Olaf Schwencke war Europa immer wichtig, solange ich ihn kenne. Und Kultur war ihm immer wichtig! Wenn es nicht ein kulturelles Projekt Europa gibt, dann bricht alles auseinander – so sein Plädoyer. Europa existiere nicht ohne ethische Grundlage, aber auch die Region sei ein wichtiger Faktor für Europa. Eine größere Krise gab es da bereits 2005, als Frankreich und die Niederlande in Volksentscheiden die neue Verfassung Europas abgelehnt haben. Der Lissabon-Vertrag brachte eine Korrektur, doch heute scheint dieses (kulturelle) Projekt Europa gefährdeter denn je.
Dieses und viele weitere europäische und bundesdeutsche Hintergründe und Geschichten erzählt Olaf Schwenke in seinem Buch „Europa. Kultur. Politik. Die kulturelle Dimension im Unionsprozess“, das kürzlich von Thorsten Schäfer Gümbel, Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie, und dem Bundestagsabgeordneten Axel Schäfer im Willy-Brandt-Haus in Berlin vorgestellt wurde. Es ist eine spannende Textsammlung über die letzten 70 Jahre ohne Krieg in Europa, mit Zeitzeugen aus Deutschland und Gedanken an die über 60 Loccumer Kulturpolitischen Kolloquien in Kooperation mit der Kulturpolitischen Gesellschaft in Bonn, dessen Gründungspräsident Schwencke war und die er von 1976 für zwei Jahrzehnte geleitet hat.
Vieles aus dem Leben Schwenckes, der Bundestags- und Europa-Abgeordneter war, der als Studienleiter an der Evangelischen Akademie Loccum arbeitete, der Professor und Doktorvater vieler (so auch meiner) kultur- und europapolitischen Dissertationen war, kann man in dem Buch nachlesen. Die Diskussion zu den Texten hat in der Veranstaltung lebendig deutlich gemacht, wie vielfältig das Leben von Olaf Schwencke ist! Denn nicht nur Europa und Kultur beschäftigt ihn, sondern auch Umwelt und Partizipation. Als Wegbegleiter von Robert Jungk hat er die kritische Atomdebatte aber auch das positive Konzept von Zukunftswerkstätten begleitet. Und immerhin hat er vor seinem Studium der Germanistik, Theologie, Soziologie und Pädagogik eine grundsolide Ausbildung als Schiffsmaschinenschlosser gemacht, um seinen Jugendtraum zu erfüllen, zur See zu fahren!
Nun wird Olaf Schwencke 80 Jahre alt. Ich sage herzlichen Glückwunsch und wünsche ihm, dass er noch lange auf seinen geliebten Wanderwegen tippeln kann. Wir feiern ihn am 29. Januar von 15 bis 19 Uhr im Willy-Brandt-Haus mit der Veranstaltung „Kulturpolitik als Demokratiepolitik“. Darin wird es einen Blick auf die Kulturpolitik der vergangenen Jahrzehnte geben, und mit der Diskussion darüber, ob wir die Neue Kulturpolitik noch brauchen, auch einen Blick nach vorn. Ich bin außerdem schon sehr gespannt auf die Laudatio, die Wolfgang Thierse halten wird.
Das Programm mit dem Link zur Anmeldung (bis 27.1.2016): Kulturpolitik als Demokratiepolitik
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