Von Monika Griefahn (Jurymitglied Ökofilmtour)
Sie finden die diesjährigen Preisträger untenstehend!
In diesem Jahr tourt das Festival des Umwelt- und Naturfilms, die Ökofilmtour, zum zehnten Mal durch Brandenburg. Das Programm ist richtig gut: tolle Filme, kreative Ideen, engagierte Regisseure und Autoren, zahlreiche Ehrenamtliche, die mit anpacken. Dass dieses Festival bis heute immer wieder zittern muss, dass genug Fördergelder zusammenkommen, das ist grundfalsch. Immerhin: Das Land Brandenburg honoriert die Arbeit der Festival-Organisatoren jetzt mit einer festen Haushaltsposition. Dafür danke. Vielleicht eifert diesem Vorbild ja jemand nach, damit das Festival endlich Planungssicherheit bekommt! Liebe Unternehmen – hier gibt es ein wunderbares kulturelles Angebot, für das sich finanzielles Engagement wirklich lohnt!
Kultur, haben wir in der SPD immer gesagt, ist Lebensmittel. Was wir gemeint haben – und was ich auch heute immer noch meine -, ist: Kultur befriedigt elementare Bedürfnisse. Musik, Gesang, Tanz – all diese kulturellen Phänomene sind elementar im Leben eines Menschen. Und der Mensch befriedigt diese Bedürfnisse ja ständig, wenn es möglich ist – egal, ob er unter der Dusche singt, in die Disko oder in ein Konzert geht.
Im ländlichen Raum ist das in mancherlei Hinsicht schwierig: Das Angebot an Theatern, Museen und andere Einrichtungen ist nicht so vielfältig wie in der Stadt. Das bedeutet nicht, dass es keine kulturellen Angebote auf dem Land gibt – oft existieren Musikschulen, Kulturinitiativen oder Heimatvereine. Wo Kommunen mit der Kulturförderung nicht nachkommen können, wächst oft das Bürgerengagement. Das zeigt noch einmal mehr, dass kulturelle Bildung oder Unterhaltung ein wichtiges Bedürfnis der Menschen ist.
Die Ökofilmtour erreicht ebenfalls den ländlichen Raum. Im Gepäck hat sie hohe Qualität! Mit den nominierten und prämierten Filmen reisen Organisator Ernst-Alfred Müller und seine Mitstreiter Jahr für Jahr durch 60 bis 70 Orte in Brandenburg, in denen es keine Kinos gibt. In der Fläche zeigen sie Filme, diskutieren mit dem Publikum oder erörtern sie mit Schulklassen. Oft sind Regisseure oder Autoren mit von der Partie. Die Zuschauer können sie hautnah erleben und viel über ihre Arbeit erfahren.
200 ehrenamtliche Mitveranstalter gibt es im ganzen Land, und was dann auf Leinwänden gezeigt wird, legt thematisch entweder den Finger in die Wunde oder zeigt wunderbare Bilder von der Schönheit der Natur. In diesem Jahr spielen Themen wie Landgrabbing eine Rolle – das ist brandaktuell und hochbrisant in den östlichen Bundesländern – oder auch die Themen TTIP, Atomausstieg oder die ökologischen Folgen von Kriegen.
Die Filme stammen von Autoren, die zu den besten Dokumentaristen und Naturfilmern Deutschlands gehören. Wenn wir mit ihnen sprechen, wird deutlich, wie schwer es ist, sich mit dieser Arbeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die meisten von ihnen sind Freiberufler, und deren Honorare stagnieren seit Jahren. Sie packen brisante Themen an, die intensive, lange, manchmal teure und zu Teil auch gefährliche Recherche und viel Hartnäckigkeit erfordern. Haben sie ihr Material erfolgreich zusammen, dann müssen sie darum kämpfen, dass ihre Filme auch gezeigt werden. Und allzu oft erhält dann leider eine großartige Reportage einen Sendeplatz irgendwann gegen Mitternacht, wenn die meisten Menschen im Bett liegen.
Es werden so unglaublich hohe Summen für die Rechte von Sportübertragungen gezahlt, da muss doch bei den Medienanstalten ein bisschen mehr Geld übrig sein für Autoren und Regisseure, die mit ihrer Arbeit einen gesellschaftlichen Diskurs anstoßen und die echte Bildungsarbeit leisten! Mein Appell richtet sich besonders an die Öffentlich-rechtlichen, denn Bildung gehört ausdrücklich zu ihrem Auftrag.
Die Preisträger 2015 sind:
Zukunftsfilmpreis
„Energie vom Feld“, von Lorenz Knauer
Produktion für den Bayerischen Rundfunk
Horst-Stern-Preis für den besten Naturfilm
„Natur unter Beschuss – ökologische Folgen des Krieges“ von Maximilian Mönch
Produktion für 3sat
Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung, verliehen durch die Deutsche Umwelthilfe e.V.
„Böse Mine, gutes Geld. Das schmutzige Geschäft mit der Kohle“ von Peter Ruppert, Jo Schück und Michael Strompen
Produktion für das ZDF
Bester Kinder- und Jugendfilm
„Karussell des Lebens – die Streuobstwiese“ von Annette und Klaus Scheurich, Mi-Yong Brehm und Moritz Mayerle
Produktion für BR, WDR, ZDF und ARTE
Preis der Stadt Potsdam für die beste künstlerische Leistung
„Vierzehn – Erwachsen in neun Monaten“ von Cornelia Grünberg
Kino-Produktion
Lobende Erwähnung der Jury
„Ozon unterwegs: Fleisch vom Fließband – Massentierhaltung und ihre Folgen“ von Hartmut Sommerschuh, Maren Schibilsky, Felix Krüger und Wolfgang Albus
Produktion fürs rbb Fernsehen
Publikumspreis
„Das Salz der Erde“ von Wim Wenders, David Rosier und Juliano Ribeiro Salgado
Kino-Produktion
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