Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    28.09.2006

    Zur Tagung „Museum und Personal“ des Museums am Kiekeberg

    Artikel und Vortrag von Monika Griefahn


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Auch wenn es nicht gleich jedem bei einem Museumsbesuch offensichtlich wird: mit dem, was die Museumsgäste bei ihrem Besuch erleben können, sind heute oft zahlreiche Personen beschäftigt. Das bedeutet auch, dass die Tätigkeiten und Kompetenzfelder in Museen durch eine besonders große Vielfalt gekennzeichnet sind. Die Berufe reichen von der Wissenschaftlerin und dem Museumspädagogen über das Management und die Verwaltung bis hin zu Kassen-, Aufsichts- und Werkstattpersonal oder Restauratoren. Wegen dieser Komplexität, die das Thema „Museum und Personal“ hierdurch bekommt, möchte ich in meinen Überlegungen insbesondere mit der Vermittlungsfunktion der Museen beschäftigen.

    Die Museumslandschaft hat seit den neunziger Jahren einen tief greifenden Wandel durchlaufen. Was das Verhältnis von Kultur und Wirtschaft betrifft, hat hier ein bedeutender Paradigmenwechsel stattgefunden. Gingen Museen vor diesem Wandel zugegebenermaßen manchmal von einem aus heutiger Sicht etwas verstaubten Kulturbegriff aus, so werden Museen mittlerweile immer mehr als Wirtschaftsbetriebe wahrgenommen und damit einhergehend werden Kunst und Kultur aus einer rein funktionalistischen Perspektive betrachtet. In Zeiten defizitärer Haushalte und finanzieller Probleme ist die Wirtschaftlichkeit verständlicherweise zunehmend in den Vordergrund getreten. Diese Entwicklung der „Verbetriebswirtschaftlichung“ und des damit verbundenen Kosten-Nutzen-orientierten Denkens betrifft aber nicht nur die Institution Museum, sondern Kultureinrichtungen und Kulturpolitik generell und birgt die Gefahr, dass die Künste dabei auf der Strecke bleiben.

    Natürlich wird die Wirtschaftlichkeit von Museen von Politik und Öffentlichkeit gerade in Zeiten knapper Kassen besonders stark gefordert. Dabei ist klar, dass es dafür ein professionelles Management braucht. Doch trotz allem muss die Gewährleistung der Qualität der inhaltlichen Arbeit immer im Vordergrund stehen. Professionalisierung darf nicht zu einer Überökonomisierung führen.

    Ähnlich hat mit diesem Problem die kulturelle Bildung, ein elementarer Bestandteil von Kulturpolitik, zu kämpfen. Man schaue sich nur die aktuelle Bildungs- bzw. PISA-Debatte an, in der musische und künstlerische Aspekte fatalerweise völlig außer Acht gelassen werden. Wenn heute im Zusammenhang mit PISA von Bildung gesprochen wird, dann stehen ausschließlich Basiskompetenzen und mathematisch-naturwissenschaftliche Grundbildung im Mittelpunkt. Beides halte ich für gleichermaßen wichtig, und trotzdem meint Bildung mehr als das. Obwohl diese Ansicht zunehmend Beachtung findet, hat kulturelle Bildung es schwer - besonders in Zeiten knapper Kassen.

    Warum müssen wir Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Kunst und Kultur vermitteln? Ist es denn überhaupt nützlich in kulturelle Bildung zu investieren? Zugegeben: Diese Fragen werden selten ausgesprochen, denn sie gelten als nicht politisch korrekt. Dennoch stehen diese Fragen im Raum und wir sollten sie deshalb aufgreifen und selbstbewusst beantworten.

