Für zwei Tage Anfang Mai haben sich in Greifswald engagierte Natur- und Klimaschützer getroffen, um das 20-jährige Bestehen der Michael-Succow-Stiftung zu feiern. Mit dabei waren etwa der Hamburger Unternehmer Michael Otto genauso wie Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, oder der Leiter des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer Peter Südbeck.
Die Succow-Stiftung hat für den Naturschutz Etliches auf den Weg gebracht – genau wie Succow selbst vor seiner Stiftungsgründung. Er ist ein Biologe und Agrarwissenschaftler, der sich seit Jahrzehnten leidenschaftlich für den Schutz der Natur und Artenvielfalt einsetzt. Schon 1997 haben wir ihm den Right Livelihood Award verliehen, den „Alternativen Nobelpreis“, denn er hat sich um die Einrichtung vieler Naturschutz-Großreservate in Ostdeutschland, Osteuropa, Äthiopien und Asien verdient gemacht. Auch dass es heute in der universitären Lehre wertvolle Naturschutz-Studiengänge und Inhalte gibt, ist ihm zu verdanken. Mit dem Geld, das Succow als Preisgeld für dem „Alternativen Nobelpreis“ bekam, konnte er die Michael-Succow-Stiftung starten.
MENSCHEN DIENEN, NATUR SCHÜTZEN
Was hat diese Stiftung auf den Weg gebracht? Der Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung in Mecklenburg-Vorpommern, Christian Pegel, brachte es auf den Punkt: Michael Succow habe sein Preisgeld von damals sehr sinnvoll eingesetzt. Die Stiftung sei gewachsen, weil sie einen integrierenden, kooperativen Ansatz verfolge und mit vielen Partnern kooperiert habe. Tatsächlich hat Succow Fördergelder von Bund und Land genutzt, um Flächen aufzukaufen und sie im Sinne des Naturschutzes zu bewirtschaften. Er hat zudem mit Mitteln aus der Entwicklungshilfe in Ländern, in denen sonst kaum jemand von hier aus arbeitet – Turkmenistan, Kasachstan, Aserbaidschan oder Äthiopien – Projekte vorangebracht, die sowohl den Menschen dienen als auch die Natur schützen. Viele praktische Beispiele aus dieser wertvollen Arbeit wurden vor Ort bei einem Markt der Möglichkeiten präsentiert.
Aber auch „vor der eigenen Haustür“ in Mecklenburg-Vorpommern rund um Greifswald herum ist die Stiftung aktiv. Sie setzt sich gegen die Ausbreitung der Agrarindustrie zur Wehr, die viele Hektar Land aufkauft, um sie einzig als Gülleablagerungsflächen für nicht dort ansässige Landwirte zu nutzen. Michael Succow schilderte die Situation in seinem Bundesland, die letztlich nichts anderes als Landgrabbing ist. Mit weiterreichenden Folgen: In vielen Dörfern würde die Hälfte der Bewohner die AfD wählen, weil sie keinen Sinn mehr in ihrer Arbeit sähe, betonte Succow den Zusammenhang zwischen Lebensqualität, Vielfalt und Sinnhaftigkeit des Lebens.
Diese Dinge gehen mehr und mehr verloren in der agrarindustriell geprägten Landwirtschaft von heute: Die großen Felder werden von nur wenigen Menschen bestellt, und das meistens mit Monokulturen aus Mais, Raps oder Weizen. Der Boden verödet dabei und wird abgetragen.
MEHR WASSER FÜRS MOOR
Wie die Stiftung dem entgegenzuwirken versucht, sahen wir ganz praktisch bei einem unserer Ausflüge auf die Halbinsel Melow, die sie aus dem Eigentum des Bundes als nationales Naturerbe übernommen hat. Die Stiftung verschließt dort Gräben und hebt so den Wasserstand im Moor an, damit sich wieder Torf bilden kann. Sie schafft damit Naturflächen, die wie ausgedehnte Wälder und intakte Böden wichtige CO2-Speicher darstellen und damit einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Heckenpflanzen verringern die Nährstoffbelastung aus den umgebenden Landwirtschaftsflächen. Mahd und Beweidung mit Schafen bewahren die Hänge des Hügels vor Verbuschung. So kann dort ein wertvoller Magerrasen entstehen, der vielen spezialisierten Pflanzen und Tierarten einen Lebensraum bietet – Artenvielfalt, die zur Stabilisierung des Ökosystems beiträgt. Damit auch ferne Städter sich ein Bild machen können, hat die Stiftung eine App entwickelt: Die Anwendung „Echt:Natur“ gibt es bei Google Play und im Appstore.
CHARISMA UND CHARME
Aber eines ist bei dieser zweitägigen, eindrucksvollen Veranstaltung ebenfalls wieder einmal deutlich geworden: Um Veränderungen zu erreichen, braucht es immer Persönlichkeiten mit Charisma und Charme, die auch in einem wenig verständigen Umfeld am Ball bleiben und Menschen überzeugen mitzumachen. Ein solcher ist Michael Succow!
Wir wünschen der Stiftung weiter alles Gute und viel Erfolg im Kampf gegen Unwissen und Ignoranz. Mit der Veröffentlichung des Berichts des Weltbiodiversitätsrats IPBES am 6. Mai über das millionenfache Artensterben ist die Dringlichkeit dieser Arbeit noch offensichtlicher geworden. Succow braucht viele Mitstreiter.
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