Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

Archiv

Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

Archives

On this website you find information about my work as member of parliament (1998 - Oct. 2009)

Curriculum Vitae english Curriculum Vitae français Curriculum Vitae spanish Curriculum Vitae russian Curriculum Vitae chinese

    18.08.2009

    Zweite Chance für junge Menschen

    Sigmar Gabriel informierte sich über Ausbildung bei der OTG


    Neun Jahre nach seinem letzten Besuch – damals als Ministerpräsident von Niedersachsen – war Sigmar Gabriel nun ein weiteres Mal bei der Ostfriesischen Teegesellschaft (OTG) in Buchholz-Meilsen zu Gast. Der jetzige Umweltminister hatte seinerzeit am Richtfest des Logistik Zentrums Buchholz teilgenommen. Am vergangenen Dienstag war er auf Einladung von OTG-Senior-Chef Laurens Spethmann und der örtlichen SPD-Bundestagsabgeordneten Monika Griefahn in die Nordheide gekommen, um sich über das Ausbildungsprojekt der OTG „Zukunft durch Ausbildung“ zu informieren. Das Projekt geht ins sechste Jahr und kümmert sich um Jugendliche, die Schwierigkeiten haben, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Monika Griefahn, die das Projekt für überaus gelungen hält, war auch wichtig, dem Projekt mit dem Ministerbesuch zu mehr Öffentlichkeit zu verhelfen.

    Gabriel, selbst ausgebildeter Lehrer, zeigte sich nach der Präsentation der Ausbildungskonzeption beeindruckt, denn: Die OTG hat im Prinzip eine eigene Ausbildungsfirma geschaffen, deren Arbeit in den Gesamtbetriebsablauf der Teegesellschaft integriert wird. „Mir ist in Deutschland keine andere Firma bekannt, die das macht“, sagte der Minister. Es könnten auch nicht alle leisten, fügte er hinzu, als er hörte, dass die OTG sich ihr Engagement etwa 500.000 Euro pro Jahr kosten lässt. Dennoch bekräftigte er: „Wir als Politik müssen weitere Anreize schaffen, denn nur noch rund ein Drittel der Betriebe in Deutschland bilden aus.“

    Ausbildungsbetreuer Andreas Buß von der OTG hatte zuvor erklärt, was das Besondere des Projektes ist. Es gibt jungen Leuten, die keine Ausbildungsstätte finden konnten, die Chance, sich zum Fachlageristen und gegebenenfalls darüber hinaus zur Fachkraft für Lagerlogistik ausbilden zu lassen. Ein Hauptschulabschluss allerdings ist Voraussetzung für die Aufnahme ins Programm, für das die Jugendlichen ein gängiges Bewerbungsverfahren durchlaufen müssen. Die Lehrlinge – derzeit 24 junge Männer und 5 Frauen – werden, etwa durch Sprachkurse, gefördert, müssen aber auch Verantwortung übernehmen. „Sie sind zum Beispiel ab einem bestimmten Zeitpunkt auch an Qualitätskontrollen oder der Personalplanung beteiligt“, erklärt Andreas Buß. „Das ist nicht immer einfach für sie, aber sie wachsen daran und zeigen ihre Potenziale.“ Der Erfolg gibt der OTG Recht bei ihrem Engagement: Von 42 Teilnehmern mit erfolgreichen Abschlüssen stehen heute 33 voll im Berufsleben.

    Besonders mit drei jungen Leuten, die die Ausbildung gerade durchlaufen bzw. durchlaufen haben, kam Sigmar Gabriel ins Gespräch. Es zeigte sich, dass die verschiedensten Gründe dafür verantwortlich sein können, dass ein Jugendlicher keine Lehrstelle findet – sei es, in einer wirtschaftlichen Krise nach einem Ausbildungsplatz suchen zu müssen oder mit zwei Kindern das Vertrauen einer Firma gewinnen zu müssen. Auch Orientierungslosigkeit nach der Schule kann ein Grund sein. „Es ist wichtig, dass auch die Menschen mit einem ,Hänger‘ im Lebenslauf eine zweite Chance bekommen“, lobte Monika Griefahn.

    Laurens Spethmann (r.) und Monika Griefahn hatten Sigmar Gabriel eingeladen. Der Umweltminister informierte sich über Ausbildung bei der OTG.

    Die Fragen des Ministers und auch der anderen anwesenden Gäste offenbarten, dass es sowohl bei Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern eine Unzufriedenheit mit der Arbeitsverwaltung gibt. Bemängelt wurde von Arbeitgeberseite die Ferne der Berater zu den Berufen, von Arbeitnehmerseite die hohen bürokratischen Hürden. Auch wurden die Maßnahmen zur Eingliederungshilfe für Jugendliche nicht als Bereicherung gesehen, sondern als „verlorene Zeit“. Sigmar Gabriel und Monika Griefahn stimmte das nachdenklich, zumal die SPD in der Bundesregierung schon einige Anstrengungen unternommen hat, die Arbeitsverwaltung effizienter zu gestalten. Monika Griefahn verwies auf die vielen Zeitverträge bei Beratern der ARGEN, die inzwischen teils schon in feste Arbeitsverhältnisse umgewandelt werden konnten. Auch verwies sie auf die Unsicherheit bei der Zukunft der ARGEN. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Geschäftsform ARGE als nicht zulässig erklärt und der Versuch, die ARGEN schnell auf sichere Füße zu stellen, sei in dieser Legislaturperiode am Koalitionspartner gescheitert.

    Andreas Buß schloss seine Ausführungen mit dem Wunsch, dass möglichst viele andere Unternehmen sich ebenfalls wie die OTG für eine gute Ausbildung junger Leute engagieren würden. Er bekäme Anrufe von anderen Logistikern, die gute Leute suchten. Die Bereitschaft, selbst in ähnliche Projekte einzusteigen, sehe er jedoch selten. „Dabei ist der Erfolg es wert, und wir als OTG müssen uns um unseren eigenen Nachwuchs keine Sorgen machen“, bekräftigte Buß. Gabriel ergänzte, dass jene Firmen, die sich zu so einem Ausbildungsprojekt nicht in der Lage sähen, womöglich einen Ausbildungsverbund mit der OTG eingehen könnten. Dies sei im Sektor der Umwelttechnologien häufiger der Fall, so der Umweltminister.