Die Klimakonferenz in Paris hat begonnen, und es versteht sich von selbst, dass ich nun endlich auf ein Nachfolgeprogramm für das Kyoto-Protokoll hoffe. Mir ist unverständlich, warum es keinen allgemeinen Konsens über die Notwendigkeit gibt, das Klima zu schützen und die Erderwärmung zu begrenzen. Gerade torpedieren die Republikaner in den USA die Pläne von Präsident Obama wieder. Haben die denn keine Kinder, die saubere Luft atmen, Lebensmittel anbauen und im Meer baden möchten?
Ich war zu Beginn des Klimagipfels mit dem „Train to Paris“ unterwegs und habe a) meine Überzeugungen und b) Aida Cruises als Mitglied der Stiftung 2° vertreten. Dieser Sonderzug der Deutschen Bahn war Teil eines gemeinsamen Projekts verschiedener europäischer Länder und fuhr eine deutsche Delegation aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft umweltschonend zu den Klimaverhandlungen nach Paris. An Bord waren unter anderem unsere Umweltministerin Barbara Hendricks, weitere Vertreter aus dem Ministerium, aber auch Unternehmer wie Michael Otto als Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group oder Andreas Engelhardt, geschäftsführender Gesellschafter von Schüco, die aktiv etwas für den Klimaschutz tun und sich in der Stiftung 2° engagieren. Sie sind der Meinung, dass Unternehmer wesentliche Schritte für den Klimaschutz machen können.
Die Stiftung veranstaltete in einem eigenen Waggon ein Programm zu konkreten Beispielen und wirtschaftlichen Chancen von unternehmerischem Klimaschutz. Ich selbst habe am Beispiel von Aida über Maßnahmen zur Energieeffizienz gesprochen, die jedes Unternehmen nachmachen kann. Aida hat in den vergangenen Jahren viel investiert. Die Rostocker Reederei, für die ich als Direktorin für Umwelt und Gesellschaft tätig bin, errichtete zum Beispiel ihr neues Bürogebäude nach den Prinzipien der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB), bezieht an Land zu 100 Prozent Ökostrom und bestückt seinen Fuhrpark unter anderem mit Elektrofahrzeugen. Auch die Schiffe werden ständig weiterentwickelt, um Energie zu sparen und auf umweltschonendere Treibstoffe wie LNG (flüssiges Erdgas) umsteigen zu können.
LED-Beleuchtung oder Bewegungsmelder helfen, den Energiebedarf beim Licht um bis zu zwei Drittel zu reduzieren. Bei Klimaanlagen hilft die Wärmerückgewinnung aus Motoren und und und. Grundsätzlich ist mein Credo, dass jeder Unternehmer auf die Materialien achten sollte, die er für Bau, Produktion oder Betrieb einsetzt: Giftige Bestandteile sind nicht nur gesundheitsschädlich, sondern können auch nicht wiedergewonnen und erneut genutzt werden. Deshalb ist es auch Ressourcen- und Energieschonung, wenn man auf das Cradle-to-Cradle-Prinzip setzt, da Materialien wiederverwendet und mit geringerem Aufwand wieder neu genutzt werden können, wie auch Schüco sehr schön zeigt.
Spannend für mich war auch der Impulsvortrag von Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik zum Thema „Dekarbonisierung der globalen Ökonomie“. Denn es geht ja darum, die Wirtschaft insgesamt zu transformieren, den Energiebedarf insgesamt aus erneuerbaren Energien zu decken. Wenn wir das Zwei-Grad-Ziel (oder wie die Pazifik-Staaten, die besonders vom Steigen des Meeresspiegels bedroht sind, fordern, nur 1,5 Grad) erreichen wollen, müssen 70 Prozent der fossilen Rohstoffen in der Erde bleiben. Eine gewaltige Herausforderung! Dirk Messner setzt auf Vorreiter, um eine kritische Masse, eine „Häufigkeitsverdichtung“, zu erreichen. Die Vorreiter zeigen, wie es geht, und können es damit zum Trend zu machen! In der Stiftung 2° sind einige, die sich aus der Deckung wagen und andere mitziehen können. Bei Aida versuchen wir ebenfalls, gutes Beispiel zu sein, indem die nächsten Schiffe ab 2019 auf Erdgas als Treibstoff setzen. Idealerweise ziehen nicht nur die anderen Kreuzfahrer nach, sondern auch der Rest der Schifffahrt. Das wäre ein echter Durchbruch!
Dafür müssen noch politisch bessere Rahmenbedingungen erarbeitet werden. Allzu oft reicht Freiwilligkeit nicht aus. Und so schließt sich der Kreis: Der Klimagipfel in Paris ist eine riesige Chance, mutig zu sein und Nägel mit Köpfen zu machen. Die Verhandler sollten sie nutzen!
Fotos: Björn Förster
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