Ich komme gerade aus Kairo zurück, wo ich als Vorstandsmitglied der Heliopolis-Universität unterwegs war. Die Nachhaltigkeits-Universität Heliopolis gehört zu Sekem, einer Initiative für organischen Landbau und ganzheitliche Produktion, die tausenden Menschen dort Arbeit gibt. An der Uni, die 2012 gegründet wurde, werden inzwischen 554 Studenten ausgebildet, davon 397 in (Pflanzen-)Pharmazie, 92 Ingenieure, und 65 in Sustainable Business und Marketing.
Nicht nur reine Fachausbildung wird dort geleistet, sondern die zum Teil sehr schüchternen Studenten entwickeln sich zu Persönlichkeiten und lernen auch, dass Musik, Kunst und anderen soziale Fähigkeiten ihnen helfen, Konflikte anders anzugehen und auf andere zuzugehen. Das sind die Menschen, die wir in einem Land, dass so viele Umstürze hinter sich, aber noch nie echte Demokratie erlebt hat, dringend brauchen. Ägypten ist aber ein Land, in dem gute Hoffnungen bestehen, dass der arabische Frühling dauerhaft Früchte trägt – umso wichtiger ist das Engagement der Heliopolis.
Die Forschungen an der Universität zeigen auch, dass nur biologischer Landbau die zukünftige Ernährung sichern kann – nicht Gentechnik oder andere konventionelle Techniken. Sekem ist ohnehin seit Jahrzehnten der beste Beweis dafür.
Das bedeutet kein Schritt zurück ins vergangene Jahrhundert, wie so oft geunkt wird. Denn in der biologischen Landwirtschaft kommen gleichwohl neueste Techniken zum Einsatz. In Sekem arbeitet man mit Solarpumpen, die die unterirdische Bewässerungen der Felder noch nachhaltiger gestalten, und mit Gewächshäusern aus Photovoltaikplatten, die Aquakultur ermöglichen. Das Projekt wird von der DEG, der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft der KfW, gefördert. Mit Extrakten aus Heilkräutern ist es außerdem möglich, nicht gewünschte Insekten fernzuhalten.
Vieles, was die Uni erforscht oder lehrt, kommt auch gleichzeitig direkt der „Commmunity“ – was Gemeinde und Gemeinschaft bedeutet – zugute. Beispiel Wasser – ein rares Gut in Ägypten. Im Prinzip müssen 40 Prozent des Wassers importiert werden, also geht alles darum, den „Wasserfußabdruck“ zu verringern. Aber wie, wenn man weiß, dass für eine Pizzaschnitte schon 1260 Liter verbraucht werden? Das rechnete Dr. Hani Sewilami von der RWTH Aachen vor (Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen). Frische organische Lebensmittel sind da eine Alternative. Wie anerkannt Sekem inzwischen ist, zeigt, dass auch die internationale Demeter-Gesellschaft im Juni in Sekem tagen wird – ein Bio-Verband, der eine lange Tradition hat und hohes Vertrauen genießt.
Die drei Säulen der Heliopolis-Universität verbinden Bildung und Forschung mit Anwendung in der „Community“. Wenn man die leuchtenden Augen der Studenten bei der Präsentation ihrer Labors sieht, dann weiß man, dass die Sekem-Gruppe um den Alternativen Nobelpreisträger Ibrahim Abouleish mit der Verwirklichung ihrer Vision die richtige Entscheidung getroffen hat: Inzwischen bestehen ein landwirtschaftlicher Betrieb, eine Firma, die die Produkte verarbeitet, ein Kindergarten und eine Schule, eine Lehrwerkstatt… Da war es ganz folgerichtig, auch eine Universität zu gründen, um die Erfahrungen aus der Initiative weiterzutragen, aber auch, um sie zu dokumentieren und weiter zu erforschen.
Lassen Sie uns diese engagierten und mutigen Menschen unterstützen!
Das ist die Heliopolis-Universität für nachhaltige Entwicklung.
Hermann Becke schreibt
Ein wunderbarer Bericht – danke! Eine Ergänzung für alle Leser (Monika Griefahn weiß das natürlich!):
In Europa (N, NL, D, CH, A) gibt es fünf gemeinnützige Vereine, die SEKEM und die Heliopolis-Universität unterstützen – Details siehe: http://www.sekem.com/support.html
Wir in Österreich haben eine Reihe von Unterstützungsaktivitäten – hier sei speziell auf unser Stipendienprojekt für die Heliopolis-Universität hingewiesen – siehe: http://www.sekemoesterreich.at/index.php/spendenziele2017/oestip Vielleicht kann/will sich jemand daran aktiv beteiligen!
Herzliche Grüße aus Österreich!