Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    29.01.2006

    Zur Jahresanfangsfeier der dt.-ind. Gesellschaft in Winsen


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Ich möchte mich herzlich für Ihre Einladung zur Jahresanfangsfeier der Deutsch-Indischen Gesellschaft bedanken. Schon seit vielen Jahren fühle ich mich der Gesellschaft sehr verbunden. Gerade auch im letzten Jahr hat Ihre Arbeit im Zusammenhang mit der Tsunami-Katastrophe deutlich gemacht, wie wertvoll und wichtig Ihr Engagement ist.

    Der Landkreis Harburg hat Geld für die Opfer gesammelt und alle Spender können sehr stolz sein auf die 155.000 Euro, die dabei zusammengekommen sind.

    Die Bundesrepublik Deutschland hat sofort nach dem Unglück eine Unterstützung mit 500 Millionen Euro für die Wiederaufbauhilfe in der Region zugesagt und noch 2005 mehr als die Hälfte davon zur Verfügung gestellt. Die direkte Unterstützung durch die Bürgerinnen und Bürger hat daneben eine sehr wichtige Bedeutung, wie ich finde, sogar noch mit einer viel persönlicheren und menschlicheren Wirkung.

    Gerade auf Indien bezogen, ist das so, denn in diesem Land hat Deutschland keine staatliche Hilfe geleistet. Der Regierung Indiens war es wichtig, die Unabhängigkeit von staatlicher Einflussnahme durch die Hilfsgelder zu vermeiden. Durch den Verzicht auf fremdstaatliche Hilfe sollte wohl auch die eigene Fähigkeit zur Krisenhilfe demonstriert werden.

    Diese Einstellung muss man politisch anerkennen aber gerade deswegen ist die Hilfe durch Nicht-Regierungsorganisationen und durch Privatpersonen so wichtig, denn sie zeigt den Opfern der Katastrophe die internationale Anteilhabe.

    Ich bin froh, dass bei den vielen Naturkatastrophen aber ebenso bei Bürgerkriegen in vielen Ländern die internationale Gemeinschaft immer wieder zeigt, dass wir einen weltweiten Zusammenhalt dringend nötig haben und dass sich Menschen der verschiedenen Länder in Notsituationen aufeinander verlassen können sollten.

    Dazu passt der 2.000 Jahre alte Ausspruch von Seneca, der gesagt hat: „Die menschliche Gesellschaft gleicht einem Gewölbe, das zusammenstürzen müsste, wenn sich nicht die einzelnen Steine gegenseitig stützen würden.“ (Lucius Annaeus Seneca (4 v.Chr. - 65 n.Chr.), röm. Philosoph u. Dichter)

    Die Hilfe bei der Tsunamikatastrophe war dabei also ein guter Schritt in Richtung das angesprochene Gewölbe zu festigen.

    In seiner Neujahrsansprache 2005 hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder deutsche Kommunen, Unternehmen, Vereine und Schulen dazu aufgerufen, Partnerschaften für den Wiederaufbau in Süd- und Südostasien einzugehen. Frau Christina Rau wurde zur Sonderbeauftragten für die Partnerschaftsinitiative Fluthilfe und damit ihr „öffentliches Gesicht“.

    Insgesamt wurden in Deutschland 670 Millionen Euro von Privatpersonen für die betroffene Region gespendet. Das ist also sogar noch mehr als staatlich bereitgestellt wurden.

    Um die vielen Initiativen und Hilfsvorhaben zu unterstützen, hat die Bundesregierung eine Servicestelle der „Partnerschaftsinitiative“ eingerichtet. Hier werden Bürgerinnen und Bürger, Kommunen, Unternehmen, Vereine und Schulen beraten wie sie das zur Verfügung stehende und gesammelte Geld in entwicklungspolitisch sinnvolle Wiederaufbauprojekte geben können.

    Sozusagen als Gegenstück wurden an den Botschaften der betroffenen Länder „Partnerschaftsbüros“ eingerichtet, die Bedarfe und Projekte an das Auswärtige Amt übermitteln, damit die Hilfe auch einem sinnvollen Zweck zu gute kommt.

    Die Partnerschaftsinitiative hat sich im Sinne der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit wirklich gut bewährt. Insgesamt wurden fast 1.400 Hilfsangebote vor allem von deutschen Kommunen, Schulen und der Wirtschaft gemacht. So wurden über 300 Projekte im Gesamtvolumen von über 20 Millionen Euro auf den Weg gebracht.
    Das heißt nicht, dass die anderen Angebote nicht berücksichtigt wurden, sondern hat seine Begründung darin, dass man meist mehrere Hilfsangebote auf ein Wiederaufbauprojekt bündelt.

    Die Vermittlungsquote liegt so bei fast bei 100 Prozent. Nur bei wenigen Schulpartnerschaften dauert es manchmal etwas länger, bis hier die entsprechenden Partnerschulen vor Ort für die deutschen Schulen gefunden sind.

    Die Leistungen der Servicestelle reichen von Kommunalberatung, die auch vor Ort stattfindet über Bereitstellung umfangreicher Informations-Materialien bis hin zu Fachgesprächen, Dialogveranstaltungen und Konferenzen zum Erfahrungsaustausch.

    In Niedersachsen haben sich 30 Kommunen an die Partnerschaftsinitiative gewandt und damit liegen wir von der Anzahl her, auf dem vierten Platz. (77 NRW, 48 Baden-W., 34 Bayern)

    Der positive Effekt liegt aber nicht nur die Hilfe für die betroffenen Regionen, sondern genauso in unserem Land. Bei vielen Kommunen und Bürgern hat die Vermittlungsarbeit ein gewachsenes Verständnis und Interesse für kommunale Entwicklungszusammenarbeit geweckt.

    Einige der bei der Partnerschaftsinitiative engagierter Kommunen haben sich entschieden, auch längerfristig eine Partnerschaft übernehmen zu wollen. Das ist besonders schön, denn wie viele von Ihnen sicher wissen, ziehen solche Naturkatastrophen wie in Süd- und Südostasien Folgen nach sich, unter denen auch noch Jahre später das Land und die Bevölkerung leiden.

    Ich freue mich, dass wir im Kreis Harburg und in ganz Deutschland im letzten Jahr zeigen konnten, dass Bund und Kommunen sehr gut zusammenarbeiten können, wenn es um eine schnelle und unbürokratische Hilfe geht. Hoffentlich wird diese Hilfe auch in den kommenden Monaten noch weitergehen, denn wir alle wissen, wie wichtig es ist, den Menschen zu helfen, wirtschaftlich so bald wie möglich wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Dafür muss jedoch noch viel wiederaufgebaut werden. Wenn es um die Deutsch-Indische Gesellschaft geht, habe ich mit dem Engagement allerdings überhaupt keine Sorgen.

    Herzlichen Dank