Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    15.06.2005

    „Fabergé in Berlin – Schätze der russischen Zarenzeit“

    Grußwort zur Ausstellungseröffnung


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Sehr herzlich begrüße ich Sie hier im Schloss Charlottenburg zur Eröffnung der Ausstellung „Fabergé in Berlin – Schätze der russischen Zarenzeit“.

    Der Amerikaner Malcom Forbes hat über Jahre Fabergé Eier gesammelt. Die Familie wollte diese Sammlung Anfang des letzten Jahres über Sotheby’s verauktionieren. Ich freue mich außerordentlich darüber, dass die Stiftung „The Link of Times“ des russischen Mäzens Viktor Vekselberg die einmalige Forbes Sammlung davor bewahrt hat, aufgelöst zu werden, indem sie die Sammlung en bloc übernahm.

    Das ermöglichte nicht nur einen wichtigen Kunstschatz der russischen Zarenzeit ins Heimatland zurückzuholen und den Bürgerinnen und Bürgern zu präsentieren. Es erlaubt auch den Besuchern in den nächsten Wochen und uns allen heute Abend, diese wunderbaren Geschenke der beiden letzten russischen Zaren zu bewundern.

    Fabergé hat in vielen seiner prachtvollen Eier historische Anspielungen untergebracht, auch auf die Herkunft der Gemahlinnen der beiden letzten Zaren. Das Hennen-Ei ist wohl eine Anspielung auf ein sich im Besitz der dänischen Krone befindendes älteres Hennen-Ei, welches die Zarin Maria Feodorovna, geborene Prinzessin Dagmar von Dänemark, aus Ihrer Jugend kannte und mit dem Zar Alexander III ihr eine besondere Freude machte.

    Mit dem Rosenknospen-Ei, welches Zar Nikolaus II. seiner Gemahlin Zarin Alexandra Feodorovna, geborene Prinzessin Alix Victoria Helene Luise Beatrix von Hessen-Darmstadt, schenkte, spielte Fabergé wiederum auf den Rosengarten in Darmstadt an, den die Zarin wohl sehr vermisste.

    Die Fabergé-Eier sind somit nicht nur ein Schatz der russischen Zarenzeit, sie spiegeln auch die historisch enge Verknüpfung Russlands mit dem westlicheren Europa wieder.

    Das gute Verhältnis zwischen Russland und Deutschland hat für den Frieden, die Sicherheit und Stabilität in einem gemeinsamen Europa sowie darüber hinaus zentrale Bedeutung. Heute begegnen sich Russland und Deutschland als gleichberechtigte Partner in einem zusammenwachsenden Europa. Dies ist nach einer Epoche blutiger Konflikte und nach der Zeit des Kalten Krieges, die auf beiden Seiten tiefe Spuren, Ressentiments und Vorurteile hinterlassen hat, keine Selbstverständlichkeit.

    Politisch wird dieses gute Verhältnis, das wir heute haben, durch vielfältige deutsch-russische Initiativen gestärkt. So ist Russland eines der wenigen Länder, mit denen die Bundesregierung regelmäßig sogenannte „Regierungskonsultationen“ abhält. Diese Treffen der wichtigsten Ressortminister unter dem gemeinsamen Vorsitz des Bundeskanzlers und des Präsidenten der Russischen Föderation sind ein wichtiges Element der Völkerverständigung. Bundeskanzler Schröder und Präsident Putin haben zudem den „Petersburger Dialog“ ins Leben gerufen, der seit 2001 jährlich stattfindet und Parlamentarier, Publizisten und Persönlichkeiten der Zivilgesellschaften beider Staaten zu einem Meinungsaustausch über die deutsch-russischen Beziehungen ohne offiziellen Charakter zusammenführt.

    Auch der Kulturbereich spielt eine wichtige Rolle. Da gibt es zum Beispiel die Deutsch-Russischen Kulturbegegnungen 2003 bis 2005 oder den Jugendaustausch zwischen beiden Ländern, dessen Stärkung und Ausweitung bei den letzten Regierungskonsulationen im Dezember 2004 beschlossen wurde. Genannt sei auch das internationale Praktikantenprogramm des deutschen Bundestages, durch das jährlich 10 junge russische Akademiker die Möglichkeit eines sechsmonatigen Praktikums im Büro eines Bundestagsabgeordneten erhalten. Wir im Ausschuss Kultur und Medien im deutschen Bundestag haben uns in der Vergangenheit immer wieder stark für den deutsch-russischen Dialog eingesetzt und wollen das auch in der Zukunft weiterhin tun.

    Doch über die Politik hinaus ist es auch Aufgabe der Zivilgesellschaften beider Länder, das gute Verhältnis weiter zu vertiefen.

    Es freut mich daher sehr, dass sich die „Link of Times Cultural and Historical Foundation“ entschlossen hat, diese einmalige Sammlung im 60. Jahr nach Kriegsende als erste Auslandsstation nach dem Erwerb gerade in Deutschland und in Berlin auszustellen. Ich werte dies als Beitrag zur Völkerverständigung des neuen Besitzers, der hoffentlich zu noch größerer Neugierde und Interesse für Russland bei den deutschen Besuchern führt.

    In diesem Sinne sehe ich in dieser Ausstellung in Berlin einen Beitrag zum nicht immer ganz unbelasteten deutsch-russischen Kulturdialog. Das begrüße ich sehr und werbe ausdrücklich dafür, auch gerade über die Kultur ein noch stärkeres gegenseitiges Interesse für unsere Gesellschaften und die deutsch-russischen Beziehungen zu entwickeln.

    Was könnte hierzu besser dienen als die wunderbar filigranen Fabergé-Eier, die Ihre besonderen Kostbarkeiten ja oft erst auf den zweiten Blick freigeben und somit eine tiefere Komplexität in sich bergen?

    Ich wünsche der Ausstellung Fabergé in Berlin einen fulminanten Erfolg. Ihnen allen wünsche ich einen schönen Abend.

    Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.