    Was ist eigentlich kulturelle Bildung? Eine wie ich finde treffende und heute immer noch gleichermaßen gültige Definition hat das Bundesministerium für Frauen und Jugend in seinem Kinder- und Jugendplan vom 20. Dezember 1993 vorgelegt: „Kulturelle Bildung soll Kinder und Jugendliche befähigen, sich mit Kunst, Kultur, und Alltag phantasievoll auseinanderzusetzen. Sie soll das gestalterisch-ästethische Handeln in den Bereichen Bildende Kunst, Film, Fotografie, Literatur, elektronische Medien, Musik (…) fördern. Kulturelle Bildung soll die Wahrnehmungsfähigkeit für komplexe soziale Zusammenhänge entwickeln, das Urteilsvermögen junger Menschen stärken und sie zur aktiven und verantwortlichen Mitgestaltung der Gesellschaft ermutigen.“

    Gerade als jemand, der einmal Mathematik studiert hat, weiß ich, wie wichtig es ist, in unserer Zeit den Blick dafür zu schärfen, dass der Wert kultureller Kinder- und Jugendbildung von ganz erheblicher Bedeutung für unsere Gesellschaft ist. Als Kulturpolitikerin fordere ich von Bildung mehr als die Befähigung des Einzelnen zur Ausübung eines Berufs. Sie muss auch zur Persönlichkeits- und Identitätsbildung beitragen. Kulturelle Bildung ist in diesem Sinne das notwendige Komplement zur kognitiven Bildung. Kulturelle Bildung ist kein Luxus, sondern unerlässlich für die Herausbildung eines umfassend gebildeten Menschen. Sie vermittelt Schlüsselqualifikationen für eine gelingende Lebensführung und unter den Bedingungen der gesellschaftlichen Modernisierung wird sie auch als Sinn- und Orientierungsangebot immer wichtiger. In der Zukunft werden wir in Deutschland unser Geld immer mehr mit Kreativität verdienen, und Erfolg in den so genannten Creative Industries setzt entsprechende Bildung voraus. Was heißt das ganz konkret? Dies möchte ich im Folgenden anhand dreier Punkte verdeutlichen:

    Erstens: Durch musikalische und andere kreative Bildung entwickeln Kinder Kreativität, soziale Kompetenz, Intelligenz und Ausdauer - alles Fähigkeiten, die ihnen in allen Lebenslagen helfen. Wer beispielsweise ein Musikinstrument lernt, der entwickelt Fertigkeiten, die ganz entscheidend auch anderen Fächern wie Mathematik oder den Sprachen zugute kommen. Gerade die Sinne der Kinder und Jugendlichen, deren Fähigkeiten vor dem Fernseher verkümmern werden durch Musik oder die bildenden Künste, also durch kulturelle Bildung, herausgefordert.

    Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, betrifft die „kulturelle Intelligenz“. Vielfach wird über das zunehmende Inseldenken unserer Kinder geklagt. Unsere Wissensvermittlung krankt häufig daran, dass unsere Kinder verschiedene Inhalte nicht mehr miteinander verknüpfen. Für viele Kinder gehören Friedrich der Große und Voltaire in zwei verschiedene Schulfächer, die sich nie begegnen. Der erste ist Teil von Geschichte, der andere steht in Französisch auf dem Lehrplan. Abhilfe kommt hier von einer richtig verstandenen kulturellen Bildung. Kunst, als ein Querschnittsphänomen, das alle Wissensbereiche unserer Gesellschaft tangiert, führt zu einem zusammenhängenden Wissen und ist eine Grundlage der Gesellschaft. Wir sind eine Kulturnation! Ein Kind mag den Strahlensatz aus der Mathematik verstehen. Aber erst dessen Anwendung im perspektivischen Zeichnen macht den Strahlensatz intuitiv begreifbar. Und schon sind wir bei einem ganz konkreten Beispiel, bei dem klar wird, dass die Beschäftigung mit der Kunst zu einem gesteigerten Interesse an anderen Fächern wie Mathematik führen kann.

    Mein dritter Punkt betrifft das persönliche Glück und den Erfolg der Kinder. Die Beschäftigung mit Kunst gibt ihnen entscheidende Mittel an die Hand, um das eigene Leben zu meistern. Kulturelle Bildung erlaubt mehr über sich selbst zu erfahren und zu lernen, sich auszudrücken. Die Unterhaltung über die „Zauberflöte“ von Mozart oder über ein selbst gemaltes Bild ist Kommunikation, die sich nicht nur auf die Sachebene beschränkt, sondern Gefühle, Wünsche und Spannungen thematisieren kann. Das stärkt auch die Konfliktfähigkeit.

