Am 18. August besuchte ich gemeinsam mit einer Delegation der Mülheimer SPD und einem besonderen Gast den St. Christophorus-Stift in Mülheim-Broich: Der Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil, der sich vor Ort über die Situation in Pflegeheimen zu Corona-Zeiten informierte.
Dass Berufe in der Pflege systemrelevant sind, hat die Corona-Pandemie klar aufgezeigt. „Leider erhalten Pflegekräfte nicht immer die Anerkennung, die sie verdienen. Nur Klatschen reicht nicht!“ erklärte Heil. Doch Grund zur Freude war für ihn, dass Pfleger*innen der katholischen Contilia-Gruppe, zu der auch der Pflegestift St. Christophorus gehört, nach Tarif bezahlt werden. Pflegedienstleiter Martin Cwik weiß um den positiven Effekt, den eine faire Bezahlung auf die Mitarbeiter*innen hat. Immerhin gab es in der Belegschaft keinen erhöhten Krankenstand.
Dennoch haben Hubertus Heil und ich zur Kenntnis genommen, dass die Situation der Pflege in Gänze von einigen Problemen begleitet wird – nicht ausschließlich durch Corona. Heinz-Jürgen Heiske, Geschäftsführer des Contilia-Bereiches Pflege und Betreuung sieht ein schwerwiegendes Problem im geltenden Personalschlüssel, demgemäß eine Pflegekraft für zwölf Menschen sorgen muss. Obwohl die Auszubildende Laura Kazimierczyk noch keinen Tag in der Pflege bereut hat, befürchtet Heiske: „So werden wir künftig keine Leute mehr finden, die in der Pflege arbeiten wollen.“ Hinzu kommt, dass bei derartiger Auslastung der erfahrenen Mitarbeiter*innen nur wenig Zeit für die Praxisanleitung der Auszubildenden bleibt.
Hubertus Heil versprach, von seinem Besuch einiges mitzunehmen. Insbesondere darf es nicht mehr passieren, dass es im Falle einer Pandemie zu Engpässen bei wichtiger Schutzkleidung kommt. Es braucht zudem eine gerechte Bezahlung mit flächendeckenden Tarifverträgen für Pflegeberufe und eine Optimierung des genannten Personalschlüssels: „Nach der Pandemie werden wir eine grundsätzliche Debatte über die Pflege und Gesundheit in Deutschland führen müssen.“
Im Anschluss begleitete Hubertus Heil mich zu einem Treffen mit Horst Vöge , Vorsitzender Sozialverband VdK NRW e. V.. Im Gespräch ging es um den Mindestlohn, die Grundrente und die wegen Corona notwendig gewordene Kurzarbeit. Wir sind uns einig: Der Mindestlohn hat sich bewährt, muss aber fortlaufend evaluiert werden. Die Kurzarbeit sähe der Arbeitsminister gern verlängert, obwohl es teuer ist: „Aber Langzeitarbeitslosigkeit ist teurer.“
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