Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    06.04.2009

    Rede beim Treffen der IPU Parlamentarierinnen


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Kolleginnen,

    den Klimaschutz voranzutreiben und eine tatsächliche Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern zu erreichen gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Gegenwart und Zukunft. Warum also nicht diese beiden Felder, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, verbinden? Ich halte es für eine großartige Idee, in diesem Bereich mehr Kreativität zu entwickeln, um so ein rücksichtsvolles, verantwortliches und faires Verhalten zwischen Mensch und Natur zu erreichen.

    Ein erfolgreiches Beispiel, das Gleichberechtigungsfragen mit Ressourcenschonung verbindet, möchte ich Ihnen heute vorstellen. Es handelt sich um das Projekt „Household Energy / Protection of Natural Ressources“ hier in Äthiopien, das vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit finanziert wird. Dabei werden gezielt Frauen gefördert und ausgebildet um bei der Herstellung und Verbreitung eines energiesparenden Herdes teilzunehmen. Dieser so genannte „Mirt Stove“ soll die traditionelle Feuerstelle in den Wohnstätten ersetzen, für die die Frauen oft viele Kilometer lange Wege zum Brennholzsammeln zurücklegen müssen, die außerdem Gesundheitsrisiken durch den Rauch darstellt und zudem wesentlich mehr CO2 emittiert als der Herd. Der „Mirt Stove“ wurde dabei so konzipiert, dass er für das Backen des traditionellen Fladenbrotes Injera sehr gut geeignet ist und dabei noch deutlich weniger Energie verbraucht: jährlich reduziert er den Holzbedarf um bis zu 600 Kilo.

    Um die Verbreitung des „Mirt Stove“ voranzutreiben, wurden Informations- und Marketingkampagnen mit privaten Herstellerinnen und Herstellern und auch Vertreiberinnen und Vertreibern realisiert. Außerdem erhielten private Herstellerinnen materielle Unterstützung.

    Mit diesem Projekt wurden Frauen also in mehrfacher Hinsicht gefördert und entlastet. Ihr Anteil an den Herdproduzenten konnte auf 50% gesteigert werden. Von Februar 2006 bis Dezember 2008 wurden in den beteiligten Regionen 415 Produzentinnen ausgebildet. Was ich so fantastisch an dem Projekt finde, ist, dass es nicht nur die Zahl der Kleinunternehmerinnen erhöht hat, sondern auch den Energieverbrauch vieler Familien um die Hälfte reduziert und die Schadstoffbelastung der Luft und damit verbundene Atemwegserkrankungen minimiert.

    Die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit fördert Teile des Haushaltenergieprogramms auch in anderen Ländern Afrikas. So sollen einerseits energieeffiziente Technologien verbreitet und andererseits Biomasse durch kostengünstigere Energieträger ersetzt werden. Als Zielgruppe für Trainings- und Vorbereitungsmaßnahmen stehen dabei besonders Frauen im Fokus.

    Wichtig ist, dass Gleichstellungsaspekte in allen Bereichen mit einbezogen werden müssen. Jetzt, wo die Wirtschaft hinsichtlich einer ressourcenschonenden Energieversorgung auf der ganzen Welt umdenken muss, ist dies eine gute Gelegenheit, auch Frauenfragen wieder mehr in den Fokus zu rücken. Die Zeiten, in denen Frauen schweres Holz zu ihren Feuerstellen tragen mussten, sind hoffentlich bald vorbei. Sogar diese Aufgaben, die eigentlich besser zu einem männlichen Körper passen, wurden von Frauen gemeistert. Doch gerade jetzt beim Einsatz Erneuerbarer Energien und neuen Technologien können wir zeigen, dass wir dafür genau so geeignet sind wie Männer und uns selbstverständlich der gleiche Platz in der Arbeitswelt zusteht. Deshalb wünsche ich mir, dass die Gleichstellung und Klimaschutz in Zukunft noch stärker Hand in Hand gehen und es bald noch unzählbar mehr Best-Practice-Beispiele in diesem Bereich gibt als der von mir dargestellte „Mirt Stove“.