Haus und Grund hat allein 4.000 Mitglieder in Mülheim, 25.000 im gesamten Ruhrgebiet.
Der Mülheimer Vorsitzende Herr Wessel hatte sich auf die Berichterstattung zum „Runden Tisch“ via Email an mich gewandt und mich darauf aufmerksam gemacht, dass die stetig steigenden Mieten „maßgeblich an den durch die unmäßigen Grundsteuererhöhungen ausgelösten Nebenkosten, an denen die Vermieter unschuldig sind,“ bedingt würden. Erfreulicherweise waren Herr Wessel und der Geschäftsführer des Haus und Grund e.V., Herr Andreas H. J. Noje bereit dazu, mir ihre Perspektive auf die Wohnsituation in Mülheim näher zu erläutern.
Es wurde schnell deutlich, dass die Stadt und ein Verein zur Vertretung und Rechtsberatung für Grundeigentümer durchaus Potenziale zur Zusammenarbeit haben. Diese ist auch erwünscht. Haus und Grund e.V. engagiert sich mitunter dafür, Privatvermieter für sozialen Wohnungsbau zu interessieren. Zudem ist offensichtlich, dass auch Eigentümer großes Interesse an einer positiven Stadtentwicklung haben. Sei es, weil dies mitbestimmend für den Wert ihrer Immobilie ist oder – wie in den meisten Fällen – weil sie selbst in einem eigenen Haus oder einer eigenen Wohnung in dieser Stadt leben.
Die Interessen und Herausforderungen der Vermieter*innen, von denen Herr Wessel und Herr Noje berichteten, sind nachvollziehbar. Ihres Erachtens waren die Vermieter*innen in den letzten Jahren sogar sehr zurückhaltend mit Mieterhöhungen. Obwohl der Mietspiegel zwischen 2016 und 2019 lediglich um 1,5% jährlich gestiegen ist, seien sie angeprangert worden. Dabei haben sie steigende Kosten, logischerweise u.a. durch die Grundsteuer und Abgaben. So sieht die Herausforderung in einer von Schulden geplagten Stadt aus: Es entsteht eine größere Last und viele fragen sich, wie sie diese tragen sollen. Einig sind wir uns darin, dass wir die öffentliche Infrastruktur nachhaltig finanzieren müssen.
Worin ich mir sicher bin: Mülheim braucht eine Stadtentwicklungsgesellschaft. Baugrund ist bedauerlicherweise ein rares Gut in unserer Stadt. Der Trend geht daher dahin, dass große, private Investoren mit Gewinnabsichten Immobilien übernehmen, abreißen und neu bauen. Diese Neubauten sind aufgrund hoher Baustandards (ein Thema über das ebenfalls noch zu sprechen sein wird) sehr kostenintensiv und bedingen somit Mieten von mindestens 10,-€/m², um sich zu rentieren. Das ist nicht die Entwicklung, die wir uns für unsere Stadt wünschen. Durch eine Stadtentwicklungsgesellschaft erhält Mülheim ein Werkzeug, mit dem wir solchen Trends entgegensteuern können!
Herzlichen Dank, Herr Wessel und Herr Noje, für das anregende Gespräch. Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre kreativen Ideen im „Bündnis für Wohnen“ einfließen lassen.
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