Monika Griefahn, Mitglied des Deutschen Bundestages a. D.

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    24.05.2009

    100 Prozent Erneuerbare sind möglich

    Monika Griefahn, Matthias Miersch und Maximilian Gege diskutierten über Klimaschutz


    „Wenn wir alles, was wir heute über das Thema Energiegewinnung wissen, schon umsetzen würden, dann...“ – die Referenten bei der von der SPD-Bundestagsabgeordneten Monika Griefahn organisierten Veranstaltung „Klimaschutz – Motor für eine nachhaltige Wirtschaft“ waren ungeduldig. Der Hittfelder Prof. Dr. Maximilian Gege, Vorsitzender des Unternehmer-Arbeitskreises B.A.U.M., sagte: „...dann könnten wir die Energiewende morgen herbeiführen.“ Und Griefahns Fraktionskollege Matthias Miersch ist sicher: „...dann bräuchten wir keine neuen Kraftwerke“. Gut 30 Interessierte hatten sich in der AWO-Begegnungsstätte in Buchholz versammelt, um das Thema „Klima und Ökonomie“ zu diskutieren. Auffallend war, dass sich viele von ihnen selbst in Solar-Vorhaben oder anderen Projekten nachhaltiger Entwicklung engagierten. „Vor Ort entsteht sehr viel in diesem Bereich, das Thema ist wichtig“, freute sich Monika Griefahn, die selbst bei den Bürgersolarkraftwerken Rosengarten aktiv ist.

    Sie verknüpfte die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit in ihrer Einleitung eng mit der Frage der Bildung. „Künstlerische Angebote wie Musik oder Kunst sind wichtig. Nur dann entwickeln die jungen Leute auch die nötige Kreativität, um sich später in Ingenieursberufen auch neue Techniken einfallen lassen zu können“, sagte sie. Wie auch ihre Referenten war sie der Meinung, dass eine 100-prozentige Versorgung mit Erneuerbaren Energien möglich ist. Dafür brauche man ideenreiche Ingenieure, die an der Stromspeicherung aus Erneuerbaren forschen könnten, und die am Aufbau eines Stromnetzes mitarbeiteten, das mit Schwankungen in der Strommenge umgehen könnten.

    Doch es gehe nicht nur um das reine Ersetzen der Energiespender. Die drei „Es“ seien der richtige Mix für die Zukunft: Erneuerbare, Energieeffizienz, Energiesparen. Während sich beim Energiesparen jeder Bürger selbst kritisch beobachten und sofort anfangen könne, seien bei der Frage der Energieeffizienz Wirtschaft und Politik besonders gefordert. Kraft-Wärme-Kopplung wurde als ein Beispiel dafür genannt – also die Technik, aus einem Energiespender nicht nur die Energie selbst, sondern auch die Abwärme zu nutzen.

    Die Frage, warum Deutschland und die Welt nicht schneller in der Versorgung mit Erneuerbaren Energien, der Entwicklung und Verbreitung effizienterer Geräte und Techniken und beim Energiesparen vorankommen, trieb sowohl Zuhörer als auch Referenten um. Matthias Miersch, nachhaltigkeitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, machte deutlich, dass bei anderen immer noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden müsse. Das versuche Deutschland seit Rot-Grün, indem es das Thema Umweltschutz nicht mehr in einem Fachausschuss behandele, sondern interdisziplinär und mit den Bürgern zusammen – zum Beispiel im Rat für nachhaltige Entwicklung.

    Bei Verhandlungen auf internationaler Ebene, so Miersch weiter, zeige sich, wie unterschiedlich Industrie- und Entwicklungsländer an das Thema herangingen. Für ihn habe darum das bekannte Motto „Global denken, lokal handeln“ der Agenda 21 nach wie vor großes Gewicht. „Vor Ort kann so wenig, aber doch so viel erreicht werden“, beschrieb er seine Überzeugung. Einzelne Bürger-Initiativen seien wichtig, um in der Gesamtheit den Handlungsdruck zu erhöhen. Kommunen könnten viel tun. Sein Beispiel: „Es ist bei der Planung von Neubaugebieten immer noch nicht selbstverständlich, dass die Dachflächen nach Süden ausgerichtet werden, um Solaranlagen drauf bauen zu können. Damit geht aber doch keine Einbuße von Luxus einher, das kann man einfach machen.“

    Maximilian Gege, der im bundesweiten Arbeitskreis B.A.U.M. seit Jahrzehnten mit Unternehmern zusammenarbeitet, die sich für mehr Nachhaltigkeit in ihren Produktionen entschieden haben, stellte den „Zukunftsfonds als Konzept für ein ökologisches Wirtschaftswunder“ vor. Das Konzept sieht vor, dass freiwillig in den Fonds gezahltes Geld mit fünf Prozent verzinst wird – also erheblich mehr als heute üblich. Der Fonds vergibt Mittel für Effizienzmaßnahmen, Erneuerbare Energien und Energiesparmaßnahmen. Das können auch kleinere Pakete wie etwa für einen Zwei-Personenhaushalt sein. Diese Investitionen amortisieren sich laut Gege teils schon nach zwei Jahren und sorgen anschließend für einen Geldgewinn. So kann jeder, der Gelder aus dem Fonds bekommen hat, sie auch zurückzahlen und macht mittelfristig Gewinn. Gege rechnete sein Zukunftsmodell an einigen Beispielen vor.

    In der anschließenden Diskussionen spielte die kritisch betrachtete Energie aus Biogas, das interdisziplinäre Herangehen an Umweltthemen und die Frage der Bildung und der Lehrpläne eine entscheidende Rolle. Viele Zuhörer nutzten auch die Gelegenheit, sich nach dem offiziellen Ende der Veranstaltung noch mit Vertretern der Wirtschaft und anderer Klimaschutz-Initiativen auszutauschen und neue Kraft für ihre eigenen Projekte zu tanken.