Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    10.08.2009

    Baumschutz in Seevetal

    Monika Griefahn plädiert für Nachhaltigkeit bei der Waldnutzung


    „Mein Freund, der Baum …“ – unter diesem Motto hatte die Seevetaler SPD am 5. August zu einer Diskussionsrunde über mögliche Schutzkriterien und Verfahrensregeln für ein Baumkataster in der Samtgemeinde eingeladen. Angelika Tumuschat-Bruhn, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, begrüßte die Gäste und stellte als Moderatorin die Diskussionsteilnehmer auf dem Podium vor: die Bundestags- abgeordnete Monika Griefahn, den Sprecher des Umwelt- und Planungsausschusses und Ortsbürgermeister von Maschen, Günter Schulz, sowie Hans Hackländer, den Ortsbeauftragten für Naturschutz der Gemeinde Rellingen.

    Monika Griefahn setzte den Schwerpunkt auf einen geregelten Baumschutz in Seevetal. Unstrittig sei die herausragende Bedeutung eines gesunden Baumbestandes in seiner Komplexität für die Lebensqualität der Menschen: Bäume ermöglichen eine große Artenvielfalt (ca. 100 verschiedene Arten pro Hektar); sie binden Staub und neutralisieren CO2; sie reinigen die Luft und spenden Sauerstoff (ein Baum produziert ca. 4,6 t pro Jahr – das deckt den Sauerstoffbedarf von 10 Menschen im gleichen Zeitraum); großflächiger Baumbestand verhindert die Erosion des Bodens und baut mit Aufdüngung durch Altholz und Blattwerk fruchtbare Humusschichten für Leben aller Art auf. Monika Griefahn betonte, dass diese Erkenntnisse bereits seit dem 19. Jahrhundert sehr wohl verbreitet seien, nachdem noch ein Jahrhundert zuvor groß angelegte Waldrodungen wie in der Lüneburger Heide dafür gesorgt hätten, dass es heute kaum noch große zusammenhängende Waldflächen in Deutschland gebe. Aus bundespolitischer Sicht sei es daher wichtig, endlich eine nachhaltige Umsetzung des Waldschutzgesetzes voranzutreiben – gemäß des Grundsatzes aus der Forstwirtschaft „Bei der Bewirtschaftung eines Waldes darf nur soviel Holz entnommen werden, wie auch nachwachsen kann.“ (Carl von Carlowitz (1713)).

    Was müssen und können wir also tun? In Beantwortung dieser Frage stellte Monika Griefahn drei Kernforderungen auf:

    • die Novelle des Bundeswaldgesetzes weiterhin auf der politischen Agenda verfolgen und eine Anpassung an die heutigen Erfordernisse einer nachhaltigen Waldwirtschaft mit biologischer Vielfalt vornehmen;
    • die Erhaltung der Waldökosysteme als Lebensraum für eine artenreiche heimische Pflanzen- und Tierwelt forcieren;
    • in Zeiten des Klimawandels die Lebensqualität für die Menschen erhalten und fortschreiben, durch bessere Luft und eine gesunde Umwelt. Grüne Lungen müssen im Zuge der Erweiterung bebauter Flächen und verstärkter Infrastruktur, gerade auf dem Lande, gepflegt werden.

    Unter Bezug auf die Novelle des Bundeswaldgesetzes merkte die anwesende Landtagsabgeordnete Brigitte Somfleth ergänzend zu den politischen Forderungen für Niedersachsen an: „Seinerzeit war diese als Loewe-Programm (Langzeitige ökologische Waldentwicklung) von der SPD und den GRÜNEN in Niedersachsen angeschoben worden; aktuell, unter der CDU/FDP Landesregierung, wird dieses Schutzprogramm für eine nachhaltige Waldwirtschaft aber immer mehr verwässert – es muss dringend neu aufgelegt werden.“

    Günter Schulz fokussierte den Handlungsbedarf auf kommunalpolitischer Ebene und betonte, dass eine Verordnung zum Schutz der Bäume heute mehr denn je ein vorrangiges Ziel politischer Arbeit in Seevetal sein sollte. Auf Nachfrage erläuterte er vorab den Unterschied zwischen einem Baumkataster und einer Baumschutzsatzung:

    • das Kataster umfasst nach von Fachleuten vorgegebenen Kriterien eine Auflistung vorhandener Bäume, die schutzwürdig sind;
    • die Satzung regelt das Verfahren – eventuelle Ausnahmefälle sowie Sanktionen, bei Nichteinhaltung der Schutzbestimmungen.

    Seit fast 25 Jahren seien in Seevetal seitens der SPD-Fraktion bereits mehrfach Versuche unternommen worden, den Schutz des vorhandenen Baumbestandes in der Gemeinde, auf öffentlichem und privatem Grund und Boden, politisch festzuschreiben; doch eine wirksame Lösung sei bislang an den politischen Mehrheitsverhältnissen im Gemeinderat gescheitert. Die derzeitigen Baumschutz-Möglichkeiten im Rahmen bestehender Bebauungspläne reichten bei weitem nicht aus. Grundsätzlich solle sich der Baumschutz auf ortsbildprägende und standortgerechte, also heimische Bäume, Baumgruppen und Gehölze erstrecken. Die Auswahl der in einem Kataster aufzulistenden Bäume werde durch Fachleute, mit Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern (z. B. NABU) erfolgen. „Auf jeden Fall sollen jeweils die Grundeigentümer persönlich mit eingebunden werden – es macht keinen Sinn, im Streit etwas zu erzwingen – hier muss die Politik intensive Überzeugungsarbeit leisten“, bekräftigte Günter Schulz. Darüber hinaus könnten jederzeit eigene Meldungen sowie entsprechende Anträge auf Aufnahme in das Kataster gestellt werden. Für die Vorarbeiten seien jetzt die Rahmenbedingungen geschaffen worden – mit der Verabschiedung des Haushalts 2010 sind im Dezember vergangenen Jahres 25.000 Euro fest veranschlagt worden. Parallel müsse nun auch eine Erhöhung der Fördermittel für die notwendigen Pflegemaßnahmen der unter Schutz gestellten Bäume durchgesetzt werden; denn „wir wollen die Grundeigentümer mit ihren Bäumen nicht alleine lassen, sondern sie in ihrem Bemühen um den Erhalt schützenswerter Bäume auch finanziell unterstützen“, betonte Günter Schulz.

    Hans Hackländer stellte das „Rellinger Modell“ vor und betonte, wie reibungslos die Einführung eines Baumschutzkatasters in der 14.000-Einwohner-Gemeinde in Schleswig-Holstein abgelaufen sei. „Das läuft seit über 10 Jahren – ganz ohne Zankerei und Murren“, berichtete der Naturschutzbeauftragte nicht ohne Stolz. Man sei sehr behutsam vorgegangen und habe darauf geachtet, dass die anschließende Baumschutzsatzung mit ihrem Regelwerk nicht zu einem Monster mutiert sei – wie in Hamburg seinerzeit geschehen, durch eine Überbürokratisierung und eine Überfrachtung mit Ausnahmeregeln. „Das Rellinger Modell hat funktioniert und tut es noch – es kann zweifelsfrei als Vorbild dienen, so dass einer Übernahme durch die Seevetaler nichts mehr im Wege steht“, versicherte Hans Hackländer abschließend.

    „Zu fällen einen schönen Baum, braucht's eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert.“
    (Eugen Roth, deutscher Schriftsteller und Dichter, 1895-1976).