Zu Gast in Hamburg war gestern einer der weltweit angesehensten Experten zur Abrüstung von Chemiewaffen: Paul Walker.
Am 2. Dezember 2013 erhielt Paul Walker den Right Livelihood Award („Alternativer Nobelpreis“) in Stockholm für seinen unermüdlichen Einsatz um die Welt von chemischen Waffen zu befreien. Nur eine Woche später reiste er nach Oslo, um dort die Zeremonie zur Verleihung des Friedensnobelpreises zu verfolgen. Ausgezeichnet wurden dort seine Kollegen, mit denen er seit Jahren eng zusammenarbeitet: die Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW).
Eine interessante Parallele aus meiner Sicht. Erinnert man sich zurück an Wangari Maathai, die 2004 den Friedensnobelpreis erhielt – 20 Jahre nach der Auszeichnung mit dem Right Livelihood Award – so lässt sich daraus vielleicht eine Entwicklung in der Denkrichtung des Friedensnobelpreiskomitees ablesen? Fest steht zumindest, dass die beiden renommierten Preise dem Verbot chemischer Waffen Weltöffentlichkeit verliehen haben.
Einen spannenden Einblick zu diesem sehr aktuellen Thema gab Paul Walker gestern interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern in einem Vortrag mit dem Titel:
„From Ypres to Damascus: The Quest to Abolish Chemical Weapons Globally“
In seinem Vortrag berichtete Paul Walker, nach einem geschichtlichen Einblick zum Einsatz von Chemiewaffen, vor allem von den unvorstellbar großen Mengen an Chemiewaffen, die in einigen wenigen Ländern der Welt gelagert wurden, bzw. gelagert werden. Die größten, bekannten Bestände lagern in den USA und Russland. Ein prägendes Erlebnis für Paul Walker war 1994 der Besuch des russischen Chemiewaffenlagers in Shchuch‘ ye. Die Lagerstätten fand er damals in verwahrlostem Zustand vor. Die Sicherheitsvorkehrungen waren primitiv und ein riesiges Arsenal an Chemiewaffen war leicht zugänglich für jedermann. Bestürzt und zugleich angespornt durch dieses Erlebnis engagiert sich Paul Walker in den darauf folgenden Jahren bis zum heutigen Tag aktiv für die Abrüstung von Chemiewaffen.
Zu dem Prozess der Chemiewaffenvernichtung in Syrien berichtete Paul Walker dann ausführlicher: Bereits die Hälfte aller deklarierten syrischen Bestände sind vernichtet worden. Die komplette Vernichtung soll im Laufe des Jahres 2014 erfolgen. Welch aufwändiger Prozess die Zerstörung von Chemiewaffen darstellt machte Paul Walker auch klar. Obwohl er schon auf viele Erfolge in der weltweiten Abrüstung von Chemiewaffen zurückblicken kann, sieht Paul Walker seine Mission längst nicht als erfüllt und verweist auf künftige Herausforderungen, die es noch zu meistern gilt. Hervorzuheben ist dabei die enorme finanzielle Belastung, die durch die Vernichtung von Chemiewaffen entsteht und weiterhin getragen werden muss. Nicht zu vernachlässigen ist laut Paul Walker jedoch vor allem eines: Bei der Zerstörung von Chemiewaffen muss mit großer Transparenz gearbeitet werden und alle betroffenen Akteure müssen in diesen Prozess mit eingebunden werden. Das ist essentiell für den Erfolg des Programms. Chemiewaffen gehören zur Kategorie der Massenvernichtungswaffen. Gelingt es diese Klasse der Massenvernichtungswaffen komplett zu vernichten, so wäre das ein großer Erfolg auf dem Weg zu einer friedlicheren Welt. Ein Beitrag dazu wird übrigens auch in der Lüneburger Heide am Bundeswehrstandort Munster geleistet. Dort wird nämlich ein Teil der syrischen Chemiewaffen vernichtet…
Zum Kolloquium „Frieden und Sicherheit“ hatte das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH) in Kooperation mit dem Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung (ZNF) Paul Walker eingeladen.
Rauser-Pollich, Margarete schreibt
Toller Artikel von Moritz!!!