Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    15.02.2008

    Grußwort zur Premierenvorstellung von „Empfänger unbekannt“ in Jesteburg


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Loretta Wollenberg,
    liebes Ensemble der Jesteburger Kammerspiele,
    liebe Kulturfreundinnen und Kulturfreunde,

    als ich den Infozettel für die Premierenveranstaltung „Empfänger unbekannt“ gelesen habe, ist mir sofort das packende Zitat von Elizabeth Kressmann-Taylor aufgefallen: „Worauf es ankommt, ist, dass zukünftige Generationen von der Vergangenheit lernen, und ein besseres Morgen gestalten!“ Ich finde, ein besseres Motto für die Jesteburger Kammerspiele hätte man kaum finden können!

    Denn das Thema Nationalsozialismus und seine menschenfeindliche Ideologie haben auch mehr als 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges nichts an Aktualität einbüßt. Leider, muss ich Ihnen sagen! In der letzten Zeit häufen sich Übergriffe auf Menschen nicht-deutscher Herkunft. Im vergangenen Jahr haben uns die traurigen Vorfälle im sächsischen Mügeln, wo eine Hetzjagd auf indische Mitbürger veranstaltet wurde, erschüttert. Solche abscheulichen Taten dürfen wir nicht tolerieren! Nur allzu häufig wird das Problem Rechtsradikalismus als ein ostdeutsches Phänomen abgestempelt. Das halte ich für schlichtweg falsch und sehr gefährlich. Denn Nazis machen vor unserer Tür nicht halt! Das hat uns der NPD-Aufmarsch in Meckelfeld Ende Januar leidlich vor Augen geführt.

    Ich finde es sehr bedauerlich und zugleich besorgniserregend, dass sich junge Leute von rechtsextremistischen „Rattenfängern“ einfangen lassen und empfänglich für Gewalt verherrlichende und rassistische Hetzparolen sind. Die historische Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges, der Nazi-Verbrechen und der Kampf gegen Extremismus und Intoleranz sind unbedingt notwendig. Wir alle, Politik und Zivilgesellschaft, müssen konsequent gegen Rechtsradikalismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit vorgehen. Aber dafür kann nicht Politik alleine sorgen. In der Mitte der Gesellschaft brauchen wir Toleranz und Zivilcourage von jedem!

    Gerade für die jüngeren Generationen sind die Folgen von Krieg und Faschismus schwer verständlich. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns noch stärker auf die Jugend- und Kulturarbeit konzentrieren, dass wir andere Möglichkeiten finden, wie wir solche entsetzliche Geschehen aufarbeiten können, wie wir daran erinnern können und wie es uns ständige Mahnung bleiben kann.

    Mit Ihrem privaten und gesellschaftlichen Engagement leisten Sie, liebes Ensemble der Jesteburger Festspiele, einen wichtigen Beitrag, um das Gedächtnis wach zu halten, um jungen Menschen die Schrecken des Nationalsozialismus vor Augen zu führen. Dass Kunst und Kultur ein ganz zentraler Bestandteil von Aufarbeitung der Geschichte sind, zeigen Sie mit dem Theaterstück „Empfänger unbekannt“. Und das finde ich wirklich ganz wunderbar!

    Ich wünsche allen Beteiligten und den Initiatoren der Jesteburger Festspiele viel Erfolg für den Premierenabend und wünsche Ihnen allen einen eindrücklichen Abend.