Das Fraunhofer Institut in München hat analysiert, dass rund 85.000 bis 88.000 Terrawattstunden klimaneutraler, synthetischer Kraftstoff außerhalb von Europa produziert werden könnten. Rund drei Viertel der afrikanischen Küste wäre geeignet, um dort Sonnen- oder Windstrom zu produzieren. Diese Information im Hinterkopf, bin ich für die eFuel-Alliance gespannt zur African Energy Week gefahren. Das groß angelegte Treffen der Energiebranche im südlichen Afrika fand in Kapstadt statt.
AFRIKANISCHE AKTEURE SETZEN AUF ÖL UND GAS
In vielen Reden und Gesprächen aber habe ich vor Ort festgestellt, dass die meisten afrikanischen Länder doch auf fossile Energieformen setzen. Öl und Gas seien in großen Mengen verfügbar. Und weil 600 Millionen Menschen in Afrika immer noch ohne Strom und 900 Millionen ohne angemessene Kochmöglichkeit sind, sei dringend Handlungsbedarf. Den Bedarf wolle man mit Öl und Gas bedienen und sich später um die Transformation hin zu erneuerbaren Energien kümmern.
Dass es den Wunsch und Willen gibt, die Menschen schnell mit Strom zu versorgen, ist total verständlich und mehr als richtig. Doch auch für die Erneuerbaren liegen die Lösungen auf dem Tisch. In den Diskussionsrunden habe ich darum versucht, für die sauberen Technologien zu werben.
MEHR BEGEISTERUNG FÜR WIND UND SONNE WECKEN
Unter den Menschen, die ich in Kapstadt getroffen habe, gab es einige, die ebenfalls den Weg der Erneuerbaren gehen wollen, um natürliche Ressourcen zu schonen und Luft und Wasser sauber zu halten. Da war zum Beispiel Ferose Oaten vom TÜV Süd. Sie ist Managing Director und Gründerin der Teststationskette AVTS Roadworthy Stations und soll in Südafrika eine systematische Abgaskontrolle aufbauen. Im Gespräch versuchten wir Strategien anzudenken, wie man südafrikanische Firmen und Investoren für die Herstellung von Wasserstoff aus Sonne und Wind begeistern kann.
Spannend war auch, über das Wie nachzudenken. Wie sorgen wir bei einer so massiven Veränderung wie die Transformation des Energiemarktes für Akzeptanz? Dazu traf ich mit Truida Prekel, Leiterin des Unternehmens Synnovation Solutions, eine äußerst interessante Frau. Der Synnovation-Ansatz basiert darauf, unternehmerische Erfolge durch Kooperation und Innovation zu erreichen. Es geht darum, ein Unternehmensklima und eine Bandbreite an Fähigkeiten vorzuhalten, die Kreativität, Kommunikation und Zusammenarbeit fördern.
Zu den Lichtblicken gehörte ferner die Chefin von BP Südafrika, Taelo Mojapelo. Sie ist für die Transformation sehr aufgeschlossen, und bringt in ihrem Unternehmen viel auf den Weg. Ist es ein Zufall, dass mir die Frauen als besonders innovativ begegnet sind?
LAND VOLLER SCHÖNHEIT
Jenseits der Geschäftswelt war die Reise eine wundervolle Gelegenheit, Kapstadt kennenzulernen. Die sagenumwobene „Tischdecke“ leuchtet mir entgegen, als ich vom Flughafen aus am Tafelberg vorbeifuhr. Ich konnte mit Einheimischen sprechen und einen Eindruck von ihren Ideen und Werten bekommen.
Herausragend war ein Besuch im botanischen Garten Kirstenbosch. In Südafrika ist Frühling und deshalb der Garten bunt! Es wachsen reichlich Protea, auch Zuckerbüsche genannt. Gartenführerin Carol verhalf uns zu einer spannenden Geschichtsstunde über das Land und die Entstehung des größten und wahrscheinlich schönsten botanischen Gartens in Südafrika. Sie erzählte viel über die Zeiten der unterschiedlichen „Besatzer“ wie Briten oder Holländer. Überall sind die Spuren von deren Investitionen zu erkennen.
Zurück in Deutschland konkurrieren zwei Eindrücke: die Schönheit des Landes auf der einen und die selbstbewusst vorgetragenen Vorhaben der meisten Kongressteilnehmer, auf Öl und Gas zu setzen, auf der anderen Seite. Sie sagen, sie schlagen diesen Weg ein, weil die fossilen Ressourcen in Mengen vorhanden sind. Ja, aber Sonne und Wind doch auch!
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