    Es muss klar werden, dass kulturelle Bildung unverzichtbarer Teil der Bildung bei Kindern und Jugendlichen ist. Kulturelle Bildung kann das Denken in Schulfächern und festen Rubriken überwinden. Kultur verbindet nicht nur Menschen. Kultur verbindet auch Wissen. Und das schaffen wir nur, wenn die schulische Bildung auch durch außerschulische Bildung ergänzt wird. Wir haben in diesem Zusammenhang mit dem Ganztagsschulkonzept einen wichtigen Anfang gemacht. Im Rahmen des Investitionsprogramms „Bildung und Betreuung“, das in der Zeit der rot-grünen Regierungskoalition initiiert worden ist und das in der jetzigen Legislaturperiode weitergeführt wird, sind vier Milliarden Euro bereitgestellt worden, um Ganztagsschulen zu fördern und eine neue Qualität von Schule und Unterricht zu schaffen.

    Von Anfang an haben wir dabei auch klargestellt, dass es bei dem Ganztagsschulenkonzept nicht einfach nur um Unterricht am Nachmittag geht. Das Konzept der Ganztagsschule bietet stattdessen Raum für ganz neue Möglichkeiten des Lehrens und Lernens. Der kulturellen Bildung kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle zu, denn sie ist elementarer Teil dieses Konzeptes. Die Verzahnung von Unterricht und Freizeitgestaltung, wie sie in Ganztagsschulen möglich ist, liefert den idealen Rahmen, um intensiv kulturelle Bildung zu betreiben, mit den nötigen spielerischen Freiräumen. Unsere Politik für die Ganztagsschulen bietet die Chance, nicht nur die Leistungen der Kinder, sondern auch ihr Interesse an Kunst und Kultur zu fördern. Kulturelle Bildung ist eine zwingende Voraussetzung dafür, dass sich in Deutschland auch in einigen Jahren noch möglichst viele Bürger ganz persönlich in ihrer Freizeit für Kunst und Kultur einsetzen. Sie ist der Schlüssel zur Teilhabe am kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Kinder und Jugendliche, die schon früh an Museen herangeführt werden, interessieren sich meistens auch im Erwachsenenalter noch dafür und sind somit die Museumsbesucher von morgen.

    Das Konzept der Ganztagsschule ist mir persönlich so wichtig, weil es die Chance bietet, mehrere drängende Probleme zu lösen. Bundesinnenminister Schily hat einmal gesagt: „Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit“. Dieses Zitat kann man auch auf Museen beziehen, denn Otto Schily meinte damit, dass Kinder und Jugendliche heute mehr denn je sinnvolle Alternativen zu der häufigen nachmittäglichen Tristesse bestehend aus Fernseher und Computer brauchen. Ansonsten entstehen aus Langeweile und exzessivem und oft nicht altersgerechtem Medienkonsum schnell dumme Ideen bis hin zu Gewalttaten und Strafdelikten. Museen können in diesem Sinne also ähnlich wie Musikschulen erstens nicht nur helfen, Kinder und Jugendliche vor solchen Entwicklungen zu schützen, sondern außerdem zweitens wichtige Kompetenzen fördern und drittens kulturinteressierte Menschen heranziehen.

    Die über 6000 Museen in Deutschland sind in diesem Zusammenhang von elementarer Bedeutung. Denn sie fungieren als Bindeglieder zwischen den zentralen Feldern der Kulturpolitik und bringen Bildung, Kunst und Kultur zusammen. Damit sind Museen als kulturelle Lern- und Vermittlungsorte für den Bereich der kulturellen Bildung unverzichtbar. Nicht umsonst kommt den Museen nicht nur eine Unterhaltungs-, sondern auch eine Bildungsfunktion und damit nicht zu unterschätzende gesellschaftliche Bedeutung zu. Als Bewahrer des kulturellen Erbes sind sie für Sinnstiftung und Identitätsfindung unerlässlich. Dies gilt auch im Hinblick auf politische und historische Bewusstseinsbildung. Museen als kulturelle Einrichtungen sind geradezu prädestiniert, als Lernorte im Sinne außerschulischer Bildung in Gestalt zu treten. Schulische, abstrakte Bildung kann so eine bereichernde Ergänzung finden und erfahrbar gemacht werden.

