Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    03.09.2009

    Grußwort: Woche der Diakonie in Niedersachsen


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ich hatte schon mehrfach die Gelegenheit, Zeit in einem Altenheim zu verbringen, zumal ich als Studentin in einem gejobbt habe. Und gerade gestern habe ich zum Beispiel das im Diakonieheim in Tostedt besucht. Mir ist es wichtig, einen direkten Einblick in das Leben von alten und pflegebedürftigen Menschen zu bekommen, die in solchen Einrichtungen versorgt und betreut werden. Gleichzeitig habe ich auch den gleichermaßen physisch wie psychisch anstrengenden Arbeitsalltag des Pflegepersonals kennengelernt. Die Pflegerinnen und Pfleger leisten wirklich Erstaunliches, und es wird höchste Zeit, dass es für sie endlich einen Mindestlohn gibt!

    Diese Forderung geht mit der generellen Debatte um die Pflegekräfte einher. Die Pflegereform, die vor einem guten Jahr in Kraft getreten ist, hat das Ziel, der gesamten Pflege ein menschlicheres Antlitz zu geben. Das heißt, sie soll nicht nur vom medizinischen oder pflegerischen Standpunkt aus betrachtet werden, sondern es soll den pflegebedürftigen Menschen auch mehr Zuwendung gegeben werden. Das ist, was ich unter einer verbesserten Lebensqualität verstehe. Ich bin daher froh, dass mit der Reform ein Anspruch auf zusätzliche Betreuungskräfte in Heimen geschaffen wurde. Es ist davon auszugehen, dass durch die Neuregelung bis zu 20.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Wichtig ist jetzt, dass bei der Umsetzung nicht zu viel Zeit durch einen zu hohen bürokratischen Aufwand ins Land geht. Denn im Moment gibt es immer noch viel zu wenig Pflegerinnen und Pfleger in Niedersachsen. Deshalb muss möglichst bald mehr Personal im Pflegebereich eingestellt werden, und dieses Personal muss auch bestmöglich qualifiziert werden, z.B. für die spezielle Betreuung Demenzkranker.

    In meinen Gesprächen mit Betroffenen und deren Angehörigen wurde immer wieder der Wunsch nach einer umfassenden Pflegeberatung vor Ort und aus einer Hand deutlich. Auch ich denke, dass es am besten wäre, wenn verschiedene Beratungsmöglichkeiten gebündelt und sinnvoll in den Gemeinden angeboten werden. Jedoch muss das Land Niedersachsen für die Pflegestützpunkte, die eine Landkarte für die Pflege darstellen sollen, überhaupt Mittel zur Verfügung stellen. Bei uns in der Region, nehmen wir einmal den Landkreis Harburg als Beispiel, soll es statt der notwendigen drei Pflegestützpunkte, höchstens einen geben. Das finde ich zu wenig.

    Neben all den Forderungen muss allerdings auch gesagt werden, dass sich die Situation für die Betroffenen, die pflegenden Familienangehörigen sowie für das Pflegepersonal schon deutlich verbessert hat. Auch dies wurde mir bei meinen Gesprächen und Besuchen in Pflegeheimen von Bewohnern, Pflegern und Einrichtungsleitern immer wieder bestätigt. Das ist nicht zuletzt auch das Resultat der neuen Pflegenoten, die als Ergebnis unangemeldeter Qualitätsprüfungen für mehr Transparenz sorgen.

    Für die Zukunft hoffe ich, dass der veränderte Pflegebedürftigkeitsbegriff, an dem das Bundesministerium für Gesundheit derzeit arbeitet, zu einer besseren und ganzheitlichen Versorgung pflegebedürftiger Menschen beiträgt. Entscheidend ist die Frage, ob und wie ein Mensch noch für sich sorgen und das tägliche Leben bewältigen kann. "Teilhabe statt Fürsorge" muss auch künftig unser Anspruch sein, mit dem ich auch gerne alt werden möchte.

    Ihre

    Monika Griefahn