Im Gedächtnis geblieben ist der G20-Gipfel im Juli in Hamburg maßgeblich durch heftige, zerstörerische Ausschreitungen von G20-Gegnern. Dass abgeschirmt von der Gewalt die zusammengekommenen Politiker aber tatsächlich Vereinbarungen getroffen haben, ist weitgehend untergegangen. Grund genug, das Augenmerk gerade darauf zu legen.
Nehmen wir Afrika: Um Ungleichheiten von Gesellschaften und Lebensstandards auf der Welt zu verringern, haben die G20-Staaten eine Afrika-Partnerschaft gegründet. Es soll „nachhaltiges, inklusives Wirtschaftswachstum“ auf dem Kontinent ermöglichen. Vor allem für Frauen und Jugendliche sollen menschenwürdige Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden. Armut und Ungleichheiten als Ursache von Migration will die Gruppe bekämpfen. Im Abschlusskommuniqué ist von einer „Partnerschaft auf Augenhöhe“ die Rede, vom privatwirtschaftlichen Sektor, von verbesserten Rahmenbedingungen für Investitionen, von nachhaltiger Infrastruktur, sogar von Unterstützung im Bildungsbereich.
Es ist also mehr oder weniger von Wirtschaftsthemen die Rede – und geht man davon aus, dass Investitionen und die Förderung von Unternehmen tatsächlich zum Wohlstand beitragen, mag das nachvollziehbar sein. Allein, die Erfahrung zeigt, wie oft nur einige wenige profitieren. Bleibt zu hoffen, dass „nachhaltiges Wirtschaftswachstum“ im Abschlusskommuniqué auch wirklich ein Wachstum meint, das ökologisch vertretbar ist und soziale Belange – gerechte Löhne, Mitbestimmung, humane Arbeitszeiten – berücksichtigt.
Was gar nicht in dem Abschlussdokument vorkommt, ist die Frage der Gesundheitsversorgung. Sie, die in den afrikanischen Ländern generell auf vergleichsweise niedrigem Niveau ist, ist offenbar den gemeinnützigen Organisationen und dem Ehrenamt überlassen. Wir können das bedauern, oder wir können uns engagieren.
Ein Projekt, das ich in dieser Hinsicht lobenswert finde, ich Mercy Ships. Diese Nichtregierungsorganisation (NGO) will den Zugang zur medizinischen Grundversorgung in Entwicklungsländern verbessern. Die Africa Mercy ist ein Lazarettschiff, hat aber mit dem Militär nichts zu tun. Das Besondere: Die gesamte, mehr als 400 Helfer starke Besatzung ist ehrenamtlich tätig. Auf dem Schiff arbeiten Ärzte und Zahnärzte, die in akuten Situationen helfen können, aber auch Operationen durchführen, die es vor Ort nicht gibt. Wichtig ist, dass sich auch Ehrenamtliche melden, die andere Qualifikationen haben (wie zum Beispiel gerade ein Maschineningenieur der Costa-Kreuzfahrtgruppe). Außerdem arbeitet die NGO mit Regierungen zusammen, um das lokale Gesundheitssystem zu verbessern. Auch dafür braucht es Spenden.
Was wir bei beiden „Projekten“, der privaten Hilfe und den staatlichen Bündnissen, in der Praxis nicht vergessen sollten, ist die Augenhöhe. Vermutlich sind schon viele Entwicklungshilfemaßnahmen daran gescheitert, dass lokale Kulturen nicht berücksichtigt, besondere Traditionen nicht erkannt und spezifisches Verhalten nicht verstanden wurde. Wenn wir eines in den vergangenen Jahrzehnten der Entwicklungshilfe gelernt haben sollten, dann, diesen Fehler nicht mehr zu machen. Alle Kulturen benötigen jeweils individuelle Lösungen.
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Das G20-Abschlusskommuniqué
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