Die gute Nachricht ist: Wir schaffen das. Christina von Haaren vom Institut für Umweltplanung der Universität Hannover arbeitet mit ihrem Team und im Auftrag des Bundesumweltministeriums gerade an einer Studie, die klären soll, ob wir bis 2050 eine naturverträgliche Energiewende hinbekommen. Also: Können die Ziele der Energiewende und die Ziele des Naturschutzes miteinander verbunden werden?
Und die Forschung sagt kurz vor Abschluss der Untersuchungen: Ja, das geht.
Fritz Brickwedde vom Bundesverband Erneuerbare Energien, der bei der Vorstellung der ersten Studienergebnisse in Berlin neben der Forscherin auf dem Podium saß, schüttelte aber den Kopf. Deutschland sei längst nicht mehr Vorreiter in Sachen Erneuerbare Energien, sagt der ehemalige Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. „Wir verfehlen unsere Ziele jeden Tag, weil die steuerlichen Anreize nicht richtig sind.“ Er nannte eine steuerliche Förderung des Bundes für Ölheizungen als Beispiel und unterstrich: „Wir sind kontraproduktiv und inkonsistent in der Energiewende.“
In der Gegenrede zu Brickwedde hieß es auf dem Podium, die Rahmenbedingungen könnten sich ja auch ändern. Christina von Haaren jedenfalls wollte sich ihren Optimismus nicht nehmen lassen. Ihre Studie beinhaltet drei Szenarien, wie Deutschland im Jahr 2050 zu 100 Prozent aus Erneuerbaren versorgt werden kann, ohne dass der Naturschutz darunter leidet. Bemerkenswert: Die Studie geht in allen drei Szenarien davon aus, dass der Anteil der Photovoltaik – also Solaranlagen zur Stromerzeugung – am Energiemix der Zukunft bei deutlich mehr als der Hälfte liegt. Dafür sollen alle geeigneten Dächer im Siedlungsbereich genutzt werden. Neben der Photovoltaik würde der zweite größere Anteil von Windkraft an Land kommen – je nach Szenario zwischen 32 und 19 Prozent. Auch von Haaren betont aber, „dass politische Rahmensetzungen und ein gesellschaftlicher Aufbruch notwendig sind, damit die Energiewende nachhaltig verläuft und bis 2050 erreichbar ist.“
Alles in allem drehte sich die Diskussion der fünf Gesprächspartner auf dem Podium zu einem erheblichen Teil der Zeit um das Thema Windkraft – um Flächenverfügbarkeit und Abstandsregelungen. Das dabei so überaus wichtige Thema „Power to Gas“ für die Speicherung überschüssiger Windenergie wurde nicht angesprochen. Dabei könnte diese Technik unter Umständen den Bau von neuen lange Stromleitungen überflüssig machen.
Die Frage, warum man von einem hohen Energieeinsparpotenzial ausgeht, obwohl doch die Vergangenheit immer wieder gezeigt hat, dass Rebound-Effekte und neue stromverbrauchende Geräte fast jede Einsparung wieder auffressen, wurde ebenfalls nicht gestellt. Und die zweimal im Nebensatz geäußerte Bemerkung, die Energiewende im Verkehr hätte ja mit Naturschutz nicht viel zu tun, blieb unwidersprochen. Dabei ändert ein Elektroauto gar nichts an dem Flächen- und Naturverbrauch durch die Mobilitätsinfrastruktur – und bei jeder Brücke und jeder Umgehungsstraße gerät diese in Konflikt mit dem Naturschutz.
Doch vielleicht ist an Ende des Tages einfach nur die eine klare Aussage wichtig: Wir können es schaffen. Dann mal los!
Schreiben Sie einen Kommentar