Als Oberbürgermeisterin für Mülheim an der Ruhr will ich den Leitbild-Prozess aus dem Jahr 2013 wiederbeleben und die Familien in den Mittelpunkt wirtschaftlichen und sozialen Handelns in der Kommune stellen.
Die „innovative Familienstadt – gesund, grün und gerecht“ soll für uns Leitbild und Handlungsorientierung sein, um in die Modernisierung von Schulen und KiTas zu investieren, digitales Lernen gerecht zu fördern, bezahlbaren Wohnraum für Familien zu schaffen und den Kampf gegen Kinderarmut voranzutreiben.
In dieser Woche habe ich meinen Fokus auf das Thema „Starke Familie“ gelegt. Bereits im Vorfeld hatte ich vermehrt Gespräche mit Institutionen geführt, die sich zur Aufgabe gemacht haben, Familien als Ganzes und ihre einzelnen Mitglieder dabei zu unterstützen, den Anforderungen gerecht zu werden, die heutzutage gesellschaftlich an sie herangetragen werden. Zwar konnte ich nicht immer davon berichten – für Beamte gilt es, sich insbesondere in Wahlkampfzeiten politisch neutral zu zeigen. Es drängten sich mir aber die Fragen auf: Was ist das eigentlich – Familie, wer gehört dazu, wofür ist sie da und warum sollte man sie stärken?
Nun, zunächst sei festzuhalten, dass man hierzulande die Familie als eines/einer jeden kleinste soziale Einheit innerhalb der Gesellschaft versteht. Das hat zum einen rechtlichen Grund. Zum anderen hat die Familie für uns gesellschaftlich eine hohe Bedeutung. „Blut ist dicker als Wasser“ sagt man. Familie hält zusammen. Sie ist von Solidarität der einzelnen Familienmitglieder*innen geprägt und wird allgemein respektiert – so müssen Familienangehörige beispielsweise nicht vor Gericht gegeneinander aussagen. Im Gegenzug werden negative Entwicklungen bei Menschen oftmals auf einen defizitären familiären Hintergrund zurückgeführt. Familie steht für eine einmalige Nähe zwischen Menschen. Selbst wenn es rechtlich unbedeutsam ist, so gibt es doch kaum einen schöneren Ausdruck dafür, wie viel Wertschätzung man jemanden entgegenbringt, als zu sagen: Du gehörst zur Familie!
Familie ist vor allem eines: bunt. Wir verstehen Familie heute vor allem als Gemeinschaft, in der Menschen füreinander Verantwortung übernehmen. Dabei spielt neben der biologischen Abstammung auch die soziale Verbindung eine entscheidende Rolle. So übernehmen Adoptivfamilien eine besondere Verantwortung und geben die gleiche Liebe, wenn die biologische Familie dies nicht kann. Und so wünsch ich mir eine Gesellschaft, in der auch sogenannte „Regenbogenfamilien“ vor allem eins sind: selbstverständlich.
Sehr viel schöner hat es übrigens der ehemalige Bundespräsident Gustav Heinemann ausgedrückt: „Ich liebe nicht den Staat, sondern ich liebe meine Frau; der Staat ist eine Notwendigkeit […], aber ein Gegenstand von Liebe ist der Staat wirklich nie und nimmer!“ Dem Gehalt dieser Aussage kann ich mich nur anschließen: Die Liebe ist den Menschen vorbehalten, die wir zu unserer Familie zählen!
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