Die Bekämpfung der Corona-Pandemie hat eine wichtige Frage aufgeworfen, die beim Ergreifen von Maßnahmen nicht unbeantwortet bleiben durfte: Welche gesellschaftlichen Aufgaben sind systemrelevant?
An medizinische Berufe denkt man hierbei schnell und natürlich an die Versorgung mit Lebensmitteln. Beim Runden Tisch zum Thema „Die Bedeutung der Sozialen Arbeit“ am vergangenen Mittwoch ist allerdings eines mehr als deutlich geworden: Die Arbeit der Mülheimer Wohlfahrtsverbände zählt definitiv zu diesen unverzichtbaren, gesellschaftlichen Aufgaben!
Moderiert von der Vorsitzenden der ASF im Unterbezirk Mülheim, Astrid Stieren, gaben Regine Arntz (Vorstand Caritas Mülheim an der Ruhr), Elke Domann-Jurkiewicz (Vorsitzende des AWO Kreisverband Mülheim an der Ruhr e. V.) und Ulrich Schreyer (Geschäftsführer Diakoniewerk Arbeit & Kultur gGmbH) mir und zahlreichen Zuschauer*innen via Online-Konferenz rund 90 Minuten Einblick in ihre Tätigkeit und belegten die Systemrelevanz ihrer Organisationen.
Die Herausforderungen, mit denen Mülheim an der Ruhr konfrontiert wird, sind inzwischen unübersehbar. Die Schere zwischen Arm und Reich geht auch hier weit auseinander. Die Kinderarmut steigt. Die Bedarfe einer zunehmend älteren Bevölkerung können nicht allein von bereits voll ausgelastetem Pflegepersonal übernommen werden. Die Liste setzt sich weiter fort. Die Wohlfahrtsverbände haben zum Ziel, diese Entwicklungen aufzuhalten.
Wir müssen auch feststellen, dass die Wohlfahrtsverbände von Politik und Verwaltung mehr Verlässlichkeit und Unterstützung erwarten. Bei den schwierigen Anpassungen an Corona ist ihnen der Staat nicht zur Hilfe gekommen. Dabei mangelt es an vielen Ecken, nicht zuletzt an der Finanzierung. Ich bin nicht verlegen einzugestehen, dass auch ich als Oberbürgermeisterin kein Geld mit der Gießkanne ausschütten könnte. Die Altschulden sind ein immer wiederkehrender, trauriger Fakt. Das darf uns aber nicht abhalten, Lösungen zu finden. Systemrelevante Arbeit braucht eine angemessene Bezahlung für die Mitarbeitenden und eine verlässliche Finanzierung für die Leistungen der Wohlfahrtsverbände.
Ich möchte mich für eine neue kommunale Finanzstruktur einsetzen, in der Aufgaben nicht nur nach „pflichtig“ und „freiwillig“ klassifiziert werden, sondern auch nach „Systemrelevanz“ für das Leben in der Kommune. Es braucht eine vereinte Anstrengung in der Sozial- und Gesundheitsprävention. Soziale Arbeit kann nur bestehen, wenn sie auch politisch gewollt ist. Diesen Willen will ich hiermit bekräftigen. Wie ich schon in zahlreichen Gesprächen feststellen konnte, mangelt es den Mülheimer*innen nicht an Engagement. Mit Verlässlichkeit und dem Mut, neue Wege zu gehen, wird sich daraus noch Vieles zum Besseren gestalten lassen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei meinen Gästen für die aufschlussreiche Diskussion, bei Astrid Stieren für die Moderation und bei allen Zuschauer*innen für ihre Aufmerksamkeit!
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