Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    13.02.2008

    Grußwort zur Veranstaltung der SPD zur Berlinale


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Filmfreundinnen und Filmfreunde,

    Der britische Schauspieler Ralph Richardson hat seine Kunst einmal mit folgendem Ausspruch auf den Punkt gebracht. Er sagte: „Schauspielerei ist die Kunst, das Publikum am Husten zu hindern“.

    Auch wenn das Zitat in gewisser Weise wunderbar treffend ist, so bin ich doch sicher, dass der Film „Die Welle“ und die Schauspielerinnen und Schauspieler darin, noch mehr vermögen. Als Mitglied der Vorauswahljury zum Deutschen Filmpreis durfte ich den Film bereits sehen. Dabei wird es keinen überraschen, wenn ich Ihnen schon einmal verrate, dass es Die Welle zu Recht in die Auswahl geschafft hat. Ich empfand den Film als sehr bewegend, zum Nachdenken anregend und er hat mich an einigen Stellen auch betroffen gemacht. Alles in allem wirklich ein Film, der keine Angst hat, schwierige Themen so anzugehen, dass Zuschauer ganz unterschiedlichen Alters ihren eigenen Zugang dazu finden können.

    Bei dieser Gelegenheit freue ich mich außerdem sagen zu können, dass sich Jürgen Vogel nicht nur filmisch und auf diese Art auch politisch so wunderbar engagiert wie in der Welle, sondern zudem neuerdings in gewisser Weise auch filmpolitisch. Ich meine damit seine kleine aber feine und entscheidende Nebenrolle, die er mit Hauptdarsteller Till Schweiger in dieser Woche gespielt hat. Alle, die den Zwist in der Filmakademie und die daraufhin sehr versöhnlichen Meldungen in diesen Tagen gelesen haben, wissen was ich meine.

    Der Film Die Welle reiht sich ein in eine in den letzten Jahren immer größer werdende Zahl von guten und sehr guten Filmen aus Deutschland. Natürlich gibt es auch Einiges, über dessen Qualität sich trefflich streiten ließe. Aber am Ende können wir angesichts der großen Zahl und des insgesamt hohen Niveaus deutscher Produktionen doch wieder von einem guten Jahr für den Film sprechen. Auch auf der diesjährigen Berlinale gehen mit „Kirschblüten“ und „Feuerherz“ wieder zwei sehr sehenswerte deutsche Produktionen ins Rennen.

    Bundespolitisch haben wir in den letzten Jahren Rahmenbedingungen geschaffen, die dabei helfen, Deutschland zu einem immer produktiveren Filmstandort zu machen. Mit direkten Förderinstrumenten wie dem Deutschen Filmförderfonds aber auch mit indirekten Maßnahmen wie der Stärkung der Künstlersozialkasse haben wir viel erreicht. Der Deutsche Filmförderfonds, den Christina Weiss bereits angeschoben hatte, ist dabei ein echter Erfolg, den wir weiterführen wollen. Immerhin wurde durch dieses Instrument nicht nur der heutige Film „Die Welle“ unterstützt, sondern es kommt daneben noch zahlreichen weiteren viel beachteten Filmen zu Gute.

    Diesem Instrument, mit dem bis jetzt übrigens ca. 60 Millionen Euro ausgegeben wurden, stehen 385 Millionen Euro gegenüber, die als Investitionen daraus resultierten.

    Auch dieses Jahr ist filmpolitisch wieder ein spannendes. 2009 soll das neue Filmfördergesetz in Kraft treten, an dessen Novellierung wir gerade arbeiten. Frank-Walter Steinmeier hat es bereits gesagt, die Umrüstung der Kinos auf digitale Technik ist dabei ein zentraler Schwerpunkt. Ich kann seiner Einschätzung an diesem Punkt nur zustimmen. Es muss uns wichtig sein, dass die Einführung dieser Technik flächendeckend ermöglicht wird. Ich selbst bin in der Lüneburger Heide in Niedersachsen zu Hause und weiß, wie wichtig es ist auch auf dem Land kleine und mittelständische Kinos zu haben. Ich kann Ihnen also versichern, es ist für uns im Bundestag ein wichtiges Thema, dass in Deutschland alle Menschen Kinos in erreichbarer Nähe haben.

    Ein anderer Punkt, der uns beschäftigt, ist die Qualität der Drehbücher. Diese wollen wir in Zukunft stärker strukturell und finanziell fördern genauso wie wir bei der Vertriebs- und der Nachwuchsförderung noch mehr erreichen wollen. Wenn es eine noch größere Auswahl an attraktiven Stoffen gibt, so kommt das direkt der filmischen Qualität zu gute. International gesehen hat sich hier gezeigt, dass wir bei den Drehbüchern noch Potential haben.

    Doch auch dieser Punkt schränkt nicht den internationalen Erfolg des deutschen Films ein, der nicht zuletzt durch den Oscar im vergangenen Jahr einen besonderen Schub erfahren hat.

    Ich persönlich erfahre das immense Interesse an Filmen aus Deutschland auf meinen Reisen immer wieder. Gerade in Goethe-Instituten, die an sehr vielen Orten dieser Welt Filmabende und Diskussionen veranstalten, schlägt sich das in hohen Besucherzahlen wieder.

    In diesem Sinne ist Film ein sehr wichtiger Bestandteil dessen, was wir mit Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik transportieren wollen. Ich glaube, mit Filmen wie „Das Leben der Anderen“, „Auf der anderen Seite“ oder eben „Die Welle“ erzeugen wir ein wertvolles, facettenreiches und spannendes Deutschlandbild.

    In diesem Sinne wünsche ich den Machern des Films viel Erfolg mit Ihrer Arbeit und Ihnen allen hier im Willy-Brandt-Haus auch im Namen des Kulturforums der Sozialdemokratie einen anregenden Abend mit guten Gesprächen über Die Welle.

    Es soll Ihnen an nichts fehlen bei uns. Und da zu jedem guten Kinoabend auch gute Kinowerbung gehört, beginnen wir auch damit - allerdings in eigener Sache. Ich bitte zunächst also um Ihre Aufmerksamkeit für unseren Aufruf zu einem Videowettbewerb. Danach gibt es dann weder Vorschau noch Eisverkäufer, sondern sofort „Die Welle“.

    Vielen Dank.