Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    15.11.2007

    Preis für gute Computerspiele

    Rede im Plenum des Deutschen Bundestages


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    ich habe in den letzten Monaten an vielen Debatten und Gesprächen zum Thema Computerspiele teilgenommen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es immer wieder um zwei Seiten geht, die sich oft unvereinbar gegenüber stehen. Auf der einen Seite ist die besorgte Perspektive, die völlig berechtigt den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Auge hat. Auf der anderen Seite ist die euphorische Seite, die die vielfältigen Chancen und das große Potential von Computerspielen in den Vordergrund stellt. Diese beiden Perspektiven prallen oft unvereinbar aufeinander.

    Ich denke: Das muss nicht sein. Wenn wir versuchen, sachlich auf das Thema Computerspiele zu blicken, können wir beide Seiten angemessen berücksichtigen. Dann können wir zu einem effektiven und sicheren Kinder- und Jugendschutz kommen und gleichzeitig Computerspielen als kulturell und wirtschaftlich wichtige Zukunftstechnologie nach vorne bringen.

    Zu dem Thema Kinder- und Jugendschutz möchte ich an dieser Stelle weniger sagen, da es heute ja um einen Antrag aus medien- und kulturpolitischer Sicht geht. Nur soviel: beim Thema Jugendschutz sind wir zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen bereits im Gespräch nach der Evaluierung des Hans-Bredow Instituts. Klar ist bereits jetzt, dass wir ganz besonders beim Vollzug der bestehenden Gesetze vorankommen müssen. Doch hierüber werden wir in den nächsten Monaten sicher noch viel diskutieren.

    Doch heute sprechen wir über einen durchweg positiven Anlass. Zusammen mit meinem Kollegen Jörg Tauss habe ich in den letzten Monaten zahlreiche Gespräche geführt und freue mich, dass nun unsere Initiative für einen Computerspielepreis in Deutschland daraus hervorgehen kann. Schon ab dem nächsten Jahr soll es einen Preis geben, mit dem qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle Computerspiele ausgezeichnet und gefördert werden können.

    Warum braucht es so einen Preis?

    Es gibt mindestens zwei Antworten auf diese Frage: Einerseits aus kultureller andererseits aus wirtschaftlicher Sicht. Computerspiele und andere interaktive Unterhaltungsmedien werden eben nicht nur wirtschaftlich und technologisch, sondern auch kulturell und gesellschaftlich immer wichtiger. Wir können inzwischen von einer sehr vitalen SpieleKULTUR sprechen. Die Nutzer sind dabei längst nicht mehr nur ein paar Sonderlinge, die allein vor ihrem Computer hocken.

    Stattdessen gibt es inzwischen immer mehr Spielerinnen und Spieler aus allen Bevölkerungsgruppen und das unabhängig vom Alter. Mit Inhalten, die ganz oft an die aktuellen Themen unserer Kultur geknüpft sind, werden Computerspiele damit zu einem bedeutenden Bestandteil des kulturellen Lebens unseres Landes.

    In einer Studie der Münchner Medientage ist gerade herausgekommen, dass in diesem Jahr die Ausgaben für Computerspiele erstmals die Ausgaben für Musik schlagen. 1,7 Milliarden Euro geben Spielerinnen und Spieler in Deutschland dafür aus und damit 100 Millionen mehr als für Musik. Ähnlich sieht es aus, wenn wir Computerspiele mit dem Filmmarkt vergleichen. Ich glaube, das macht schnell die große wirtschaftliche, besser noch die kulturwirtschaftliche Bedeutung klar.

    Leider muss man aber auch feststellen, dass weniger als 10 Prozent aller in Deutschland gekauften Spiele auch hier produziert sind. Das ist schade, denn so bleibt eine kulturelle und wirtschaftliche Chance ungenutzt. Ein Förderpreis, den in der Branche wichtige Anreize gibt, kann hier sehr positiv wirken, damit deutsche Entwicklerstudios mehr gute Spiele produzieren und möglichst bald den Anschluss an den internationalen Markt finden können. Genau wie das beim Film seit einigen Jahren wunderbar funktioniert, können wir so erreichen, dass mehr Spiele mit Inhalten unserer Kultur Verbreitung finden und gespielt werden.

    Wir fordern die Bundesregierung mit unserem Antrag auf, einen Preis zu schaffen, der kulturelle wie kulturwirtschaftliche Zeichen setzt. Gerade in Deutschland werden ja in erster Linie Spiele hergestellt, die Kategorien wie Strategie, Sport oder Wissen zuzuordnen sind. Ich denke da an Fußball und Sport-Spiele oder auch Wissentests. Gewaltspiele kommen zuallererst aus anderen Ländern und deswegen ist es gut, wenn wir mit einem Preis die Produktion von kulturell und pädagogisch wertvollen Spielen fördern. Dabei wollen wir, dass die Preisgelder nur für neue Spielkonzepte ausgezahlt werden, so wie das auch beim Deutschen Filmpreis gehandhabt wird. Damit hat der Preis zusätzlich einen positiven Einfluss auf das zukünftige Angebot von Computerspielen in Deutschland.

    Die Signalwirkung der Preise ist ein zentraler Gedanke unserer Initiative. Das ist im Sinne der Stärkung von Medienkompetenz, was für uns besonders im Vordergrund steht. Mit Verboten macht man Dinge besonders schnell besonders interessant. Wenn wir wirklich etwas für den besseren und verantwortungsbewussteren Umgang mit Medien tun wollen, dann müssen wir gerade bei der Medienkompetenz ansetzen. Dafür braucht es zwar oft einen längeren Atem, als ein weiteres Verbot aus der Taufe zu heben, aber dafür wirken solche Maßnahmen auch wirklich nachhaltig. Mit unserem Preis schaffen wir genau das, positive Beispiele zeigen, die nicht nur ungefährlich, sondern vor allem gut gemacht und kulturell sowie pädagogisch wertvoll sind du geben damit positive Kaufempfehlungen.

    Die Branchenverbände BIU, GAME und BITKOM haben uns für die Realisierung dieses Preises ihre Mitwirkung zugesagt. Darüber freue ich mich, denn ihre Mitarbeit und besonders auch ihre finanzielle Unterstützung sind wichtig, damit ein nicht nur beim Publikum, sondern auch in der Branche anerkannter und damit möglichst wirksamer Preis entsteht.

    Ich möchte mich zum Schluss bedanken. Zunächst bei meinem Kollegen Jörg Tauss, auf dessen besondere Kenntnis der Neuen Medien und ihrer Szene man sich immer verlassen kann. Ich bedanke mich auch bei meiner Berichterstatterkollegin Frau Dorothee Bär. Ich hoffe, Sie werden in der CSU und in Bayern auch weiterhin für ein ausgewogenes Bild auf Computerspiele werben. Und ich danke allen Mitarbeitern, die mit ihrer Arbeit dieses Vorhaben mit realisiert haben und ganz besonders meinem Mitarbeiter Felix Falk.

    Ich wünsche dem Bundeskulturstaatsminister und den beteiligten Verbänden ein gutes Händchen bei der konkreten und möglichst schnellen Ausgestaltung des Preises und freue mich schon jetzt auf die erste Preisvergabe im nächsten Jahr.

    Vielen Dank