Vom Cradle to Cradle e.V. – leicht geändert, leicht gekürzt und mit herzlichem Dank!
Die geliebte Jeansjacke wandert, nachdem sie lange gute Dienste erwiesen hat, einfach auf den Kompost und bleibt so als Nährstoff im natürlichen Kreislauf erhalten. Die metallischen Knöpfe werden zu einem neuen Rohstoff im technischen Kreislauf… Nichts geht verloren!
So kann nach dem Cradle to Cradle Konzept die Zukunft unsere Textilien aussehen. Welche Erfolge mit Cradle to Cradle im Textilbereich bereits erzielt wurden, welche innovativen Ideen nur noch auf ihre Umsetzung warten und welche Hürden noch genommen werden müssen, darum ging es beim Expertenforum #2 „Textilien – Kreisläufe – Beschaffung – Lieferketten“ im Sarah Wiener Restaurant in Berlin. Die Veranstaltung gehört zu einem Format, das branchenbezogen Praktiker aus der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zusammenbringen soll.
So diskutierten Experten unter anderem der Textilindustrie, Modedesign, Politik, Beratung und Forschung zu den Themen gesunde Textilien, Materialkreisläufe und transparente Lieferketten. Die Herausforderungen rund um die sortenreine Trennung natürlicher und künstlicher Materialen sowie ihre Rückführung in den natürlichen bzw. technischen Kreislauf, aber auch der grundsätzliche Einsatz gesunder Materialen wurden erörtert.
Zu Beginn betonte Monika Griefahn die Tragweite des Themenfeldes Textilien als wichtigen Bestandteil unseres täglichen Lebens. Cradle to Cradle stehe für Gesundheit, für Qualität und insbesondere für Kreisläufe.
Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, bezeichnete die Textilbranche als einen der umsatzstärksten Wirtschaftszweige und informierte über die Ziele der Politik: Die Bundesregierung habe sich bis 2020 verpflichtet, die Hälfte der öffentlich beschafften Textilien anhand von Nachhaltigkeitsstandards auszuwählen. Sie unterstrich die Bedeutung der Vorbildfunktion der öffentlichen Hand.
Designerin Friederike von Wedel-Parlow schilderte ihre einschneidenden Erlebnisse auf der Pariser Modewoche, die sie dazu bewogen, sich mit neuen Konzepten zur Gestaltung von Textilien zu beschäftigen. So stieß sie auf die Cradle to Cradle Idee, welche sie seitdem in ihrer Funktion als Professorin für „Sustainable Design Strategies“ an der Kunsthochschule ESMOD mit Masterstudierenden auf kreative Weise umgesetzt hat. Im Herbst 2016 gründete sie das „Beneficial Design Institute“ und arbeitet dort mit verschiedenen Firmen an der Marktreife von Cradle to Cradle Produkten. Die Aufgabe der zukünftigen Konsumenten sei es dann zu lernen, die genutzten Textilien an die richtigen Adressaten zu geben.
Albin Kälin, Gründer und Geschäftsführer der EPEA Switzerland GmbH, brachte mehrere Praxisbeispiele aus seiner Arbeit mit verschiedenen Textilunternehmen mit. Unter anderem veranschaulichte er die Notwendigkeit eines Neudenkens von Textilien am Bespiel eines BHs, „weil ein BH mit seinen verschiedenen Bestandteilen ein Chemiecocktail ist.“ Für die bisher verwandten Materialien gesunde Alternativen zu finden und diese anschließend sortenrein in ihre entsprechenden Kreisläufe zurückführen zu können, sei eine Herausforderung. Mit den kürzlich in Paris präsentierten Wolford-Produkten sei man ab 2018 auf dem Weg.
Volker Steidel, seines Zeichens geschäftsführender Gesellschafter beim Garn- und Gewebehersteller Lauffenmühle, zeigte unter anderem anhand der Geschichte seines Produkts infinito, wie mit viel schöpferischer Kraft Materialien entwickelt werden können, die echte Lösungen darstellen. Mit der Polymerfaser infinito, die biologisch kreislauffähig ist, könnten wir bereits heute „tolle Produkte machen“, die Cradle to Cradle Standards entsprächen. Er betonte auch die Wichtigkeit von Transparenz „von der Faser bis zum Endprodukt“. Gerade Berufskleidungen seiner Firma, die heute besonders nach Cradle to Cradle Kriterien hergestellt würden, eigneten sich besonders für Kreisläufe.
Nach der offiziellen Diskussionsrunde taten die Gäste das, was auch wichtig ist – etwas essen und die Gespräche untereinander weiterführen. So trafen sich Firmenvertreter und Einzelpersonen – darunter Mitarbeiter aus dem Bundesentwicklungs- und dem Umweltministerium sowie Designer, Vertreter unterschiedlicher C2C Unternehmen und Entscheider verschiedenster Institutionen und Unternehmen.
Ein drittes Expertenforum ist bereits in Planung – voraussichtlich wird es an einem Termin im Sommer um das Thema Verpackungen gehen.
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