Monika Griefahn

  • Startseite
     
  • Politik
     
  • Kultur
    und Medien
  • Meinung
     
  • Cradle to
    Cradle
  • „Alternativer
    Nobelpreis“
  • English
Sie sind hier: Home / Allgemein / „Inside Fukushima“

17. März 2017 | Monika Griefahn

„Inside Fukushima“

Monika Griefahn, Tomohiko Suzuki, Günter Wallraff - Foto: Andreas Conradt

Foto: Andreas Conradt

Wie wichtig, dass wir uns das alle noch einmal klarmachen: Anlässlich des sechsten Jahrestages der Nuklearkatastrophe von Fukushima hat das Literaturfestival „Lesen ohne Atomstrom“ ein fast vergessenes Thema aufgegriffen: „Wegwerfarbeiter“ in Atomkraftwerken. Die Diskussionsrunde in Hamburg, die ich moderiert habe, war großartig besetzt: Der japanische Journalist Tomohiko Suzuki stellte sein Buch „Inside Fukushima“ vor, das nur wenige Tage zuvor auf Deutsch erschienen war. Und weil er dafür undercover in dem havarierten Atomkraftwerk gearbeitet hatte, war es mehr als naheliegend, den deutschen Enthüllungsautoren Günter Wallraff mit aufs Podium zu holen. Auch er hatte in den 1980er Jahren undercover die Strukturen der Personalrekrutierung für Atomkraftwerke aufgedeckt. Schauspielerin Anna Thalbach las mit beeindruckender Wirkung aus „Inside Fukushima“, und Sebastian Pflugbeil als Kenner der Atomszene und Präsident der Gesellschaft für Strahlenschutz  sorgte für viele Details auch aus den nationalen und internationalen Aufsichtsbehörden. Wäre es nicht so ein bedrückendes Thema gewesen, wären die Erlebnisse der Undercover-Recherchen nicht so entsetzlich – und entsetzlich ähnlich –, die rund 500 Zuhörer und ich hätten beschwingt nach Hause gehen können.

Doch was wir hörten, war ernüchternd: Die Arbeiter seien einfache Menschen, die Geld bräuchten, beschreibt Suzuki seine Kollegen aus der Undercover-Zeit. Die Rekrutierung läge in den Händen der japanischen Mafia, der Yakuza. Ihre Angehörige seien anerkannte Personen und hervorragend in der Gesellschaft verankert.

Nichts anderes berichtet Günter Wallraff aus den 1980er Jahren in Deutschland. Die „Menschenhändler, die die Mitarbeiter für besonders gefährliche Aufgaben in Atomkraftwerken rekrutierten, seien bestens vernetzt und angesehen in der lokalen Politik gewesen. Sie hätten sogar Obdachlose rekrutiert, da die Höchst-Strahlendosis seinerzeit für die Arbeiter sehr schnell erreicht wurde und man jede Menge Leute benötigte. Nicht umsonst nennen Kritiker diese Menschen „Wegwerfarbeiter“.

Tatsächlich stützt auch Atomkenner und –kritiker Sebastian Pflugbeil diese Aussagen auf Basis zur Verfügung stehender Daten. Im regulären Betrieb von 17 deutschen AKW standen 2009 nach einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken den knapp 6000 Mitarbeitern des Eigenpersonals, die in Bezug auf die Strahlenbelastung überwacht werden, gut 24.000 überwachte Fremdarbeiter gegenüber. „Festangestellte Fachleute“, stelle Pflugbeil nüchtern fest, „sind zu teuer, um sie hohen Strahlendosen auszusetzen, sie sind dann zu schnell nicht mehr einsetzbar.“

Japans Umgang mit der Atomkraft ist für ihn befremdlich. Trotz der Erfahrung mit den zum Ende des Zweiten Weltkriegs abgeworfenen Atombomben in Hiroshima und Nagasaki schöben die Menschen das Thema gerne weg. An Hochschulen gebe es eine Furcht, sich mit dem Thema zu beschäftigen – Projekte, die die Gefahr plastisch machen, würden zurückgezogen.

Das bestätigt auch Suzuki: Die Folgen des Fukushima-Tsunamis seien nicht so dramatisch gewesen, wie zunächst befürchtet. So habe sich mehrheitlich der Eindruck durchgesetzt, der Unfall gefährde den Alltag nicht und man würde die Kernenergie schon in den Griff bekommen. Dennoch glaubt er, dass es irgendwann keine Atomkraftwerke auf der Welt mehr geben werde. Vielleicht trägt er mit seinem Buch ein kleines bisschen zu diesem Ziel bei.

Zum Buch „Inside Fukushima“

Zur Veranstaltung „Lesen ohne Atomstrom“

 

Kategorie: Allgemein, Politik

Beitrag jetzt teilen:

« Nichts geht verloren! Cradle to Cradle Pioniere aus der Textilbranche diskutieren
Internationale Umweltaktivisten diskutieren über Cradle to Cradle »

Schreiben Sie einen Kommentar Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Bleiben Sie in Kontakt!

  • Email
  • Facebook
  • RSS

Suchen Sie etwas Bestimmtes?

Archiv

Zum Institut für Medien Umwelt Kultur

Mehr über die Arbeit von Monika Griefahn finden Sie hier:

www.institut-muk.de

Logo Monika Griefahn GmbH institut für medium umwelt kultur

Über Monika Griefahn

Dr. Monika Griefahn, Ministerin a.D. Dr. Monika Griefahn (Diplom-Soziologin), Ministerin a.D. ist Gründungsmitglied von Greenpeace Deutschland und war Co-Geschäftsführerin von 1980 bis 1983.

Sie organisierte Kampagnen für den Schutz der Nordsee und – im Laufe ihrer Arbeit für Greenpeace Deutschland und Greenpeace International – weitere Kampagnen gegen die chemische Verschmutzung der Meere und Flüsse.

Von 1984 bis 1990 arbeite Monika Griefahn als erste Frau im Internationalen Vorstand von Greenpeace und war verantwortlich für die Gründung neuer Büros weltweit und für die Aus- und Fortbildung.

[Weiterlesen...]
  • Monika Griefahn
     
  • Über Cradle
    to Cradle
  • Institut Medien
    Umwelt Kultur
  • Kontakt
     
  • Impressum
     
  • Datenschutz-
    hinweise

 

Logo Monika Griefahn GmbH/institut medien umwelt kultur Monika Griefahn GmbH
Postfach 1135
21231 Buchholz
Telefon: +49 4181 4069262
E-Mail:
Webseite: www.institut-muk.de
Copyright © 2013–2019 | Zurück zum Seitenanfang/Back to top | Alle Rechte vorbehalten! – All rights reserved.