„Betonwüste“, „alles grau in grau“, mit der Innenstadt von Mülheim an der Ruhr sind viele Einwohner*innen unglücklich und ich kann das gut nachvollziehen.
Stein wurde viel zu viel Vorzug vor der Begrünung gegeben. Das muss sich ändern, also habe ich mich beraten lassen. Und wer wäre dafür besser geeignet als Landschaftsarchitekt Davit Arican, bekannt aus dem Duell der Gartenprofis?
Davit kennt sich aus mit schwierigen wirtschaftlichen Lagen. Sein Unternehmen A und S Grünbau Arican Landschaftsarchitektur Garten und Landschaftsbau hat er 2008 während der Wirtschaftskrise gegründet. Mit Rollerblades ist er durch die Straßen gezogen, um Werbeflyer zu verteilen. Sein Engagement hat sich gelohnt; A und S ist heute nicht nur deutschlandweit aktiv, Davits Entwürfe finden auch in der Schweiz und Österreich Anwendung. Von ihm entwickelte Konzepte wurden bereits mehrfach ausgezeichnet und das Magazin DEGA Galabau widmete ihm zuletzt volle 6 Seiten. Solche Erfolge erzielt man nicht, wenn man einfach nur einen Job macht.
„Es ist nicht nur ein Beruf, es ist eine Berufung!“ Davit fühlt sich der Natur verbunden, an der er sich bei seiner Planung orientiert. Er möchte ästhetische Landschaften schaffen und lässt den Gedanken an Umweltschutz und Umweltbildung dabei nie außer Acht. „Das Mikroklima in Steingärten ist fürchterlich! Wenn ich einen einzelnen Baum in einer großflächigen Steinwüste erblicke, denke ich mir nur ‚Der arme Kerl‘; von den Konsequenzen für Insekten ganz zu schweigen.“ Er orientiert sich lieber an dem Buch „Der Kies muss weg: Gegen die Verschotterung unserer Vorgärten“ von Tjards Wendebourg und auch der Philosophie von Cradle to Cradle NGO kann er viel abgewinnen.
Davit und ich sind uns einig: Es muss ein Umdenken einsetzen, damit nicht erst ein Verbot von Steingärten wie in Baden-Württemberg notwendig wird. „In Deutschland gilt beispielsweise der Vorgarten als Visitenkarte. Als würde er Aufschluss darüber geben, was im Inneren des Hauses vorzufinden ist. Deswegen tendieren die Menschen zu Ordnung in Form von Rasen und Steinen – leider völlig ohne ökologischen Mehrwert.“ Auch der Begriff „pflegeleicht“ geht ihm inzwischen auf die Nerven, da die Menschen eine völlig verkehrte Vorstellung davon haben, wie pflegeintensiv diese so „ordentlichen“ Vorgärten sind. „Um ein Wildblumenbeet kümmert man sich zweimal im Jahr, damit es gepflegt wirkt. Rasen muss hingegen zwölfmal im Jahr gemäht werden und auch Steingärten bleiben nicht von Wildkräutern verschont.“ Das Wildblumenbeet bietet also auch optische Vorzüge und fördert zusätzlich die Artenvielfalt. Dachbegrünungen haben ähnliche Effekte und verhindert Flächenversiegelung.
Herzlichen Dank an Davit Arican für seine nützlichen Hinweise! Von weiteren Maßnahmen zum Schutz unserer Umwelt und natürlich Potentialen für unsere Mülheimer Innenstadt hat er mir vor laufender Kamera berichtet. Das Video finden Sie hier.
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