner Dissertation heraus, dass schon damals Gutachten wissentlich ignoriert wurden, die zu ganz anderen Ergebnissen kamen. In diesen wurde klargestellt, dass beispielsweise das Lager Asse unweigerlich komplett voller Salzlauge laufen würde – eine Gefahr, vor der ich als Umweltministerin gewarnt hatte. Leider standen zu meiner Zeit sogenannte Versuchslager wie Asse unter bundeshoheitlicher Aufsicht, so dass ich als Landesumweltministerin gegen die gefährliche atompolitische Blindheit von Bundesumweltministerin Angela Merkel kaum etwas ausrichten konnte. Doch im Herbst haben wir gemeinsam die Chance, das sehr wohl zu tun.

    Nur das Wahlergebnis kann noch verhindern, dass die CDU und ihre Vorsitzende diesen verhängnisvollen Weg weiter gehen und den Atomausstieg rückgängig machen. Ein Ausstiegskonsens, von dem rund 66 Prozent der Deutschen überzeugt sind und zu dem die Betreiber plötzlich nicht mehr stehen wollen, weil sie hoffen, mit alten Atommeilern wie Krümmel noch ein paar Millionen extra zu verdienen. Und das auf Kosten unserer Gesundheit. Nein Danke! Nicht mit mir!