    Ein Besuch im Museum vermag oftmals viel mehr zu vermitteln, als beispielsweise der allwöchentliche Kunstunterricht im Klassenzimmer. Es macht schon einen Unterschied, ob man zur Anschauung nur ein Foto im Unterrichtsbuch zur Verfügung hat oder in einem Museum dem echten Picasso, dem Original, gegenüber steht - oder ob im Erdkundeunterricht die Entstehung eines Erdbebens mit dem Buch erklärt wird, oder im Landesmuseum am Modell erfahrbar gemacht wird. Und gerade was den Geschichtsunterricht und die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands betrifft: Wie viel beeindruckender, emotionaler und wirkungsvoller ist ein Besuch des Jüdischen Museums in Berlin oder des Dokumentationszentrums in Nürnberg auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände als das reine Lernen von Zahlen und Fakten. Auch bei uns in Niedersachsen und in unserer Region haben wir bereits einige sehr gute Beispiele für eine solche sinnvolle und kreative Wissensvermittlung. Natürlich fällt mir da sofort das Freilichtmuseum am Kiekeberg ein, wo traditionelles Handwerk praktiziert und gefördert wird. Es ist außerordentlich wichtig, dass das Schlosserhandwerk bewahrt, die Arbeit in einer Brennerei erfahrbar gemacht oder der Beruf des Sattlers veranschaulicht wird. Ein anderes Beispiel in Niedersachsen ist phæno in Wolfsburg. Das Alter der Besucherinnen und Besucher spielt hier keine Rolle. Bei phæno wird interessierten Kindern, Schulklassen, Jugendlichen, Erwachsenen, Familien und der 60plus-Generation ein Ort geboten, an dem jeder durch eigene Experimente ganz direkt Naturwissenschaft und Technik erleben kann.

    Diese Beispiele für innovative und qualitativ hochwertige Arbeit bei der Vermittlung von Wissen machen schnell klar, warum es so wichtig ist, dass Museen auch eine zentrale Rolle im Nachmittagsprogramm der Ganztagsschulen einnehmen sollten. Schule und Museum müssen künftig weiter aufeinander zugehen. Sie können durch Kooperationsprogramme ein ideales Tandem sein, um Gelerntes zu veranschaulichen - und dies von Kunst, Literatur über Musik und Geschichte bis hin zu Geographie.

    Vor diesem Hintergrund ist es enorm wichtig, dass sich das Museumspersonal seines klaren Bildungsauftrags verpflichtet fühlt und der damit verbundenen Verantwortung bewusst ist. Dem Bildungsauftrag Rechnung tragend kommt in der Museumsarbeit dem klassischen Arbeitsbereich des „Vermittelns“ ein hoher Stellenwert zu. Zu dieser so wichtigen Vermittlungsarbeit gehören beispielsweise das Konzipieren von Ausstellungen, Zielgruppenarbeit sowie Besucherbetreuung. Diese sich wandelnden Anforderungen an das Museumspersonal haben sich bereits in entsprechenden Ausbildungsangeboten niedergeschlagen: Studiengänge wie Kultur- oder Museumspädagogik, die besonderen Wert auf didaktische und pädagogische Qualifikationen legen, beweisen das. Solche Fähigkeiten des Museumspersonals sind gerade in der Zusammenarbeit mit Schulen und im Kontakt mit Kindern besonders wichtig. Die Museumsmitarbeiter müssen nicht nur über fachliches Wissen verfügen, sondern auch in der Lage sein, dieses verständlich, anschaulich und kindgerecht zu verpacken.

