Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    27.08.2008

    Kulturelle Bildung im Freilichtmuseum Kiekeberg


    Monika Griefahn hatte den Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Schneider (Direktor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim) zu einer Abendveranstaltung im Kunstverein Buchholz eingeladen und nutzte mit ihm gemeinsam die Zeit am Nachmittag um bei einem Besuch im Freilichtmuseum am Kiekeberg ländliche Kultur hautnah zu erleben. Mit dabei war auch Christoph Selke vom Kunstverein Buchholz. Im Gespräch mit Museumsdirektor Prof. Dr. Rolf Wiese und der Vorsitzenden des Stiftungsrates, Heike Meyer, erfuhren sie viele interessante Details über das Freilichtmuseum und die Arbeit der gemeinnützigen Stiftung, welche die Finanzierung des Museums sichert.

    Hauptgeldgeber für die Stiftung nach öffentlichem Recht ist der Landkreis Harburg, der die Stiftung gegründet hat, um die Finanzierung des Freilichtmuseums dauerhaft auf solide Beine zu stellen. Es erfolgen immer Finanzierungszusagen für fünf Jahre, wie die Kreistagsabgeordnete und Stiftungsratsvorsitzende Heike Meyer erklärte. „Beim Bund werden zurzeit auch viele bestehende GmbHs im Kulturbetrieb auf Stiftungen umgestellt, damit Gelder besser einzuwerben sind“, erläuterte Monika Griefahn, auch Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Kultur und Medien.

    Prof. Dr. Wiese lobte die Verlässlichkeit des Finanzierungszuschusses und die Flexibilität in der Arbeit durch die Stiftung. Rund eine Million Euro pro Jahr steuert der Förderverein mit seinen 4.800 Mitgliedern bei. „Ohne diesen Förderverein wäre dieses Museum nicht lebensfähig.“ Der Förderverein betreibt die wirtschaftliche Seite des Museums und erhält die Einnahmen aus den Museumsläden, die dann wiederum an das Museum zurück fließen. Sehr viele ehrenamtlich Tätige sind in die Arbeit eingebunden, ebenso behinderte Menschen. „Über die Arbeit mit Behinderten merkt man, wie viel Spaß Kultur machen kann“, hob Prof. Dr. Wiese heraus. Im Museum verteilt sich die Arbeit auf 30 Vollzeit- und 25 Teilzeitstellen, außerdem sind 25 körperlich oder geistig Behinderte beschäftigt.

    Die Besucherzahlen des Museums sind stetig gestiegen: 1987 waren es 50.000 Besucher und im Jahr 2007 bereits 265.000 Besucher. „Auch Kulturbetriebe müssen wachsen und gedeihen:“ Schulklassen zahlen keinen Eintritt. „Dies ist schließlich kulturelle Bildung, die soll jedem Schüler offen stehen.“ Das Museum will verstärkt versuchen, junge und ältere Menschen zusammenzubringen, um das Wissen der Älteren an die Jüngeren zu vermitteln.

    Beim Rundgang durch einige Gebäude des Freilichtmuseums erläuterte Prof. Dr. Wiese, dass zum Beispiel das Fischerhaus, erbaut Ende des 17. Jahrhunderts, aus Drage in das Freilichtmuseum umgesetzt wurde. Dabei wurde nicht nur das Fachwerk mitgebracht, sondern ganze Wände komplett mit Füllungen; auch die alte Feuerstelle mit Schornstein wurde mit Sand verfüllt und so unbeschadet zum Kiekeberg gebracht. „Heute geht man interdisziplinär an die Sache heran“, wurde erläutert, „um möglichst vielschichtige Informationen über das Haus und das Leben darin zu erhalten.“ In der Regel kann solch ein Bau zu 70 % erhalten werden und die restlichen 30 % werden originalgetreu ersetzt.

    13 Farbschichten übereinander fand man bei der Restaurierung in der guten Stube. „Gemessen am Alter des Hauses zeigt es uns, dass praktisch immer dann, wenn eine neue Frau auf den Hof kam, die Stube neu gestrichen wurde; pro Generation einmal.“ Übrigens hat man auch die Warft in Drage untersucht, auf der das Haus stand, und förderte Erstaunliches zu Tage: Unter dem Fußboden fand man noch zwei Fußböden 80 cm tiefer. Demnach hatte man das Haus zu früherer Zeit zweimal „hochgeschraubt“, um die Warft zu erhöhen und dann einen neuen Fußboden in das Haus gelegt. So war das Haus vor dem Elbwasser besser geschützt. „So viele interessante Details habe ich ja noch nie erfahren“, freute sich Monika Griefahn.

    Auch die Brennerei wurde besichtigt und die Geschichte des „Alter Haidmärker“-Kornbrandes weitergegeben. Weiter ging es zum restaurierte Saal eines Gasthauses im ersten Stock. Dabei lernten die Besucher, dass das wertvollste Holz des Gebäudes auf den Fußboden des Saales kam: Pitchpine, herangeschifft aus Kanada, ohne Astlöcher – und ideal zum Tanzen ohne zu stolpern. In den Jahren 1880 bis 1890 änderte sich das Leben, erklärte Prof. Dr. Rolf Wiese seinen Besuchern, die Menschen arbeiteten nicht mehr 365 Tage im Jahr und es bildete sich eine Art „Freizeitgesellschaft“, indem Vereine gegründet wurden. Diese brauchten einen Raum um sich zu treffen, so entstanden die Säle in Gasthäusern. Für diesen Saal hatte ein junger Maler erstaunliche Gemälde geschaffen, die direkt auf die Wände gemalt und beim Wiederaufbau Stück für Stück restauriert wurden. Und warum saß die Kapelle mit ihren Instrumenten bei Tanzveranstaltungen auf einer Bühne über dem Getränkeausschank? „Damit die Instrumente heil blieben, wenn im Saal eine Schlägerei stattfand.“

    Beim Rundgang durch die Bäckerei wurden schließlich noch frisch gebackene Kekse probiert, die im Museumsladen zum Kauf angeboten werden; alle Backwaren werden aus biologisch angebautem Getreide hergestellt.