Sie holten einen syrischen Flüchtlingschor auf die Bühne und kritisierten gleichzeitig spitzzüngig die Abschottungspolitik Deutschlands – für ihre künstlerischen Leistungen in der ZDF-Kabarett-Sendung „Die Anstalt“ sind Claus von Wagner, Max Uthoff und ihr Kollege Dietrich Krauss jetzt in der Kategorie „Unterhaltung“ mit einem Grimme-Preis bedacht worden. „Sie haben aus der Gewohnheit, Kabarettsendungen als Werbeflächen für Bühnenprogramme zu missbrauchen, die Tugend einer packenden Ensembleaufführung gemacht“, hieß es in der Begründung der elfköpfigen Jury.
Der Grimme-Preis gilt als prestige-reichste Fernsehauszeichnung Deutschlands. In diesem Jahr vergab die Jury, die sich unter anderem aus Fachleuten und Medienjournalisten zusammensetzt, in den drei Wettbewerbskategorien „Fiktion“, „Information & Kultur“ und „Unterhaltung“ zwölf Preise für herausragende TV-Produktionen. Dazu kamen Sonderpreise und -ehrungen. Es gewannen dieses Jahr nur öffentlich-rechtliche Rundfunk- und Fernsehanstalten. Die Grimme-Preis-Verleihung ist eine Veranstaltung ohne den üblichen Sternchen-Glamour. Eine roten Teppich gibt es zwar, aber davor auch gleichzeitig eine Demo, die auf ein Problem vor Ort aufmerksam macht: die schlechte Ausstattung eines Flüchtlingsheims.
Gut, dass es noch immer den Ehrgeiz von Filmemacherinnen und -machern gibt, einen Grimme-Preis zu erhalten. Denn auch die Öffentlich-Rechtlichen schauen immer mehr nach der Quote und kommen ihrem Auftrag, Fernsehen für alle und auch Bildung zu machen, häufig nur zu nachtschlafender Zeit nach. Außerdem leiden gerade die Dokumentarfilmer daran, dass ihre Honorare seit 20 Jahren nicht gestiegen sind, wohl aber die Entstehungskosten ihrer Produktionen. Umso bemerkenswerter die ausgezeichneten Werke: zum Beispiel „Camp 14“ über nordkoreanische Lager von Marc Wiese oder „Wir waren Rebellen“ über den Südsudan von Katharina Schröder und Florian Schewe, die Aufwand und Gefahr in der Produktion auf sich nahmen.
Und wie Hermine Hundgeburth, die ihren vierten Grimme-Preis mitnahm, so schön sagte: Auch Frauen haben immer noch weniger Chancen, Aufträge zu bekommen, obwohl gleich viele Frauen ausgebildet werden: „Vollständig erklären kann ich das nicht. Ich kann Ihnen nur erzählen, was ich von einer bekannten Drehbuchautorin gehört habe. Der wurde in einer Runde mit Redakteuren und Produzenten eine Liste von Namen vorgelegt, wer für die Regie in Frage käme. Darunter war keine einzige Frau. Als die Autorin nachfragte, warum das so sei, war die Antwort: ,Uns fallen keine Regisseurinnen ein.‘ Allein deshalb ist ,Pro Quote Regie‘ schon sinnvoll: Sie macht die Vielzahl von guten Regisseurinnen sichtbar, die es in Deutschland gibt, und die Lust haben zu arbeiten“ berichtete die erfolgreiche Regisseurin gegenüber Spiegel-online.
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