    Wenn es um Personal im Kulturbereich geht, muss sich jeder für das kulturelle Leben Engagierte eingestehen, dass so viele Menschen wie hier sinnvoll arbeiten könnten, gar nicht bezahlt werden könnten. Das gilt neben Museen ebenso für viele andere Einrichtungen. Deswegen ist es unverzichtbar, die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht nur anzuerkennen, sondern auch noch intensiver zu fördern. Das ist zum großen Teil eine staatliche Aufgabe. Wir haben das Ziel der Stärkung der Bürgergesellschaft explizit im Koalitionsvertrag verankert. Dort heißt es: „Ohne ein starkes ehrenamtliches Engagement der Bürgerinnen und Bürger für unser Zusammenleben kann unsere Gesellschaft nicht existieren.“ Dementsprechend setzen wir uns für die Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen des bürgerschaftlichen Engagements ein, wie wir es auch schon unter der rot-grünen Regierungskoalition getan haben.

    Einen grundsätzlicher Punkt, der über kurzfristige Ansätze zur Stärkung von freiwilliger Arbeit hinausgeht, kann ich leider nur kurz anreißen. Ich denke, es muss in der Gesellschaft ein generelles Umdenken geben. Ausgehend von traditionell schwierigen Arbeitsbedingungen wird Arbeit meist als Belastung begriffen; nicht als Gestaltungs- und Beteiligungsmöglichkeit. Doch genau hier muss Arbeit vollkommen neu definiert werden, nur dann können wir den heutigen Lebensstandard auch in Zukunft halten. Wir müssen Arbeit als eine Tätigkeit im Sinne einer Bürgergesellschaft verstehen, eine Tätigkeit, die der Menschenwürde gerecht wird und die gleichermaßen den Sozialsystemen förderlich ist sowie unsere natürlichen Lebensgrundlagen erhält. Und hierzu zähle ich selbstverständlich auch Kunst und Kultur, denn das sind Lebensmittel.

    Zu der bedeutenden Stellung der Kultur haben sich mehr oder weniger alle Parteien in ihren Programmen bekannt. Ich bin froh, dass es hier zumindest einen Grundkonsens gibt, der auch unsere Arbeit der vergangenen Jahre in der rot-grünen Regierung bestätigt. Wir dürfen es uns nicht leisten, Kultur zu einem politischen Leichtgewicht zu machen. Deshalb sollte Kultur auch als Staatsziel ins Grundgesetz aufgenommen werden, als grundlegendes Bekenntnis zur Kultur, mit dem Ziel die Kulturpolitik auf bundespolitischer Ebene bedeutsamer zu machen und den Staat dazu zu verpflichten, Kultur zu schützen und zu fördern. Dies wäre ein symbolträchtiges und wichtiges Zeichen an Deutschlands zahlreiche Museen und Kultureinrichtungen im Allgemeinen. Kultur und kulturelle Bildung dürfen nicht ökonomischem Kosten-Nutzen-Denken zum Opfer fallen und nur unter dem Gesichtspunkt kurzfristiger wirtschaftlicher Verwertbarkeit betrachtet werden. Denn Kunst- und Musikunterricht sind an den Schulen ebenso wichtig wie Mathe und Physik - genauso wie die Geisteswissenschaften an den Universitäten im Vergleich mit den Wirtschaftswissenschaften keineswegs wie oftmals behauptet „nutzlos“ sind. Wir sollten uns hüten, in solchen Kategorien zu denken - denn dann wird es bald auch nur noch Konzerte und Ausstellungen geben, die finanziellen Erfolg versprechen und neuartiger, unkonventioneller und noch nicht etablierter Kunst den Weg versperren.

    Wie sagte schon Friedrich Nietzsche zu seiner Zeit in diesem Zusammenhang sehr treffend über die Zukunft unserer Bildungsanstalten: „Man sehe nur erst in der Bildung etwas, das Nutzen bringt: So wird man bald das, was Nutzen bringt, mit der Bildung verwechseln.“

    Ich hoffe, dass wir, die Politik auf der einen Seite und die Kultureinrichtungen auf der anderen, zusammen einer solchen Verwechslung entgegenwirken werden und gemeinsam Wege finden, kulturelle Bildung in Deutschland zu verstärken und weiterzuentwickeln.

    Ein gutes Beispiel dafür ist die Veranstaltung „Museum und Personal“. Ich freue mich, an dieser Stelle genau das ermöglicht wird, indem hier die Anforderungen an die Ausbildung des Museumspersonals diskutiert werden.