Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    30.06.2006

    Kulturpolitik – heute wichtiger denn je

    Die Kulturpolitische Gesellschaft feiert 30-jähriges Jubiläum


    Wir entwickeln „neue Leitbilder und Zielsetzungen für Kulturpolitik“ heißt es in der Selbstdarstellung der Kulturpolitischen Gesellschaft. Und auch: „Wir setzen uns ein für eine öffentliche, verantwortliche und auf allen institutionellen Ebenen aktiv gestaltete Kulturpolitik, die kulturelle Vielfalt und künstlerische Freiheit als Grundlagen einer demokratischen, multikulturellen Gesellschaft sichert.“ Diese Ziele haben die „Kupoge“ durch die vergangenen 30 Jahre begleitet. Nun, zum Jubiläum, begrüßte Monika Griefahn als Vorstandsmitglied der Kupoge die Gäste in der Hamburger „Fabrik“. Die SPD-Sprecherin für Kultur und Medien konnte einen prominenten Gast willkommen heißen: Wolfgang Thierse, Kulturwissenschaftler und Vizepräsident des Deutschen Bundestages.

    Monika Griefahn nahm zur Wichtigkeit von kulturellem Leben allgemein Stellung. Nur mit Kultur, erklärte sie, entwickele der Mensch die Kreativität, um im Leben zurecht zu kommen. „Kultur trifft die Seele des Menschen und bezieht emotionale und intellektuelle Anforderungen mit ein. Kultur ist Lebensmittel.“ Aus diesem Grund verfolge sie auch das Ziel, Kultur als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern.

    Wolfgang Thierse analysierte die Veränderungen im Umgang mit Kultur in den vergangenen 30 Jahren. Die Gründungsjahre Mitte der 70er bezeichnete er als eine Phase großer Einmischung, in der sich mit Stadtteilkultur und Künstlerförderung in Westdeutschland eine „Kultur von unten“ etablierte. „Für uns in der DDR, in der das Ministerium für Kultur bestimmte, war das wie ein Gegenprogramm“, erinnerte er sich.

    In den Folgejahren sei Kulturpolitik geprägt gewesen von direkter staatlicher Unterstützung, die durchaus erfolgreich gewesen sei – die Angebotsdichte der 80er Jahre zeige das. Diese Art der Förderung stoße in heutiger Zeit an seine finanziellen Grenzen – entsprechend sei eine kulturpolitische Neuausrichtung notwendig. „Man wird nichts retten, wenn man einen schleichenden Untergang zulässt und seine Inhalte nicht ändert“, sagte er eindringlich und forderte die Kupoge zur Formulierung neuer Werte und Leitideen auf. Für ihn zwingend sei dabei das Leitbild der Vielfalt, das der Teilhabe und Teilhabegerechtigkeit und das der öffentlichen Verantwortung. Seiner Meinung nach dürfe Kultur nicht als kommerzielle Dienstleistung organisiert werden.

    Dass Kultur weiter immens wichtig sei, daran ließ Thierse keinen Zweifel. Gerade heute, mahnte er, sei sie geradezu überlebenswichtig, weil so viele Konflikte kulturelle Dimensionen hätten. Das gelte für die Aufregung im Karikaturenstreit im Bereich der auswärtigen Politik ebenso wie für die Vorfälle an der Berliner Rütli-Schule im Inneren. Kultur komme so in Fragen der Integration eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Thierse wörtlich: „Kultur darf nicht als irgendein zusätzliches Angebot gesehen werden, dass man sich nur in üppigen Zeiten leistet.“ Der Kupoge kämen wichtige Aufgaben in der Weichenstellung zu.

    Die Kulturpolitische Gesellschaft hat gegenwärtig rund 1400 Mitglieder aus der kulturellen und kulturpolitischen Praxis. Sie ist in Regional- und Landesgruppen organisiert und tritt durch verschiedene Publikationen, Tagungen und Konferenzen sowie den jährlich vergebenen Kulturpreis in Erscheinung. Im Institut für Kulturpolitik bündelt sie die Forschungs- und Projektaktivitäten.