Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    13.03.2008

    Plenumsrede zum Antrag „Erneuerbare Energien im Ausland einsetzen“


    ++ es gilt das gesprochene Wort ++

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    ich freue mich, dass wir heute eine Initiative abschließen können, mit der wir viel mehr erreichen, als das vielleicht offensichtlich wird. Mit unserem Koalitionsantrag wollen wir, dass zukünftig stärker erneuerbare Energien für die Energieversorgung der deutschen Vertretungen im Ausland eingesetzt werden. Das kann Solarenergie sein oder Geothermie. Wir setzten auch auf mehr Wind- und Wasserkraft und Maßnahmen zur Energieeffizienz wie die Kraft-Wärme-Kopplung.

    Das heißt wir fordern nicht nur Botschaften und Konsulate, sondern auch Mittlerorganisationen wie das Goethe-Institut oder Deutsche Schulen auf, bei Neubauten oder Sanierungen solche erneuerbaren Energien einzuplanen und zu nutzen. Zu diesem Zweck sollen zwei Programme zur Verfügung stehen, bei denen die Gelder dafür beantragt werden können. Das ist zum einen das Sanierungsprogramm für deutsche Vertretungen im Ausland und zum anderen das 120-Mio-Euro-Programm der Bundesregierung zur energetischen Sanierung von Bundesliegenschaften.

    Wenn ich sage, dass wir mit dieser Initiative viel mehr erreichen als vielleicht offensichtlich wird, dann meine ich damit Folgendes: Dieser Beitrag zum Umweltschutz im Ausland ist ebenso wichtig wie das, was wir bei uns in Deutschland machen. Allerdings hat es den Nachteil, dass es im eigenen Land weitaus weniger wahrgenommen und deswegen leicht vernachlässigt wird.

    Dabei gibt es viele Länder, in denen Klimaschutz durch alternative Energien ganz besonders leicht möglich ist. Ägypten hat zum Beispiel rund 300 Sonnentage im Jahr. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, wie ertragreich dort eine Solaranlage sein kann. Angesichts der zahlreichen sichtbaren Zeichen, die der Klimawandel bereits jetzt überall auf der Welt hinterlässt, dürfen wir auch unsere Möglichkeiten im Ausland nicht ungenutzt lassen.

    Zusammen mit meinem Kollegen Hans-Joachim Fuchtel habe ich auf unseren letzten Reisen als Mitglieder der Interparlamentarischen Union die Notwendigkeit dieses umweltpolitischen Engagements erfahren. Um auf Ägypten zurückzukommen: Bei unserer Reise besuchten wir das Goethe Institut in Kairo, das gerade modernisiert wird. Auf die Frage, warum es keine energetische Sanierung mit Solaranlagen gibt, hieß es: Strom sei in Ägypten subventioniert und darum günstiger.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    das ist ein falscher, kurzsichtiger Weg! Und unsere Initiative fordert hier das nötige Umdenken auch von den deutschen Einrichtungen im Ausland. Es darf eben nicht in erster Linie um die Energiesituationen in den einzelnen Ländern gehen.

    Stattdessen sollen die Planer mit diesem Programm wissen, dass wir von ihnen eine besonders nachhaltige und energetische Bauweise erwarten - egal wie billig der Strom vor Ort ist.

    In meinen Augen sprechen drei grundlegende Gründe ganz klar für diese Initiative. Erstens der Klimaschutz, zweitens unsere Vorbildfunktion, die wir als Industriestaat haben müssen, und drittens der Aspekt der Wirtschaftsförderung.

    Der wichtigste Grund ist natürlich der erste: der Klimaschutz. Klimaschutz bedeutet schließlich Schutz des eigenen Lebens und der eigenen Gesundheit. Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee hat vor wenigen Tagen gerade in Deutschland die zweite Phase der Informationskampagne zur CO2-Gebäudefinanzierung gestartet. Sie haben sicherlich schon die lustigen roten Strickmützen über den Litfasssäulen gesehen, die einen auf die Möglichkeiten der Energieeinsparung bei Sanierung von Wohnraum aufmerksam machen. Das ist ein tolles Förderprogramm mit dem inzwischen schon weit über eine halbe Million Wohnungen gefördert wurden.

    Das, was wir hier im Inland für den Klimaschutz leisten, sollten wir auch bei unseren eigenen Gebäuden im Ausland tun. Dazu gehört die energetische Gebäudesanierung genauso wie die Nutzung erneuerbarerer Energien, zum Beispiel durch Solardächer auf Goethe-Instituten. Und wie gesagt: Es gibt etliche Länder, die haben geografisch viel bessere Ausgangssituationen für die Nutzung erneuerbarer Energien als wir.

