Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    08.09.2006

    Erste Ausstellungseröffnung der GEDOK im Willy-Brandt-Haus

    Rede am 8. September 2006


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Kunstfreundinnen, liebe Kunstfreunde,

    ich freue mich über Ihre Einladung und freue mich, Sie hier auch im Namen des Willi-Brandt-Hauses begrüßen zu können.

    Nicht nur die wunderbar vielfältige Ausstellung mit ihren spannenden Kunstwerken, Bildern und Installationen ist besonders beeindruckend, sondern auch das Alter des Vereins, der sie präsentiert.

    In der GEDOK engagieren sich inzwischen bereits schon stolze 80 Jahre Menschen für Künstlerinnen in Deutschland und Österreich. Zu diesem Jubiläum wünsche ich Ihnen alles Gute und gutes Gelingen für die kommenden Jahre, von denen hoffentlich noch viele kommen werden. Die Arbeit der GEDOK, die sich speziell für Künstlerinnen einsetzt, kann bemerkenswerter nicht sein. Noch immer werden Künstlerinnen weit weniger zur Kenntnis genommen, als ihre männlichen Kollegen.

    Ich habe - nur einmal sozusagen aus Spaß - auf eine von vielen Internetseiten geschaut, die die bekanntesten Komponistinnen und Komponisten versammelt. Ich habe beispielsweise www.komponisten.at gefunden, die mit vielen anderen Seiten vergleichbar ist. Doch schon die Adresse lässt Zweifel an der Ausgewogenheit aufkommen, selbst wenn ich hierfür im Sinne der Einfachheit beim Eintippen noch Verständnis habe. www.komponistinnen-und-komponisten.de ist vielleicht wirklich etwas umständlich.

    Doch wenn ich auf dieser Seite von 261 verzeichneten Personen sage und schreibe nur 4 !!! Frauen finden kann, dann ist spätestens das schlicht unverhältnismäßig. Dabei wäre es gar kein großes Problem mehr Frauen aufzuzählen. Sozusagen nur 2 Clicks weiter findet sich in dem bekannten Online-Lexikon www.wikipedia.de eine Liste mit weit mehr als 100 Komponistinnen.

    Ich setze voraus, dass wir uns alle in dem Punkt einig sind, dass Männer nicht per se die begabteren Künstler sind. Deswegen ist es wichtig, dass es Vereine wie die GEDOK gibt, die sich hier für eine Gleichberechtigung einsetzen. Denn davon hängt die Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung ab und die wiederum ist Voraussetzung für die Möglichkeit der Künstlerinnen, Ausstellungen zu präsentieren oder bei Ankäufen durch Museen und andere öffentliche Stellen berücksichtigt zu werden.

    Wir in der SPD setzen uns seit Jahren für die bessere Stellung von allen Künstlern und insbesondere auch von Künstlerinnen ein. Die Philip Morris Kunstförderung hat ein Gutachten mit dem Titel „Erfolgreiche Künstlerinnen - Arbeit zwischen Eigensinn und Kulturbetrieb“ finanziert. Angestoßen und begleitet wurde dieser Auftrag durch das Kulturforums der Sozialdemokratie, das vom Willy-Brandt-Haus aus koordiniert und geleitet wird.

    Für die Studie hat Susanne Binas jeweils fünf Künstlerinnen aus den Sparten Literatur, Musik, Tanz und Bildende Kunst befragt. Die Themen drehen sich um die Erfolgfaktoren und Perspektiven künstlerischer Arbeit und es geht auch ganz konkret um die Wahrnehmung geschlechterspezifische Barrieren.

    Die lesenswerten Ergebnisse, zu denen die Autorin kommt, kommen uns auch an anderer Stelle zugute. Susanne Binas ist Sachverständigenmitglied der SPD in der wieder eingesetzten Enquetekommission „Kultur in Deutschland“. In diesem Gremium erarbeiten wir zusammen auch eine Bestandsaufnahme der Lage von Künstlerinnen und erarbeiten Vorschläge, wie diese verbessert werden kann.

    Ganz entscheidend ist dabei beispielsweise die Künstlersozialversicherung. Die SPD tritt seit Jahren vehement für die Erhaltung dieses wichtigen - und im Übrigen von Willy Brandt begründeten - Instruments ein. Es muss aber auch gewährleistet sein, dass die Finanzierung ausreicht und nicht durch zu wenig Mittel die Existenz der Künstlersozialversicherung langsam infrage gestellt wird. Ein weiterer Punkt ist die soziale Lage von Künstlerinnen und Künstlern. Gerade im Zusammenhang mit der Hartz IV-Problematik ist es unser Anliegen, eine möglichst gute Absicherung derjenigen zu erreichen, die auf der einen Seite so wichtig für das kulturelle Leben in unserem Land sind, auf der anderen Seite aber besonders oft vor der schwierigen Situation ihrer sozialen Absicherung stehen.

    Zwei weitere Aspekte, die die Arbeit der GEDOK bestimmen, möchte ich noch kurz hervorheben. Der eine betrifft die Arbeit in West und in Ost. Die GEDOK hat bereits im ersten Jahr nach der Wiedervereinigung das Engagement auf den Osten Deutschlands ausgedehnt. Bei den Ausstellungen wird seit dem darauf geachtet, dass sie ausgewogen an Orten überall in unserem Land veranstaltet werden.

    Dieses Engagement ist in der gerade im ländlichen Raum immer noch strukturschwachen Region der neuen Bundesländer besonders wertvoll. Der Einsatz von nicht staatlichen Organisationen, Vereinen und Einzelpersonen ist auch deshalb so wichtig, weil er viel näher an den Problemen ist und dadurch außerordentlich gezielt unterstützen und fördern kann.

    Damit komme ich auch gleich zum zweiten Punkt, auf den ich hinweisen möchte. Die GEDOK vereint einerseits Kunstschaffende untereinander und andererseits diese auch mit Kunstförderern. Damit macht sie es zu Ihrem Anliegen den Künstlerinnen durch eine Plattform nicht nur zu Öffentlichkeit, sondern auch zu ihrem täglich Brot zu verhelfen.

    Das ehrenamtliche Engagement das durch die GEDOK und die vielen Förderer geleistet wird, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Solche helfenden Hände haben Tradition, ohne die unsere Gesellschaft nicht funktionieren würde. Wir als SPD sehen es als unsere Aufgabe an, nicht nur Kunst und Kultur, sondern ganz besonders auch das ehrenamtliche Engagement zu fördern.

    Der deutsche Theaterintendant Hansgünther Heyme hat einmal gesagt: „Der Staat muß die Kultur auch in der Zukunft fördern, genauso wie er die Müllabfuhr finanziert; das Theater ist die Müllabfuhr für die Seele“. Auch wenn er damit sicherlich Recht hat, gebe ich gern zu, dass ich den Sinn und Zweck von Theatern und Kultur insgesamt vielleicht doch eher unter einem positiveren Blickwinkel betrachte. Doch in dem Hauptpunkt sind wir uns alle einig: Kultur ist für die Gesellschaft, jede Einzelne und jeden Einzelnen unverzichtbares Lebensmittel!

    In diesem Sinne wünsche ich der GEDOK für die Zukunft alles Gute und Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, viel Freude beim nun folgenden Konzert und der sich anschließenden Ausstellungsbegehung.

    Vielen Dank