Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    03.05.2007

    Meinung: Atomkraft - SuperGAU im Klimakampf


    Hat jemand daran gedacht? Am 26. April ist die Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl genau 21 Jahre her gewesen. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr ist das keine runde Zahl, entsprechend gering ist das Gedenken an diesen Tag ausgefallen. Dabei ist dieses Ereignis doch das Argument, mit dem die gesamte Atomdebatte eigentlich sofort zu Ende sein müsste. Der Super-GAU hat eine ganze Region unbewohnbar gemacht, hat Hunderttausende krank gemacht, hat eine unbestimmte Anzahl an Menschen getötet. Braucht es noch mehr, um die Gefährlichkeit dieser Form der Energiegewinnung zu verdeutlichen? Doch die Debatte geht munter weiter.

    Der von der rot-grünen Vorgängerregierung beschlossene Atomausstieg wird gerade jetzt, unter dem Eindruck der aufflammenden Klimadiskussion, immer aufs Neue in Frage gestellt. Aber: Atomenergie ist lediglich für die Grundlast Stromversorgung einsetzbar. Sie ist nicht geeignet, um Häuser zu beheizen oder Autos anzutreiben. Das zur Produktion benötigte Material Uran ist genauso endlich wie Gas, Kohle oder Öl, es muss genauso importiert werden. Der Abbau, Transport und Veredelungsprozess setzt CO2 frei, und man braucht zusätzliche Kraftwerke für die Spitzenlast - kurzum: An Atomenergie ist nichts Zukunftsfähiges. Die Frage nach der Lagerung von Atommüll allein hat viele Facetten. Energien der Zukunft müssen erneuerbar sein, Energie muss in Zukunft effizienter genutzt werden. Das ist der richtige Weg.

    Auch mit Blick auf die Elbmarsch und die seit Jahrzehnten ungewöhnlich hohe Zahl von Leukämiefällen dort kann niemand seriös auf Atomkraft zur Energieversorgung setzen. Ich hoffe, dass jetzt gemeinsame neue Untersuchungen verschiedener Wissenschaftler Licht ins Dunkel bringen. Aber allein die Möglichkeit, dass ein vertuschter Atomunfall die Ursache sein könnte, zeigt deutlich genug, mit was für einer gefährlichen Form der Energiegewinnung wir es zu tun haben.

    Deutschland muss darum auch mit Blick auf andere Länder Vorbild sein, Vorreiter bleiben. Die bisherigen Vereinbarungen der deutschen EU-Präsidentschaft zeigen, dass noch einige Gespräche vonnöten sein werden - beispielsweise mit Frankreich oder Staaten wie Tschechien und der Slowakei. Erneuerbare Energien haben hier rund 200.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, die Herausforderung für Ingenieure und Konstrukteure ist es, neue Antriebe und Motoren zu entwickeln, die ohne klassische Brennstoffe funktionieren. Wer auf Atomkraft setzt, setzt jedenfalls auf das falsche Pferd. Auf eines, das rückwärts läuft. Er wird nicht am Ziel, das effektiver Klimaschutz heißt, ankommen.