(Fotos zu diesem Text: Yvonne Berardi) Wie überrascht sind wir, die Teilnehmenden einer Erkundungsreise über Biodiversität, als in dem Restaurant „Chez Julien“ in Paunat im Périgord tatsächlich der Schriftsteller und Journalist Martin Walker auftaucht.
Martin Walker ist Schotte und hat ein vielfältiges Berufsleben hinter sich. Er ist Verfasser der millionenfach verkauften Bruno-Serie über einen Dorfpolizisten in Südfrankreich. Wir also sind im Lieblingsrestaurants Walkers, und er ist auch da. Bereitwillig gibt er der Gruppe Einblicke, wie er arbeitet: Jeder seiner 14 Bände der Bruno-Reihe hat ein spezielles Thema, das er jeweils intensiv recherchiert. Er braucht in der Regel neun Monate für ein Buch und veröffentlich pro Jahr etwa einen Band. Manchmal arbeitet er an zwei Büchern gleichzeitig, wenn zum Beispiel ein Sachbuch hinzukommt: ein Buch über Bill Clinton, ein Kochbuch zusammen mit seiner Frau oder ein Reiseführer durch das Périgord, wie es in diesem Herbst erscheinen soll.
ENGAGEMENT FÜR DIE KULTURLANDSCHAFT PERIGORD
Ich habe an diesem Abend sehr bewundert, mit welcher Energie Martin Walker sich für diese noch immer traumhaft schöne Kulturlandschaft einsetzt. Den Tourismus möchte er unterstützen, damit sich die Region, die abseits der Metropolen liegt (etwa eineinhalb Stunden von Bordeaux und drei Stunden von Clermont-Ferrand entfernt), weiter entwickeln kann, die Natur aber trotzdem so schön bleibt.
Die Geschichten, die der Schriftsteller in den Bruno-Romanen erzählt, geben gleichzeitig einen guten Einblick in die Historie der Region. Viele seiner männlichen Figuren basieren auf realen Vorbildern: Ein „echter“ Polizist aus der Kleinstadt Le Bugue, in deren Nähe Walker einen Teil des Jahres verbringt, stand Pate für „Bruno“. Für die Frauen habe er kein konkretes Vorbild, behauptet er, obwohl seine Tochter meint, dass sie auch diese kenne.
25 JAHRE FÜR DEN GUARDIAN
Wir sind alle sehr beeindruckt von diesem engagierten Mann, der 25 Jahre lang Journalist bei der britischen Tageszeitung Guardian war. Er schrieb über Russland, den Kalten Krieg, die USA. Auch vielen anderen Themen ging er in detaillierten Artikeln auf den Grund. Walker erzählt, dass er auch an Sigmar Gabriels und Angela Merkels Zukunftswerkstatt mitgewirkt habe. Es sei sehr spannend für ihn gewesen, dass die deutsche Regierung eine solche Methode angewandt habe. Zukunftswerkstätten sind umfassende Ansätze, die ohne Denkverbote beginnen und mit denen gemeinschaftlich Lösungen für gesellschaftliche Probleme erarbeitet werden.
Es überrascht mich auch, dass er als Schotte perfekt deutsch und französisch spricht. Er habe gerade eine Lesereise durch Deutschland, Österreich und die Schweiz gemacht und es sehr genossen, plaudert er mit uns.
Mir hat es viel Freude gemacht, mich mit seinem letzten Roman auf die Reise vorzubereiten und dann auch noch interessante Menschen kennen zu lernen. Martin Walker lebt teilzeit seit 25 Jahren im Périgord. Eine Aufgabe, die er sich gestellt hat, ist, alle Winzer der Region zu besuchen. 300 der 1100 hat er schon geschafft und eine verblüffende Erkenntnis gewonnen: Er habe keinen unglücklichen Winzer kennengelernt! Ich kann das bestätigen. Ich habe zwar nicht 300, sondern nur zwei kennengelernt, aber war bei beiden auch von deren Enthusiasmus begeistert.
Vielen Dank, Martin Walker, für die spannenden Einsichten an diesem Abend.
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