Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    01.09.2007

    Grußwort für den Kulturverein „Brücke 7“

    Eröffnung der Ausstellung „Für Toleranz, gegen Gewalt!“ in Berlin


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Lieber Claus Bubolz,
    liebe Mitglieder des Kulturvereins „Brücke7“,
    liebe Kulturfreundinnen und Kulturfreunde,

    nach einer schöpferischen Pause öffnet heute, am Weltfriedenstag, der Berliner Kulturverein „Brücke7“ wieder seine Türen. Ich finde, dass Sie, lieber Claus Bubolz und liebe Mitglieder der „Brücke7“, keinen besseren Zeitpunkt für die Wiedereröffnung Ihres Vereins hätten wählen können. Das Motto der Eröffnungsfeier „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg“ und der Ausstellung „Für Toleranz, gegen Gewalt!“ hat auch mehr als 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges nichts an Aktualität eingebüßt.

    Wie wichtig die historische Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges, der Nazi-Verbrechen und der Kampf gegen Extremismus und Intoleranz sind, zeigen uns nicht zuletzt die traurigen Vorfälle im sächsischen Mügeln, wo eine Hetzjagd auf indische Mitbürger veranstaltet wurde. Solche abscheulichen Taten dürfen wir nicht tolerieren! Wir alle, Politik und Zivilgesellschaft, müssen konsequent gegen Rechtsradikalismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit vorgehen. Aber dafür kann nicht Politik alleine sorgen. In der Mitte der Gesellschaft brauchen wir Toleranz und Zivilcourage von jedem!

    Ich finde es sehr bedauerlich und zugleich besorgniserregend, dass sich junge Leute von rechtsextremistischen „Rattenfängern“ einfangen lassen und empfänglich für Gewalt verherrlichende und rassistische Hetzparolen sind. Wir müssen das Gedächtnis daran wach halten, was Krieg, Rassismus und Faschismus bedeuten und welches Leid sie verbreiten. Zu sehen, wie schnell so etwas in Vergessenheit geraten kann, ist erschreckend, aber dennoch ist es nachvollziehbar, denn kein Zeitungsartikel, kein Radio- oder Fernsehbericht können die Grausamkeit und die Ausmaße des Krieges eindrücklich genug vermitteln.

    Gerade für die jüngeren Generationen sind die Folgen von Krieg und Faschismus schwer verständlich. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns noch stärker auf die Jugend- und Kulturarbeit konzentrieren, dass wir andere Möglichkeiten finden, wie wir solche entsetzliche Geschehen aufarbeiten können, wie wir daran erinnern können und wie es uns ständige Mahnung bleiben kann.

    So wie Sie heute die Möglichkeit bekommen, durch die Ausstellung „Für Toleranz, gegen Gewalt!“ zu gehen und zusammen die Wiedereröffnung des Kulturvereins „Brücke7“ zu feiern, so haben in ganz Deutschland die Menschen jeden Tag die Möglichkeit, sich durch Kunst und Kultur an vielen Orten Geschichte zu erleben und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Hierin liegt eine zentrale kulturpolitische Aufgabe, zu der sich auch der Deutsche Bundestag besonders bekennt. An vielen Orten in Deutschland haben wir Gedenkorte initiiert, unterstützen antisemitische Gedenkstätten und damit verbunden auch immer die künstlerische und kulturelle Auseinandersetzung mit Geschichte als zentralen Bestandteil von Aufarbeitung begriffen.

    Doch die staatlichen Initiativen wären nichts, ohne das wichtige private und gesellschaftliche Engagement. In diesem Sinne freue ich mich sehr, dass der Kulturverein „Brücke7“ seine Eröffnung mit einem so bedeutenden Thema begeht. Denn so wichtig wie die Arbeit der Kulturschaffenden ist, so wichtig ist auch das Engagement derjenigen, die die Ergebnisse den Menschen zugänglich machen.

    Ich wünsche allen Beteiligten und den Initiatoren des Kulturvereins „Brücke7“ viel Erfolg für die zukünftige Arbeit und wünsche Ihnen allen einen eindrücklichen Abend.