    Ich bin auch deswegen so überzeugt, dass wir in diesen Bereich viel Geld und Herzblut investieren sollten, weil wir regenerativen Energien und einer entsprechenden Technik sehr viel erreichen können. Ist nicht die Tatsache, dass man mit Solarenergie nicht nur heizen, sondern auch kühlen kann, besonders vielversprechend? Schließlich brauchen wir auf der Welt auch jede Menge Energie für Klimaanlagen und andere Kühlvorrichtungen. Fachleute sagen, dass effiziente solarthermische Kühlsysteme helfen, die Stromkosten um bis zu 70 Prozent zu drücken. Das sollte doch jeden Zweifler überzeugen.

    Neben solchen Anlagen ist es natürlich ebenso wichtig bereits bei der Konzeption eine energiesparende und -effiziente Bauweise im Blick zu haben. Auch das gehört dazu, denn nicht immer nur das was man auf den ersten Blick sehen kann, hilft dem Klimaschutz.

    Der zweite Grund für diese Initiative ist unsere Vorbildfunktion, die wir in anderen Ländern mit so einer Initiative haben werden. Die Vertretungen Deutschlands im Ausland sind immer auch wichtige Symbole und Referenzobjekte für unser Land, unsere Kultur, unsere Werte und Vorstellungen. Und sie sind stark frequentiert von Menschen, die offen sind für Neues und alles, was sie erfahren, international weitergeben können.

    Wenn Gäste in ein Goethe-Institut kommen, dann stoßen sie in der Bibliothek auf deutsche Literatur, in den Sprachkursen auf deutsche Sprache und in Gesprächsrunden und Veranstaltungen auf deutsche Kultur.

    Wir wollen, dass diese Gäste auch sehen, dass wir in Deutschland für einen guten und nachhaltigen Umgang mit Umwelt eintreten. Wir können und sollten vor Ort zeigen, dass es für jeden ganz verschiedene Möglichkeiten gibt, sich für die effizientere Nutzung von Energie einzusetzen. Das ist eben auch Teil der Deutschen Gesellschaft und Kultur, die unsere Gäste kennenlernen können.

    Nicht umsonst wundern sich internationale Gäste in Deutschland oftmals über unsere penible Art, Müll zu trennen oder das Licht auszuschalten, wenn wir nicht im Raum sind. Im Vergleich zu anderen Nationen zumindest haben wir dafür tatsächlich eine gewisse Selbstverständlichkeit entwickelt.

    Genau, um das weiterzugeben, ist es uns auch wichtig gewesen, bei den zu installierenden Anlagen gleich die Möglichkeiten der Besichtigung und Vorführung zu berücksichtigen. Besucher der Botschaften sollen mehr über die Solaranlage auf dem Dach der Botschaft erfahren können, sie inspizieren und die Vorteile der Technik auch selbst sehen können.

    Und damit bin ich schon beim dritten Grund für diese Initiative: die Werbung für unsere Wirtschaft. Deutschland gehört zu den führenden Nationen, wenn es um Umweltschutz, Energieeffizienz, erneuerbare Energien und die damit verbundene Technik geht. Das sollten wir auch in den Auslandsvertretungen in aller Welt zeigen und so Werbung für diesen wichtigen Wirtschaftszweig machen.

    Erneuerbare Energien haben uns inzwischen bereits 236.000 neue Arbeitsplätze beschert. Und ich sage Ihnen, das sind Tätigkeiten, die in Zukunft noch wichtiger werden. Bis 2020 sollen es sogar noch einmal 100.000 Stellen mehr werden.

    Ich glaube, mit dieser Initiative sind wir auf einem guten Weg. Jetzt kommt es nur darauf an, dass die Vertretungen vor Ort auch von der Möglichkeit, die diese Neuregelung bietet, Gebrauch machen.

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    ich bitte Sie alle ganz herzlich: machen Sie auf ihren Reisen in den Schulen, den Botschaften, den Partnerorganisationen auf diese Möglichkeit des Klimaschutzes aufmerksam und werben Sie dafür.

    Ich glaube, wir werden hier Wichtiges erreichen können. In der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik führen wir derzeit beispielsweise eine große Initiative für den Ausbau des Netzes von Deutschen Schulen durch. Hier sollen die Partnerschulen auf 1.000 erweitert werden, wofür insgesamt 40 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Ich habe mir für mich persönlich auf die Fahnen geschrieben, mich insbesondere innerhalb dieses Vorhabens dafür einzusetzen, dass schon bei diesem gerade begonnen Ausbau des Schulnetzes von den neuen Möglichkeiten der Nutzung von erneuerbaren Energien Gebrauch gemacht wird.

    Wenn jeder von Ihnen - jeder von uns - im Rahmen seiner Reichweite und Möglichkeiten für mehr erneuerbare Energien auf deutschen Gebäuden im Ausland wirbt, können wir damit sehr viel erreichen.

    Ist es nicht in unserer Arbeit genauso wie im Klimaschutz? Wenn jeder seinen kleinen Teil beiträgt, dann schaffen wir alle zusammen etwas wirklich Großes.

    Vielen Dank.