Ich kenne Erhard Eppler natürlich als „Urgestein“ der SPD. Schon in den 1970er Jahren hat er von „Lebensqualität“ gesprochen und ist durch seine Arbeit als Entwicklungsminister auch zu dem Umwelt- und Friedenspolitiker der SPD geworden. Lange war er bei den Obergenossen nicht en vogue, wie auch sehr schön in seinem neuen Buch „Links leben“, das er im Willy-Brandt-Haus vorgestellt hat, in der Auseinandersetzung mit Helmut Schmidt beschrieben wird. Er trat sogar als Minister zurück, weil nach dem Rücktritt Willy Brandts als Bundeskanzler und Helmut Schmidts Amtsübernahme dieser den Entwicklungshilfeetat erheblich kürzte.
Für meine Doktorarbeit habe ich Erhard Eppler interviewt. Wir saßen bei ihm zu Hause, seine Frau servierte Tee. Wir aßen selbstgezüchtetes Biogemüse aus seinem Garten, und wir sprachen über seine aktive Zeit in der SPD. Wie er als Entwicklungsminister erkannt hat, dass Umweltschutz wichtig ist in der internationalen Zusammenarbeit, wie er versuchte, Willy Brandt das Thema Nachhaltigkeit in seine Reden zu schreiben, wie er mit den Protesten gegen Whyl sein Nein zur Atomkraft formte, wie er als einer der ersten einen Unterschied machte zwischen dem finanziellen Lebenswohl und der allgemeinen Lebensqualität – und das auf einer IG-Metall-Tagung in den 1970er Jahren! Er ist ein weiser Mann, dessen Engagement sich aus den Erfahrungen speist, die er in seinem persönlichen Leben, in seiner Arbeit gemacht hat.
Erhard Eppler hat fast ein Jahrhundert Zeitgeschichte miterlebt, und so direkt wie er auch redet – heute mit Respekt angehört –, so ist auch sein Buch geschrieben.
Es ist ein Lebensbericht und ein Zeitzeugnis. Das Kulturforum der Sozialdemokratie nennt es auch ein „politisches Vermächtnis“. Und der Ullstein-Verlag schreibt: „Das sehr persönliche Buch eines politischen Vordenkers, das fast ein Jahrhundert deutscher Zeitgeschichte erzählt und einen ungeschminkten Blick hinter die Kulissen bundesrepublikanischer Macht wirft.“ Klar ist: Erhard Eppler hat wichtige Jahre der Bundesrepublik Deutschland mit geprägt. Es ist fein, dass er selbst mit fast 90 Jahren noch einen 27-jährigen taz-Redakteur beeindrucken konnte, der im Dezember zur Buchvorstellung gegangen war. Als einer, der Erhard Eppler gar nicht mehr in politischer Verantwortung erlebt hat, befand der Journalist am Ende seines Artikels „Dieser Eppler ist gar nicht so übel.“
Schreiben Sie einen Kommentar