Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

Archiv

Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

Archives

On this website you find information about my work as member of parliament (1998 - Oct. 2009)

Curriculum Vitae english Curriculum Vitae français Curriculum Vitae spanish Curriculum Vitae russian Curriculum Vitae chinese

    08.06.2005

    Atomunfall in der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield

    Schwerster Atomunfall seit 13 Jahren; Aktuelle Stunde am 2. Juni 2005, 13.05 Uhr


    Die Schlagworte: Schwerster Atomunfall seit 13 Jahren; Verlust von 83.000 Litern radioaktiven Wassers seit August 2004 nicht erkannt.

    Verloren gegangen sind etwa 29,6 kg Plutonium, genug Material für den Bau von rund 7 Atombomben und das in einer Zeit, in der die Renaissance der Atomenergie heraufbeschworen wird.

    Alles sei so sicher, sagen die Auguren aus Wirtschaft und CDU – alles im Griff - wie wir sehen.

    Bereits 1957 hat die Anlage in Combria/UK einen Unfall produziert, der als einer der fünf schwersten in der Geschichte der Atomenergie eingestuft wird. 75 Prozent der radioaktiven Belastung der Irischen See stammen aus Sellafield, wie die irische Regierung neben Umweltorganisationen immer wieder anprangert.

    Die EU-Kommission verklagte im September 2004 Großbritannien vor dem Europäischen Gerichtshof mit dem Vorwurf, gegen den Euratomvertrag zu verstoßen, weil wegen hoher Radioaktivität und schlechter Sichtverhältnisse im laufenden Betrieb keine Kontrollen in der Anlage möglich sind. Täglich gelangen auch ohne den jetzt erkannten Vorfall immer noch 8 Mio Liter radioaktives Wasser in die Irische See.

    Und mit diesem Schrotthaufen hat die bundesdeutsche Atomindustrie über Jahrzehnte ihren Entsorgungsnachweis legitimiert!

    Wiederaufarbeitung produziert neuen Müll, zumal die Anlage ursprünglich als Plutoniumproduzent explizit für Schnelle Brüter und Atomwaffen erbaut wurde.

    Meine Damen und Herren, Sie sehen, was uns blühen würde bei einer Regierung Angela Merkel, wie man es schon ihrer Zeit als Umweltministerin kennt: Längere Laufzeiten für AKWs mit unsicheren Transporten von abgebrannten Brennelementen zur Schrottwiederaufarbeitungsanlage nach England.

    Eine Mitbetreiberin der Anlage, die Firma Westinghaus, die übrigens auch eine Zweigstelle in Deutschland hat, versucht, weltweit neue Atomkraftwerke zu bauen. Ich kann nur sagen: Kann ich wirklich Vertrauen in die Firma Westinghaus haben, wenn sie diese Anlage noch nicht einmal nach mehreren Anläufen in den Griff bekommen kann?

    Die Kosten in Milliardenhöhe für die Sanierung und Reparatur zahlt übrigens der Steuerzahler. Wenn Atombetreiber unbegrenzt haften müssten, würde keiner mehr eine neue Anlage bauen.

    Schon vor mehreren Jahren wollte die englische Regierung alle Atomreaktoren privatisieren, was ihr bei der Wiederaufbereitungsanlage von Sellafield nicht gelang. Jetzt ist die Nuclear decommissioning authority, also die atomare Stilllegungs-Behörde, zuständig. Eigentlich hoffte sie, mit Sellafield einen Gewinn zu machen, nun muss sie nicht nur den Ausfall der Anlage, die jetzt über mehrere Monate stillliegt, finanzieren sondern auch die Reparatur.

    Ich kann nur sagen, meine Damen und Herren von der Opposition, lassen Sie die Finger davon, die Atomenergie als Heilsbringer wieder aufs Schild zu heben, machen Sie nicht weltweit für Atomenergie Propaganda, damit es auch in unsicheren Staaten - sowohl politisch als auch geografisch unsicher (Endbeben in Japan) - nicht zu einer Renaissance von Atomenergie kommt. Lassen Sie uns gemeinsam weiter arbeiten an Energieeinsparung und alternativen Energien und nicht die bestrafen, die sich jetzt schon dafür engagieren.