Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

Archiv

Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

Archives

On this website you find information about my work as member of parliament (1998 - Oct. 2009)

Curriculum Vitae english Curriculum Vitae français Curriculum Vitae spanish Curriculum Vitae russian Curriculum Vitae chinese

    14.09.2006

    Rede zur Ausstellungseröffnung 60 Jahre Bendestorfer Filmkunst


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde,

    ich freue mich, bei dem heutigen wirklich beachtenswerten Jubiläum dabei sein zu können. Seit 60 Jahre werden in Bendestorf Filme produziert und die Höhen und Tiefen, die Erfolge und die Krisen spiegeln in gewisser Weise die Film- und Fernsehgeschichte unseres Landes wieder. Wenn man sich hier vor Ort umschaut und in die Geschichte der Filmkunst aus Bendestorf eintaucht, kann man viel über die vergangenen Jahrzehnte des Films lernen. Mit der gelungenen Ausstellung gelingt dieses Erleben der Geschichte natürlich noch umso besser.

    Der Film und dabei insbesondere auch der Nachkriegsfilm, für den Bendestorf so bekannt wurde, hat in Deutschland immer eine große Rolle gespielt. Doch ich erinnere mich auch noch sehr gut an die langen Jahre, in denen gerade im Kino kaum noch deutsche Beiträge zu sehen waren. Aus diesem Grund ist es umso schöner, jetzt dabei sein zu können, wenn sich der deutsche Film endlich wieder selbstbewusst präsentiert und dabei so wunderbar erfolgreich ist.

    Als Mitglied der Vorauswahljury des Deutschen Filmpreises konnte ich in diesem Jahr die ganze Bandbreite der aktuellen Produktionen erleben. Die letztendlichen Preisträger „Das Leben der Anderen“, „Requiem“ und „Knallhart“ sind nur drei Beispiele für die vielen spannenden und qualitativ ausgezeichneten Beiträge in diesem Jahr.

    Dass der deutsche Film auch international wettbewerbsfähig ist, zeigen nicht allein die immer mehr mit Hollywood vergleichbaren Filmbudgets wie das beispielsweise bei dem 50 Millionen Euro teuren aktuellen Film „Das Parfüm“ der Fall ist. Die hohe und im Ausland immer stärker beachtete Qualität zeigt sich eben auch gerade in weniger pompös daherkommenden Produktionen. Die alljährliche Berlinale ist immer eine gute Möglichkeit die Vielfalt und das Angebot darzustellen. In diesem Jahr waren allein vier deutsche Beiträge im Wettbewerb.

    Dass es der Filmwirtschaft so gut geht, ist auch eine Bilanz von Rot-Grün sowie des Engagements der drei Kulturstaatsminister Michael Naumann, Julian-Nida Rümelin und Christina Weiss, die sich vehement für die Förderung dieser wichtigen Branche eingesetzt haben. Ich möchte nur kurz an das Filmförderungsgesetz erinnern, womit wir in der rot-grünen Koalition unter anderem die Aufstockung der gesamten Filmfördermittel um 40 Prozent auf 63 Millionen erreichten und unter anderem auch dafür sorgten, dass 15 Cent pro Kinokarte in die Filmförderung gehen. Wichtig war uns zudem die Einführung kultureller Kriterien in die Referenzfilmförderung.

    Nachdem klar wurde, dass die Filmfonds kein genügend treffgenaues Instrument zur Filmförderung darstellten, erreichte die Kulturstaatsministerin Christina Weiss die finanzielle Zusage für eine Anschlussförderung. Diese wurde nun in der Großen Koalition vorgestellt und wird mit je 60 Millionen Euro auf die nächsten drei Jahre auch umgesetzt werden. Damit hoffen wir, deutsche Produktionen noch weiter nach vorn bringen zu können.

    Leider ist es so, dass sich die Filmfertigung in Deutschland an recht wenigen Orten zentriert hat. So versammeln allein München, Köln, Berlin und Hamburg mit über 50.000 Mitarbeitern den größten Teil der insgesamt 96.000 in der Film- und Fernsehbranche Beschäftigten. Ich bin der Meinung, dass die Produktionsstätten auf dem Land genauso gute Arbeit leisten und manchen Bereichen sogar bessere Möglichkeiten anbieten. Es ist natürlich schade, wenn die privaten Sender auf dieses Potential nur wenig zurückgreifen. Aber ich bin der Ansicht, dass es zumindest Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Anstalten ist, mit Filmstätten in kleineren Stätten und auf dem Land ebenso zusammenzuarbeiten wie an den größeren Standorten.

    Insgesamt freue ich mich, dass ich gerade in dieser Woche in einer Studie (Ernst & Young AG Stuttgard) lesen konnte, dass die deutsche Filmbranche eine Wende bei der in den letzten Jahren eher schwachen Umsatzentwicklung sieht. 84 Prozent der Unternehmen sehen für das kommende Jahr eine optimistische Entwicklung.

    Doch nicht nur die aktuelle Entwicklung liegt mir aus bundeskulturpolitischer Sicht am Herzen.
    Mit der Deutschen Kinemathek oder dem Filmmuseum haben wir zwei wichtige Initiativen, mit denen Kulturgeschichte bewahrt wird. Bemerkenswert ist hier nicht nur die große Sammlung von 12.000 deutschen und ausländischen Stumm- und Tonfilmen, sondern auch das Engagement in der wissenschaftlichen und pädagogischen Auseinandersetzung mit Filmkunst.

    Das Urheberrecht wird uns als Kulturpolitiker im Deutschen Bundestag in den kommenden Monaten sehr intensiv beschäftigen. Ein wichtiger Punkt ist es beispielsweise, zu überlegen wie unbekannte Nutzungsarten im Filmbereich Anwendung finden können. Das wird unter anderem bei alten Filmkopien wichtig, die in Archiven lagern und aufgrund von alten Verträgen, die neue Nutzungsarten noch nicht vorhersehen konnten, nicht auf neue Träger wie DVDs gesichert werden können. Hier wollen wir etwas tun, um das Kulturgut Film auch für die Zukunft bewahren zu können.

    Meine Damen und Herren,
    Sie sehen die Bundeskulturpolitik engagiert sich nicht nur für den Erfolg des Filmmarktes, sondern es ist uns ebenso ein Anliegen, Film als bedeutendes Kulturgut zu bewahren und zu vermitteln. Doch als einzig und allein bundespolitische Initiative reicht das Engagement bei weitem nicht aus. Stattdessen braucht es Institutionen wie das Filmmuseum Bendestorf, die sich für eine lebendige Auseinandersetzung mit Filmgeschichte stark machen. Mit der heutigen Ausstellung ist Ihnen das wieder einmal hervorragend gelungen.

    Alfred Hitchcock hat einmal gesagt: „Die Länge eines Films sollte in einem direkten Verhältnis zum Fassungsvermögen der menschlichen Blase stehen“. Da ich der Meinung bin, dass dies auch für Reden gelten sollte, will ich an dieser Stelle enden und wünsche Ihnen allen anregende Gespräche und einen spannenden Rundgang durch die Ausstellung.

    Herzlichen Dank