Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    22.04.2007

    Ausstellung „70 Jahre nach Guernica“ in Buchholz

    Monika Griefahn hält Grußwort zur Eröffnung


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Kunstfreundinnen und Kunstfreunde,

    in dieser Woche gedenken wir eines Ereignisses, das das weltweite Bild von unbarmherzlicher Grausamkeit und Krieg grundlegend mitgeprägt hat. Die Zerstörung der spanischen Stadt Guernica - die heilige Stadt der baskischen Minderheit - und der massenhafte Mord an ihren Bewohnern sind noch heute unvergessen. Am 26. April vor genau 70 Jahren traf der Luftangriff deutscher und italienischer Flugzeugen die Stadt und ihre 6.000 Einwohner mit einer noch nie da gewesene Wucht, Zerstörung und Brutalität.

    Viele Historiker sprechen bei Guernica nicht mehr von Krieg, sondern von schockierend geplanter Terrorisierung der Zivilbevölkerung und versuchen so Unbeschreibbares in Worte zu fassen. Doch gerade so etwas Entsetzliches kann durch Berichte in den Medien nur schwer fassbar gemacht werden. Schon wenige Wochen nachdem damals vor 70 Jahren dieses furchtbare Ereignis geschehen war, verschwand das Thema aus den internationalen Zeitungen und der Protest erschöpfte sich schnell.

    Zu sehen, wie schnell so etwas in Vergessenheit geraten kann, ist erschreckend, aber dennoch ist es nachvollziehbar, denn kein Zeitungsartikel, kein Radio oder Fernsehbericht können die Grausamkeit und die Ausmaße des Krieges eindrücklich genug vermitteln.

    Deswegen ist es wichtig, dass wir andere Möglichkeiten finden, wie wir solch entsetzliche Geschehen aufarbeiten können, wie wir daran erinnern können und wie es uns ständige Mahnung bleiben kann.

    Dazu möchte ich Ihnen ein Zitat vorlesen: „Es ist mein Wunsch, Sie daran zu erinnern, dass ich stets davon überzeugt war und noch immer davon überzeugt bin, dass ein Künstler, der mit geistigen Werten lebt und umgeht, angesichts eines Konflikts, in dem die höchsten Werte der Humanität und Zivilisation auf dem Spiel stehen, sich nicht gleichgültig verhalten kann“.

    Dies hat Pablo Picasso wenige Monate nach der Zerstörung Guernicas gesagt und wir alle kennen sein berühmtes Bild zu der Bombardierung. Picasso zeigte damit wie kaum ein anderer, dass es die Kunst ist, die die genannten Aufgaben erfüllen kann und muss. Durch nichts werden Menschen an Vergangenes so eindrücklich und intensiv erinnert wie durch künstlerische Aufarbeitung. Egal ob durch Malerei, Schriftstellerei, Musik oder Fotografie; immer wieder sind es Kunstwerke, die der Geschichte einen Spiegel vorhalten, sie interpretieren und uns damit veranschaulichen.

    Bilder wie Guernica von Picasso nehmen den Betrachter gefangen, sie stellen bloß, sie klagen an und geben ein subtiles Gefühl des Schreckens, den sie beschreiben. Gleichzeitig lassen sie jedoch so viel Freiraum und Assoziationsfläche, dass jeder für sich die Möglichkeit eines ganz eigenen Zugangs bekommt.

    So wie wir heute diese Möglichkeit bekommen, wenn wir durch diese Ausstellung gehen, so haben in ganz Deutschland die Menschen jeden Tag die Möglichkeit, sich durch Kunst an vielen Orten Geschichte zu erleben und sich mit ihr auseinanderzusetzen. Hierin liegt eine zentrale kulturpolitische Aufgabe, zu der sich auch der Deutsche Bundestag besonders bekennt. An vielen Orten in Deutschland haben wir Gedenkorte initiiert und damit verbunden auch immer die künstlerische Auseinandersetzung mit Geschichte als zentralen Bestandteil von Aufarbeitung begriffen.

    Doch die stattlichen Initiativen wären nichts, ohne das wichtige private und gesellschaftliche Engagement. In diesem Sinne freue ich mich sehr, dass der Kunstverein Buchholz eine Ausstellung zu so einem wichtigen Thema möglich gemacht hat. Denn so wichtig wie die Arbeit der Künstlerinnen und Künstler ist, so wichtig ist auch das Engagement derjenigen, die die Ergebnisse den Menschen zugänglich machen.

    Ich wünsche den beteiligten Künstlern und Ihnen, Herr Selke, und dem Kunstverein viel Erfolg und besonders viele Besucher und Ihnen, verehrte Besucherinnen und Besucher, einen eindrücklichen Abend.

    Herzlichen Dank