… und zwar auch der Wirtschaft. Das war das Ergebnis einer Veranstaltung zum Thema „Klimaschutz als Innovationsmotor für die Wirtschaft“ im Bundesumweltministerium, zu der Ministerin Svenja Schulze (Foto: Sascha Hilgers, BMU) kürzlich eingeladen hatte. Diese Nachricht dürfte Grund genug sein, beim Klimaschutz den Fuß von der Bremse zu nehmen und sich engagiert den Zielen von Paris zu widmen. Das gilt für Wirtschaft, Politik und Verbraucher gleichermaßen.
Umweltministerin Svenja Schulze (l.) und Monika Griefahn.
Denn wer sich ums Klima kümmert, sorgt für Innovation und Erneuerung. In Forschung und Entwicklung steht beispielsweise die Solarenergie in Deutschland immer noch gut dar und sorgt für Arbeitsplätze. Firmen wie Werner & Mertz treiben die Nutzung von Recyclingmaterial bei Verpackungen voran und schaffen somit einen Wettbewerbsvorteil für sich. Handwerker profitieren von den vielen dezentralen Projekten in der Versorgung mit erneuerbaren Energien.
TECHNOLOGIE-EXPORT LÄUFT
Das Umweltbundesamt ist in seinem aktuellen Kurzbericht „Wirtschaftliche Chancen durch Klimaschutz“ auch auf den Export eingegangen: Das größte Gewicht unter den Klimaschutztechnologiegütern haben laut UBA Güter für Erneuerbare-Energien-Anlagen und Güter der Mess-, Steuer- und Regeltechnik. Deutsche Exporteure haben – gemessen an ihren Lieferanteilen an den Importen anderer Länder – eine besonders starke Marktstellung bei Gütern zur Luftreinhaltung (16,6 Prozent) und bei Mess-, Steuer- und Regeltechnik (16,8 Prozent). Von 2009 bis 2013 seien die Exporte um 36,5 Prozent angestiegen.
Dr. Dirk Röttgers, Politikanalyst der OECD, kam in seinem Vortrag zu dem Schluss, dass eine ehrgeizige Klimapolitik unter anderem durch neue Investitionen zu einem Netto-Plus von 4,6 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt führen würde – darin eingerechnet sind auch die Werte der durch Klimaschutz verhinderten Schäden.
BRONZE BEI PATENTEN
Dass die Wirtschaft schon längst auf dem Weg ist, zeigten Zahlen des Umweltbundesamtes, die Dr. Andreas Burger vorstellte. Die Patentanmeldungen in Deutschland für Klimaschutztechnologien wüchsen mehr als doppelt so schnell wie die Patentanmeldungen insgesamt, legte er dar. Der Schwerpunkt liege auf Innovationen bei erneuerbaren Energien. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei den Patentanmeldungen für Klimaschutztechnologien auf Platz drei hinter Japan und den USA. Die Zahl der Arbeitsplätze, die der Klimaschutz in Deutschland schon jetzt generiert habe, bezifferte er auf 1.514.000 Klimaschutzbeschäftigte in 2017. Darunter fallen Jobs in der energetischen Gebäudesanierung, bei den erneuerbaren Energien, bei Dienstleistungen und Produktion.
In den Ausführungen der Referenten und den Diskussionen am Rande der Veranstaltung zeigte sich, wer und was diese Entwicklung weiter fördern kann. Das sind zuallererst Entscheidungen in der Politik: So forderte Burger etwa mehr Planungssicherheit durch das zukünftige Klimaschutzgesetz, das – so verspracht Ministerin Schulze -, noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll. Burger plädierte außerdem dafür innovative Klimaschutzlösungen verstärkt zu fördern, Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten des Klimaschutztechniken abzubauen, Klimaschutzaspekte in die Aus- und Weiterbildung zu integrieren und klimaschutzkompatible Infrastrukturen aufzubauen.
„GRÜN“ IN DER FINANZWIRTSCHAFT
Aus dem Vortrag von Politikanalyst Röttgers aber wurde auch deutlich, dass neben der Politik auch die Finanzwirtschaft Möglichkeiten hat, den Fortschritt beim Klimaschutz zu lenken. Sie müsste maßgeschneiderte Finanzierungsmöglichkeiten von Klimaschutzinnovationen schaffen und auch helfen, öffentliche und private Interessen in der Infrastrukturfinanzierung anzunähern. Sie müsste ferner bei Investitionsentscheidungen Klimaaspekte mitberücksichtigen und sie als selbstverständlichen Teil in die Strategieplanung einbinden. Klimabezogene Risiken und Chancen müssten transparent gemacht werden.
Die Diskussionen gerade um diesen Sektor zeigten aber auch, dass die Finanzwirtschaft sich noch nicht so recht im Klaren darüber ist, was „grün“ in ihrer Branche eigentlich bedeutet. Immerhin: Versicherungen waren die ersten, die schon seit den 1970er Jahren damit beschäftigt sind, Klimafolgen abzuschätzen und sie gegebenenfalls in ihre Produkte zu integrieren. Das geschieht durch höhere Prämien, durch die Deckelungen von Schadenssummen oder durch die Einführung von Selbstbehalten. Der Klimawandel kostet also viele Bürger teilweise schon ganz direkt Geld. Wenn dann die Experten, wie hier geschehen, auch noch vorrechnen können, dass Klimaschutz Innovationen und Wachstum steigert, dann sind doch eigentlich alle Vorbehalte gegen die dringend notwendigen Schritte entkräftet.
Die „Fridays for Future“-Bewegung und die Ergebnisse der Europawahl Ende Mai haben gezeigt, dass es ein dringendes Handlungsbedürfnis bei den Menschen in vielen Ländern dieses Kontinents und weltweit gibt. Ich plädiere also für mehr Mut bei den Entscheidern.
Foto Svenja Schulze am Rednerpult: Sascha Hilgers, BMU
Zum Kurzbericht „Wirtschaftliche Chancen durch Klimaschutz“ des Umweltbundesamtes
Werner Müller schreibt
Liebe Frau Griefahn
Habe gerade gelesen. ……
Klimaschützende Aktivitäten sollen verstärkt gefördert werden !!!
Wir als Ein Mann und eine Frau – Firma werden vergessen !
Dabei machen wir wirklich viel !!
Gruß Annette Zehnder und Werner Müller
KOS GmbH
21258 Heidenau