Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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Auf dieser Internetseite finden Sie Informationen über meine Arbeit als Bundestagsabgeordnete (1998 bis Oktober 2009)

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    18.12.2007

    Leukämie: Aus Vorsorge handeln


    Eine Studie der Universität Mainz im Auftrag vom Bundesamt für Strahlenschutz hat ergeben, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Nähe der Wohnung zum nächstgelegenen Kernkraftwerk und dem Risiko der Kinder, vor dem fünften Geburtstag an Leukämie zu erkranken. Zwar können die Wissenschafler den festgestellten Zusammenhang nicht genau erklären, für die Politik aber liefert die Studie meines Erachtens einen weiteren, überaus gewichtigen Hinweis, aus Vorsorgegründen gegen den Einsatz von Atomkraft zu sein.

    Die jetzige Untersuchung ist nicht die erste, die einen Zusammenhang feststellt. Eine Langzeitstudie von Alice Stewart und Rosalie Bertell, die über 30 Jahre hinweg Leukämie und andere Krebsfälle von Menschen begleitet und ausgewertet haben, die niedrigstrahliger Radioaktivität ausgesetzt waren, haben ebenfalls einen Zusammenhang dargelegt.

    Nicht alle Wissenschaftler halten die Strahlenbelastung aus einem Kernkraftwerk nun für hoch genug, um direkt eine Leukämieerkrankung auszulösen. Es ist daher notwendig, auch andere Faktoren in Betracht zu ziehen. Noch zu wenig beachtet ist die Radioaktivität in phosphathaltigen Düngemitteln. Auch das kann zu einer Hintergrundbelastung beitragen, die die Krebserkrankungen mit hervorrufen kann. Wir als Politiker können aber nicht auf die letzten Beweise warten, sondern müssen aus Vorsorge handeln.

    Wir können nicht sagen: Solange die Kausalität von Atomkraftwerken und Leukämie nicht erklärbar ist, machen wir weiter wie bisher. Wir müssen doch sagen: Sobald es einen Zusammenhang gibt, auch wenn wir ihn nicht erklären können, müssen wir uns von der Atom-Technologie verabschieden.

    Das gilt nicht nur für Deutschland - wir haben den Ausstieg ja schon längst beschlossen - das muss auf der ganzen Welt gelten. Darum ist es unsere Aufgabe, auch andere Länder, die ihren Energiebedarf mit Kernenergie decken wollen, vom Ausstieg zu überzeugen. Denn die Studie zeigt uns: Atomanlagen sind selbst in einem Land mit hohen Sicherheitsstandards nicht zu 100 Prozent beherrschbar. Sie als Allheilmittel im Kampf gegen den Klimawandel ins Spiel zu bringen, ist Augenwischerei: Atomstrom ist, von der Uran-Gewinnung über die Transportwege bis hin zum Bau von Zwischenlagern, nicht CO2-frei. Um den weltweiten Anteil der Atomkraft an der Primärenergie auf zum Beispiel 12 Prozent zu steigern(derzeit sind es rund drei Prozent), müssten 1500 neue Kraftwerke gebaut werden. Das ist nicht nur höchst besorgniserregend, sondern allein technisch nicht machbar. Zum Glück.