Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    21.02.2008

    Plenumsrede Computerspielepreis


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    ich freue mich, dass wir heute den Weg freimachen können für den ersten Computerspielepreis des Bundes in Deutschland. Mein Kollege Jörg Tauss und ich hatten es nicht immer leicht mit unserer Idee für einen Preis, gerade auch wegen der zum Teil sehr unsachlich und populistisch geführten Debatte um so genannte Killerspiele während der letzten Jahre.

    Doch inzwischen scheint vielen klar geworden zu sein: Computerspiele sind mehr als die 5 Prozent Gewaltspiele, die es auf dem Markt gibt. Stattdessen sind ganz andere Spiele der Verkaufsrenner. Dazu gehören zum Beispiel Siedler, Fußball Manager, die Strategiespiele aus der Anno Reihe oder wie bei meinen Mädels gerade das Spiel Sing Star, bei dem man bekannte Pop- und Rocklieder im Wettbewerb nachsingt.

    Natürlich gibt es auch gewalthaltige Spiele, für die es genauso wie beim Film oder bei anderen Medien einen möglichst effektiven Jugendmedienschutz geben muss. Doch ich bin froh, dass sich mit unserem Antrag eine positive und fördernde Politik durchsetzt und keine populistischen Verbotsinitiativen. Anstatt also eine gesetzliche Placebo-Pille zu verordnen, muss die Umsetzung der existierenden Gesetze besser werden. Das gilt eben auch für den Jugendmedienschutz und daran arbeiten wir auch mit Hochdruck.

    Hinzu kommt, dass die existierenden Gewaltspiele es nun wirklich nicht wert sind, mit solch einer Diskussion in den Mittelpunkt gestellt zu werden. Das Gegenteil erreichen wir mit unserem Computerspielepreis, mit dem qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle Computerspiele ausgezeichnet werden. Damit ermöglichen wir besonders für die prämierten Spiele zukünftig eine höhere Aufmerksamkeit und machen deutlich, was beispielsweise gut für Kinder und Jugendliche ist und was die Eltern und Großeltern ohne Bedenken kaufen können.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    ein Preis ist eine wirklich sinnvolle Förderung von Medienkompetenz und Sie glauben gar nicht, wie dringend nötig die zum Teil ist. Gerade Nicht-Spielern fehlt oft das Verständnis für Computerspiele. Ich höre zum Beispiel immer wieder von Großeltern, die ihren Enkeln absichtlich ein Spiel, das erst ab 18 freigegeben ist, kaufen, weil sie meinen, es sei ähnlich wie bei einem Buch besonders anspruchsvoll. Mit unserem Preis geben wir solchen Menschen wichtige Orientierung, wie das ja auch der Deutsche Filmpreis bei den Kinobesuchern schafft.

    Der Preis soll in unterschiedlichen Kategorien vergeben werden. Natürlich das Beste Spiel des Jahres insgesamt, aber eben auch ein Kinder- und ein Jugendspiel, dazu noch einen Innovationspreis oder einen Nachwuchspreis.

    Auch in den Kategorien spiegeln sich zwei zentrale Anliegen unserer Initiative wieder. Erstens: Computerspiele sind Kulturgut. Immer mehr Spielerinnen und Spieler aus allen Bevölkerungsgruppen beschäftigen sich unabhängig vom Alter durch Computerspiele mit Inhalten, die sehr oft an aktuelle kulturelle und gesellschaftliche Themen geknüpft sind. Deswegen können wir inzwischen von einer sehr vitalen SpieleKULTUR sprechen, die wir auch fördern sollten. Im Übrigen werden auch die Inhalte kultureller: zum Beispiel spielt heute die Rusty-Komposition eine zunehmende Rolle, auch ein Kultur- und Kulturwirtschaftsfaktor.

    Und Zweitens: Computerspiele sind zu einem wichtigen Innovationsfaktor für technische und mediale Entwicklung geworden. Leider muss man aber auch feststellen, dass weniger als 10 Prozent aller in Deutschland gekauften Spiele auch hier produziert sind. Und das bei einem Markt, der inzwischen größer ist als die Filmindustrie. Das ist schade, denn so bleibt eine kulturelle und wirtschaftliche Chance noch ungenutzt. Mit dem Computerspielepreis, dessen Preisgelder immer in neue Projekte fließen müssen, können wir sehr positive Anreize geben.

    Ich finde, es ist ein wichtiger Schritt, dass der Deutsche Bundestag heute beide Aspekte und damit die kulturelle sowie die wirtschaftliche Bedeutung von Computerspielen anerkennt und sich zur Förderung bekennt.

    Vielen Dank.